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Blutrote Lilien

Blutrote Lilien

Titel: Blutrote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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zweiter Reihe – und außer dem König lächelte niemand. Im Gegenteil, alle blickten mich finster an, als wäre es irgendwie meine Schuld, dass es zu diesen Geschehnissen gekommen war, während ich mich fragte, ob der Prinz sich womöglich jeden Moment umdrehte, um einfach fortzurennen, so wütend sah er aus.
    Ich hörte kaum die Worte des Paters, mein Blick glitt an den Wänden der Galerie entlang, während in mir ein Sturm tobte. Ich sah zu den Deckengemälden und erkannte Pan, Perseus und Andromeda. In der Galerie hingen Porträts von Souveränen aus ganz Europa, und der Platz zwischen den Fenstern war mit vierzehn Porträts von Königen und ihnen gegenüber vierzehn Königinnen geschmückt. Alle immer umgeben von kleineren Porträts von wichtigen Damen und Herren. Sie alle schienen auf mich herabzusehen. Ob sie hier glücklich gewesen waren? Hatten sie sich verliebt? Manche sogar in ihre Ehepartner?
    Wie in Trance hörte ich den König uns zur Verbindung unserer Häuser gratulieren. Ich sah Vaters ernste Miene und Henris griesgrämiges Stirnrunzeln. Auch der Marquis de Bassompierre war anwesend, bleich und zornig sah er aus. Die Königin weigerte sich, uns anzublicken, und als der König uns ein Glas Wein zum Anstoßen gab, verließ sie mit ihrem Hofstaat die Galerie.
    Der König küsste mir beide Wangen, überreichte mir ein kleines Kästchen und forderte mich auf, es zu öffnen. Es enthielt ein Armband aus gelben Diamanten, das sicher so viel wert war wie die Einnahmen aus den Jahresmieten unserer Hotels in der Stadt. Ich stammelte Dankesworte, aber der König winkte ab und eröffnete die Feier zu Ehren der Verlobten, aber ich konnte nicht recht begreifen, dass der ganze Aufwand mir galt. Die Musik begann zu spielen und nacheinander gratulierten uns Höflinge, doch bei den wenigsten kam es von Herzen. Es schien, als hätte sie jemand aufgezogen wie die Automaten in den königlichen Werkstätten.
    Die Verlobung mit de Bassompierre hatte damals in Chantilly im Kreis meiner Familie stattgefunden. Zum Abendessen hatte es Hirschragout gegeben.
    »Ich hoffe, Bertha hat nicht mit dem Salz gespart«, hatte Vater an jenem Abend gesagt. Es kam mir vor, als wäre es erst gestern gewesen.
    Ich wollte mit Condé reden, auch wenn ich nicht wusste, was ich ihm sagen wollte. Der König schien dagegen mit allem zufrieden, er strahlte und scherzte, und nur weil ihm seine Gicht an diesem Tag zu schaffen machte, zog er sich beizeiten zurück. Vorher küsste er mich noch einmal auf die Wange und wünschte mir viel Glück.
    Kaum war der König am Ende der Galerie verschwunden, griff Condé auch schon nach meinem Arm, löste das Armband von meinem Handgelenk und warf es in die Blumenvase, die uns am nächsten stand.
    Mit offenem Mund sah ich dabei zu. »Ihr könnt doch nicht ...«
    »Glaubt Ihr vielleicht, ich lasse meiner zukünftigen Frau von einem anderen Mann Geschenke machen, ausgerechnet am Tag unserer Verlobung?« Er schnaufte wie ein Stier und mit Verwunderung erkannte ich, dass er eifersüchtig war. Möglichweise hätte mich das zu einem anderen Zeitpunkt erfreut, doch augenblicklich war er so wütend, dass ich mehr Angst davor hatte, er würde dem König jeden Moment hinterherrennen und vor versammeltem Hof eine Szene machen.
    »Ich hätte es ohnehin zurückgeschickt«, sagte ich leise. »Es war an diesem Tag unangebracht, Ihr habt recht.«
    Misstrauisch sah er mich an und ich seufzte innerlich. Herrje, das würde ja etwas werden. Wollte er alles anzweifeln, was ich in Zukunft sagte? Wahrscheinlich wäre er noch skeptisch, wenn ich behauptete, der Himmel sei blau! Er erinnerte mich an einen unserer Jagdhunde in Chantilly, der den Falknermeister zweimal in die Hand gebissen hatte, bevor er zahm geworden war. Vielleicht sollte ich versuchen, Condé hinter den Ohren zu kraulen. Bei den Hunden hatte das geholfen, sie zu beruhigen.
    »Meint Ihr nicht, dass wir miteinander glücklich werden könnten?«, fragte ich ihn nachdenklich.
    »Wollt Ihr das denn, Charlotte?«
    Erstaunt sah ich ihn an. »Aber ja. Warum sollte ich nicht?«
    Es dauerte eine Weile, bis er mir antwortete, und dabei klang seine Stimme verbittert. »In keine Ehe ist jemals Ruhe und Frieden eingekehrt, in der der König mit ins Ehebett gestiegen ist.«
    Angesichts dieser Worte wurde ich rot. »Ihr seid schon wieder dabei, mich zu beleidigen. Ich habe nicht vor, den König in unser Ehebett einzuladen.«
    »Ihr würdet auf die Ehre verzichten, die es mit sich

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