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Blutrote Lilien

Blutrote Lilien

Titel: Blutrote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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zwischen den Männern vor, Condés Abneigung war fast greifbar, und einen Moment lang sah es so aus, als würde sich der Herzog mit dieser Antwort nicht zufriedengeben, doch dann deutete er eine kurze Verbeugung an und ging an uns vorbei.
    Nachdem er im Treppenaufgang verschwunden war, wandte sich der Prinz mir erneut zu. Unter seinem forschenden Blick intensivierte sich das Rot in meinem Gesicht. Sehr zu meinem Missfallen.
    »De Bassompierres Verlobte also. Kein Wunder, dass Ihr verstummt seid, sicherlich hat es Euch einfach die Sprache verschlagen angesichts der Stadt Paris und des Hofes. Wie es heißt, seid Ihr auf dem Land aufgewachsen?«
    »Ich war bereits einmal in Paris und in anderen größeren Städten des Landes«, gab ich endlich etwas von mir, aber es kam mir vor wie eine Rechtfertigung.
    Er schaute mich weiter mit diesem Blick an, als wolle er eine Schwachstelle finden. »Seht an, Ihr könnt ja doch reden. Dann war die vorübergehende Stummheit wohl nur meiner Gegenwart geschuldet oder dem Staunen darüber, dass der gesamte Hof von Euch redet. Von Euch und den Eskapaden Eures Verlobten.« Ein kleines grausames Lächeln umspielte seinen Mund.
    »Ihr seid unverschämt!«
    Dieser Ausruf schien ihn zu amüsieren. »Das hat man mir schon ein paarmal gesagt, Mademoiselle, Ihr seid wahrlich nicht die Erste. Und da wir das nun festgestellt haben, seid doch so gütig und beantwortet meine Frage.«
    »Das war keine Frage, es war eine Beleidigung, wie Ihr sehr wohl wisst, und ich weigere mich, darauf einzugehen.« Es ärgerte mich maßlos, dass dieser Kerl, auch wenn er der Prinz war, mich ansah und glaubte, bereits alles über mich zu wissen. Wer in Gottes Namen gab ihm das Recht, sich so anmaßend zu verhalten?
    Wütend ballte ich die Fäuste an den Seiten und biss mir auf die Zunge, um ihm nicht ein paar Beschimpfungen an den Kopf zu werfen, die ich von Henri gelernt hatte und die der Prinz zweifellos als Beleidigung der königlichen Familie aufgefasst hätte. Er besaß zwar keinerlei Ähnlichkeit mit einem Esel, dafür führte er sich gerade wie einer auf!
    »Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt«, sagte ich mit so viel Würde, wie ich gerade noch aufbringen konnte angesichts der Tatsache, dass mir das Blut in den Wangen pochte.
    Ich nickte und wollte an ihm vorbei auf die Galerie gehen, als er nach meinem Arm griff und mich ein Stück zu sich heranzog. Wo seine Finger mich berührten, spürte ich ihre Wärme durch den Stoff, und plötzlich schlug mein Herz so laut, dass ich Angst hatte, er würde es hören. Sein Blick tastete mein Gesicht ab, als suche er darin etwas.
    »Ist es wahr, dass Eure Sehnsucht nach de Bassompierre so groß war, dass Ihr deshalb zu ihm gegangen seid?«
    Auf diese unverschämte Frage hätte ich eigentlich nicht antworten sollen, aber sein Blick brachte mich dazu, dass ich es trotzdem tat.
    »Nein, es war keine Sehnsucht.«
    »Was war es dann?«
    »Warum wollt Ihr das wissen?«
    »Antwortet!«
    Ich atmete tief durch. »Ich wollte ihm eine Frage stellen, wenn Ihr es wissen müsst.«
    »Eine Frage?«
    »Ja. Ich habe geglaubt, die Antwort darauf wäre wichtig für eine harmonische Ehe, und ich habe meine Antwort auch erhalten, wie Ihr wohl erfahren habt.«
    Einen Moment starrte er mich noch an, dann ließ er mich abrupt wieder los und stieß mich von sich, sodass ich einen Schritt zurückstolperte.
    »Dann geht jetzt, Mademoiselle. Und passt das nächste Mal besser auf, wohin Ihr rennt, sonst werdet Ihr eines Tages noch den König überrennen.« Mit diesen Worten drehte er sich um und folgte dem Großkämmerer in den Treppenaufgang.
    Ich sah ihm nach und schüttelte den Kopf. Nachdenklich rieb ich mir den Arm an der Stelle, wo seine Hand sich darum geschlossen hatte. Was für ein seltsamer Mensch dieser Condé doch war. Er besaß zwar ein gutes Aussehen, aber er war auch ungehobelt und launisch. Er hatte wirklich kein angenehmes Wesen. Ich verstand nicht, was Angoulevent an ihm fand.
    Trotzdem musste ich in den folgenden Stunden, in denen ich mich in den Tuilerien vor Vater und dem Marquis versteckte, immer wieder an den Blick aus diesen dunklen Augen denken – und ich fragte mich, was der Prinz in meinem Gesicht zu finden gehofft hatte.

- 12 -
     
    Doch noch etwas anderes beschäftigte mich neben der Frage, was es mit dem Prinzen Condé auf sich hatte: Ich war in Paris, um dem König vorgestellt zu werden – und der Tag rückte näher.
    Die Ballettproben nahmen nun den größten

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