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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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würden wir die Bewegung der Person, die sich heranschleicht, nicht wahrnehmen. Ich stehe auf, den Kopf gesenkt, lasse den Wind unter meinen Mantel fahren und schicke so eine parfümierte Brise in den Wald.
    »Zivilisation, du hast mich wieder!«, schreit eine männliche Stimme triumphierend.
    Rosie und ich werfen uns ein heimliches Lächeln zu.
    Der Mann, der aus dem Wald tritt, sieht aus wie ein Typ aus einer Studentenverbindung. Sein Haar ist hellblond, er hat blaue, weit auseinanderstehende Augen, in denen man sich verlieren könnte, und ist kräftig gebaut, mit breiten Schultern. Er springt auf uns zu, ein Grinsen im Gesicht. Ich versuche durch meine Strähnen einen Blick auf ihn zu erhaschen, ohne dabei die Augenklappe oder die Narben zu enthüllen. Irgendwas stimmt hier nicht – er riecht wie ein Fenris, und ich kann die nahe Gegenwart des Wolfs spüren, aber die Augen des Mannes sind gerötet, als hätte er geweint. Wölfe weinen nicht – die Seelenlosen haben nichts zu beklagen.
    »Wo kommst denn du her?«, frage ich ihn lachend. In solchen Momenten stelle ich mir oft vor, ich wäre Rosie, aber ich habe es ihr nie gesagt. Ich bin vielleicht die bessere Jägerin, aber es steht außer Frage, dass sie der bessere Köder ist. Ich betrachte die Nägel des Mannes – definitiv keine Klauen –, aber dort, an seiner Hose, kleben Stücke schmutzigen Fenris-Fells.
    »Ich bin irgendwie von dem Weg abgekommen, auf dem ich war.« Er grinst mit jungenhaftem Charme. »Ich dachte schon, ich würde für den Rest meines Lebens mitten im Wald festsitzen.«
    »Dann hättest du ja das ganze Apfelfest verpasst«, antworte ich fröhlich.
    Er nickt hungrig, und seine halbmondförmigen Augen funkeln. Er
muss
ein Fenris sein – ich täusche mich nicht. Nur die Tränen in seinen Augen irritieren mich.
    »Ich weiß. Das wäre ein Jammer gewesen. Ich habe mich verlaufen, weil ich diesem Rehkitz, das wohl verloren gegangen ist, nachgelaufen bin.« Er nickt zurück in Richtung des Waldes.
    Du verarschst mich. Die Jungtier-Masche?
Wow. Es fällt mir schwer, nicht zu seufzen.
    »Ein Rehkitz?«, quiekt Rosie. Sie blickt zu ihm auf und lässt ihn ihr Gesicht für den Bruchteil einer Sekunde sehen, damit er nicht zu misstrauisch wird, weil ich meines verberge.
    Ich halte den Atem an und warte darauf, dass er sie wiedererkennt, trotz des dick aufgelegten Make-ups. Rosie schaut mir kurz in die Augen und schüttelt den Kopf – eine kleine Bewegung, so leicht, dass sie niemand außer mir bemerkt hat. Der Typ ist nicht der Fenris, den sie gestern hat entkommen lassen. Das hier ist ein anderer.
    Aber das ist egal – auch er muss sterben. Ich drehe mich wieder zu ihm um, sein blondes Haar weht in der leichten Brise. Wie alt mag er gewesen sein, als er sich verwandelt hat? Er wirkt kaum älter als Silas. Vermutlich bleibt er selten hungrig – in dem Alter und mit der charmanten Stimme. Er ist mindestens genauso gut darin, seine Opfer anzulocken, wie Rosie.
    »Wollt ihr es sehen? Ich wollte eigentlich das Forstamt anrufen, aber ich zeige es euch vorher, wenn ihr wollt.« Mit einem einladenden Lächeln deutet er in die Richtung, aus der er gekommen ist.
    »Ich will es sehen! Lasst uns hingehen.« Rosie nickt mir nachdrücklich zu.
    Der Mann leckt sich die Lippen, als wir aufstehen, dann dreht er sich um und zieht sich in den Wald zurück. Wir folgen ihm mit einigen Metern Abstand.
    »Wie weit drinnen ist das Reh?«, frage ich im Plauderton.
    Er wirft uns ein breites Grinsen zu. »Och, nicht weit.«
    Wie ist es möglich, dass er sich bis jetzt noch nicht verwandelt hat? Normalerweise können sie diese Scharade nicht so lange aufrechterhalten. Ich bewege mich und versuche, das Rudel-Zeichen auf seinem Handgelenk zu erspähen, aber irgendwie kann ich es, während er sich bewegt, nicht erkennen. Der Mann schluckt schwer – nervös? Nein. Wölfe sind niemals nervös. Irgendetwas stimmt hier nicht.
    Die Geräusche des Apfelfestes gehen langsam in den Waldgeräuschen unter. Nur wenn einer der Festwagen ab und zu hupt, dringt es noch an unsere Ohren. Ich konzentriere mich ganz auf den Wald: brechende Zweige, Vogelgezwitscher, das leichte Plätschern des Baches, der mitten durch den Park fließt. Ich muss mich ständig nach rechts wenden, wenn der Fenris sich umdreht, damit er nur mein gesundes Auge sieht.
    Wir trotten ein ganzes Stück weiter in den Wald, dann hält der Mann endlich an.
    »Also … hier ist es!«, ruft er, unpassend laut,

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