Blutrote Kuesse
geht schon. Ich brauche nur etwas Schlaf.«
Die Welt kippte, und als ich die Augen wieder öffnete, lag ich auf dem Boden und hatte eine mir wohl bekannte Jeansjacke unter dem Kopf. Etwa zehn Meter entfernt hob Bones eine Grube aus.
Das Mondlicht brachte seine Haut zum Leuchten. Er hatte sein Hemd ausgezogen, das Licht schimmerte auf seiner Alabasterhaut, schien sie zu liebkosen. Ohne Hemd wirkte er noch kantiger. Die Schultern wirkten unbekleidet breiter, und die harte Ebene seines Bauches wurde nur durch den Hosenbund unterbrochen. Vertiefungen und Muskeln tanzten unter der Anstrengung, und ich hatte noch nie etwas Schöneres gesehen.
»Wo ist dein Hemd?« Ich musste die Frage laut ausgesprochen haben, statt sie nur zu denken, denn er drehte sich um und antwortete.
»Du hast es an, Süße.«
Er bückte sich, hob den toten Vampir mit einer Hand hoch, versenkte ihn in der Grube und schaufelte Erde darüber.
»Oben ohne siehst du absolut fantastisch aus, weißt du das...?«
Er hielt inne und grinste mich an, seine Zähne blitzten in der Dunkelheit.
»Mir ist aufgefallen, dass du mir nur Komplimente machst, wenn du irgendetwas intus hast. So bist du um einiges besser zu ertragen, ganz ehrlich.«
Noch ein letztes Mal klopfte er mit der Schaufel die Erde fest, dann kam er zu mir. Mir wurde zwischendurch immer mal wieder schwarz vor Augen.
»Du bist immer wunderbar«, flüsterte ich, streckte einen Finger aus und fuhr ihm damit über die Wange, während er über mir kniete.
»Küss mich noch mal ...«
Alles war unwirklich. Der Boden unter mir, sein Mund auf meinem. Ein Laut der Enttäuschung entfuhr mir, als er den Kopf hob und sich aus meinen Armen löste.
»Warum hast du aufgehört? Schmecke ich eklig?« Etwas in mir erinnerte sich daran, dass ich mich vor Kurzem übergeben hatte.
Er lächelte, seine Lippen fuhren noch einmal sacht über meine.
»Nein. Du schmeckst nach meinem Blut, und ich bin ganz verrückt nach dir. Aber das ist nicht der richtige Augenblick. Jetzt bringen wir dich erst mal ins Bett. Hoch mit dir.«
Er trug mich. »Bones«, seufzte ich. »Weißt du was? Ich fürchte mich nicht vor dir, aber du machst mir Angst...«
Seine Umrisse verschwammen wieder.
»Du machst mir auch Angst, Kätzchen«, hatte er vielleicht geantwortet, aber ich war mir nicht sicher. Wieder wurde alles schwarz.
Meine Mutter lag hinter mir, hatte die Arme um mich geschlungen, und ich kuschelte mich an sie. Sie nahm mich nie in den Arm, und es war ein schönes Gefühl. Sie murmelte etwas, und ihre Stimme war leise und tief. Ihre Arme waren äußerst muskulös, und ihre Brust, die sich an meinen Rücken presste... war steinhart.
Ich riss die Augen auf und wachte zum zweiten Mal in meinem Leben mit einem Vampir im Bett auf. Diesmal war es noch viel schlimmer, denn ich trug nur ein Hemd und einen Slip, und er...
Ich stieß einen Schrei aus. Bones sprang auf und sah sich hektisch nach der vermeintlichen Gefahr um. Ich wandte den Blick gleich wieder ab, denn ich hatte die Gefahr sofort erkannt. Die Röte schoss mir in die Wangen, und ich kniff die Augen fest zu.
»Was ist los? Ist da jemand?« Sein Tonfall war scharf und bedrohlich.
Stumm schüttelte ich den Kopf, während ich krampfhaft versuchte mich zu erinnern, wie ich hierhergeraten war. Ich wusste nur noch, dass ich auf dem Boden gelegen war und ihn geküsst hatte...
»Bones.« Ich musste es wissen. »Haben du und ich... ist zwisehen uns irgendwas passiert? Ich kann mich nicht erinnern. Du musst mir die Wahrheit sagen.«
Er schnaubte verärgert, und ich spürte, wie das Bett unter seinem Gewicht nachgab, als er sich wieder hinlegte. Ich rückte sofort von ihm ab und warf ihm durch meine Wimpern hindurch so lange verstohlene Blicke zu, bis ich sicher war, dass ein Bettlaken ihn von der Hüfte abwärts bedeckte.
Er sah mich mit kaum verhohlenem Zorn an. »Du glaubst also, ich würde über dich herfallen, wenn du bewusstlos bist? Glaubst, ich bin nicht besser als die beiden Wichser, die dir Betäubungsmittel in den Drink gemischt haben? Dein Kleid war halb zerrissen und mit Erbrochenem beschmiert, das war alles, also habe ich dir ein Hemd angezogen und dich hergebracht. Dann bin ich wieder in den Club gefahren.«
»Oh.« Jetzt kam ich mir dumm vor und wollte mich verteidigen, weil ich die falschen Schlüsse gezogen hatte. »Aber warum bist du dann nackt.«
»Weil es schon angefangen hat, hell zu werden, als ich mit deinen Jüngelchen fertig war. Hennessey
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