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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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Cabrios winken, aber die Zuschauer jubeln wie wild. Silas nimmt Rosie an der Hand und führt sie nach vorn, woraufhin sie rot wird. Ich lungere im Hintergrund herum, wo ich leichter unbemerkt bleiben kann – obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich den Wölfen oder beiläufigen Blicken ausweiche. Die meisten der Debütantinnen sind Mädchen, mit denen ich zur Schule gegangen bin. Wäre ich mit ihnen jetzt da oben, wenn die Dinge sich anders entwickelt hätten? Ich starre auf meine Füße und versuche sie mir in Pumps vorzustellen. Versuche mir mich selbst in einem Ballkleid auf einem Festwagen vorzustellen, zusammen mit Freunden, die nichts von Wölfen wissen und wunderschöne, makellose Gesichter haben. Die Dinge können sich so rasend schnell verändern, es ist so leicht.
    Es ist unmöglich. Wie auch immer, der Fenris lauert am Rande meiner Gedanken. Und überhaupt: Ich
brauche
keine Horde von Freunden, nicht wenn ich Rosie und Silas habe. Sie wären ohnehin nur bei der Jagd im Weg. Ich seufze, suche die Gegend um mich herum ab und entdecke ihn schließlich – den perfekten Ort für einen Fenris auf der Pirsch. Eine Reihe Picknicktische hinter den Buden, weit genug im Wald, um im Schatten des Blätterdachs zu stehen, und isoliert genug, um sich ein Mädchen zu schnappen oder sie tiefer in den Wald zu führen. Als Silas und Rosie zurückkommen, haben sie beide Hände voller Süßigkeiten, mit denen die Cheerleader geworfen haben. Ich deute in Richtung der Tische.
    »Was meinst du?«, frage ich Silas. Er nickt und steckt seine Süßigkeiten in Rosies Tasche.
    »Das sieht tatsächlich perfekt aus. Ich gehe auf dem Fußweg außen herum?« Silas besitzt die fantastische Eigenschaft, sich innerhalb weniger Herzschläge vom Bonbons fangenden Jungen in einen ernsthaften Jäger zu verwandeln. Ich muss zugeben, ich bin manchmal ein klein wenig neidisch auf ihn, denn meine Gedanken scheinen nur bei der Jagd bleiben zu können.
    »Genau«, antworte ich.
    Rosie und ich schieben uns durch die Menge, an der Seite einer der Apfelgeleebuden entlang.
    Langsam nähern wir uns den Picknicktischen. Ich setze mich auf eine Bank, straffe die Schultern und strecke die Brust heraus. Auch Rosie thront, zurückgelehnt und mit den Händen abgestützt, auf dem moosigen Tisch.
    »Halt den Kopf unten«, ermahne ich sie.
    »Ich weiß«, murmelt Rosie und lässt die Beine vor und zurück baumeln. Sie seufzt nach einer langen Pause. »Wir sind hier mal mit Mama hergekommen.«
    »Wie kannst du dich daran erinnern?« Mama hat hier – ohne die Drogen – tatsächlich nur die ersten fünf Jahre in Rosies Leben herumgehangen. Sie konnte es stets nur für eine kurze Zeit irgendwo aushalten; weshalb Oma March sie eine
Ruhelose
nannte. Natürlich nannte Oma March sie auch eine Hure, wenn sie besonders wütend war. Beides traf den Nagel auf den Kopf.
    Rosie zuckt mit den Schultern und lehnt sich nach vorn. Ich behalte die Menschenmenge im Auge und werfe ihr einen bedeutungsvollen Blick zu –
komm schon, wir sind zum Jagen hier.
Sofort streicht sie ihr Haar verführerisch zurück, ehe sie mir antwortet.
Na los, ihr Wölfe. Sehen wir nicht entzückend aus?
    »Ich erinnere mich, dass der Wagen, in dem wir damals gefahren sind, genauso angemalt war wie der von Silas«, sagt meine Schwester. »Und ich weiß noch, dass Mama mir Papieräpfel überall an mein T-Shirt geheftet hat.«
    »Wow«, antworte ich. Sie hat wirklich kein Detail vergessen. Mir durfte Mama nie das T-Shirt mit Äpfeln dekorieren, und ich habe es nur einmal bereut – als ich feststellen musste, dass die anderen Kinder genauso lächerlich angezogen waren.
    Hinter uns im Wald knackt ein Zweig. Rosie und ich schauen uns kurz an …
    Dann lachen wir. Laut. Fröhliches, lebendiges Dummes-Mädchen-Gelächter. Rosies Lockvogellachen unterscheidet sich nicht so sehr von ihrem normalen, ich dagegen hebe die Stimme, lasse mein übliches Wiehern sein und kichere.
Ja, Wolf, wir sind dumme, alberne kleine Mädchen. Friss uns.
Wieder knackt ein Zweig. Ich senke den Kopf, damit mir die Haare ins Gesicht fallen, dann spähe ich durch die Strähnen, um einen Blick auf Silas zu werfen, der um den Parkplatz herumgeht. Locker, ganz locker.
    Rosie stützt sich wieder auf die Hände und wedelt mit den Beinen durch die Luft wie ein Pin-up-Girl. Jemand beginnt gleichmäßig durch die Bäume zu stapfen, zertritt Zweige und Blätter, während er näher kommt. Wir tun so, als würden wir es nicht hören, als

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