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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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Schritte, und ihre Köpfe zucken sehr wölfisch vorwärts, aber sie ignorieren das Geräusch und setzen ihr Gespräch fort.
    Ich bin bereit, ganz aufzustehen, wenn sie sich auf mich zubewegen. Die drei reden immer noch, und ein Wort erregt meine Aufmerksamkeit:
Welpe.
Ich sinke zurück in die Azaleen, neugierig.
    »Ich sage einfach nur, dass er hier war. Ich kann es riechen. Das bedeutet wohl, wir sind dichter dran als Pfeil, oder?«, knurrt ein äußerlich alter Fenris, der ängstlich seine Hände betrachtet, die mit speckigem, verfilztem Fell bedeckt sind. Er schüttelt sie mit einem frustrierten Gesichtsausdruck, und das Fell verschwindet. Ohne das Fell ist er durchaus attraktiv. Er sieht aus wie ein Arzt oder Rechtsanwalt, mit grauen Strähnen und tiefliegenden Augen, die im Mondlicht nahezu stahlgrau glänzen. Ich frage mich, wie viele Frauen zwischen 20 und 30 er schon fortgelockt hat.
    »Das bedeutet nicht, dass wir fressen können, wann immer wir wollen. Wir sind heute Nacht auf Patrouille, nicht auf der Jagd«, antwortet ein anderer Fenris. Er sieht verbraucht aus, als wäre er genervt, müde – und hungrig. »Los, kommt. Wir müssen den Jungen finden. Alpha wird ihn umbringen, wenn er herausfindet, dass er in unserer Patrouillennacht einem Mädchen nachgestiegen ist. Wir können morgen jagen. Zur Hölle damit, es ist ja nicht so, dass da nicht noch fünf Millionen mehr wären, wo dieses Hühnchen hergekommen ist. Uns läuft die Zeit davon. Die Zeit des Welpen hat schon begonnen. Wenn wir
auch
den hier verpassen …«
    »Wie auch immer«, brummt der dritte Fenris, ein jüngerer, ungefähr in Silas Alter, mit glattem schwarzem Haar, unter dessen T-Shirt sich deutlich der Bizeps abzeichnet. »Wenn der Esel nur endlich aufhören würde, durch die gesamte verfluchte Stadt zu wandern! Bist du dir sicher, dass ihn jemand in Atlanta gewittert hat? Ich sage immer noch, die Jungs die wir draußen auf dem Land haben, denken …«
    »Das erzählst du dann aber selbst dem Alpha«, knurrt der zweite Fenris mit kaum menschlicher Stimme. »Willst du erklären, dass du zu beschäftigt mit dem Hinterherjagen von Röcken warst und den Welpen den Pfeilen überlassen hast? Wo sie doch sowieso schon wachsen? Sie haben Sperling übernommen. Willst du, dass sie uns ebenfalls übernehmen? Dass sie einfach stärker werden, unsere Mitglieder stehlen und den Welpen für sich beanspruchen?«
    Der andere Fenris schweigt. Sie starren einander finster an, wie Hunde, die auf einen Kampf warten, bis der Grauhaarige sich schlagartig umdreht und davonstürmt. Die anderen folgen ihm auf dem Fuß, und ich sehe den jungen Fenris, der Rosie gefolgt ist, aus einem Seitenpfad herauswuseln, mit einem entschuldigenden Ausdruck auf dem Gesicht. Seine Nase wächst wieder, während die wölfische Schnauze schrumpft, und ich beobachte, wie er einen sehnenden Blick auf die Stelle wirft, an der meine Schwester sein muss.
    Sie werden weglaufen. Sie werden jeden Moment verschwinden. Sie werden mich wieder alleine stehen lassen. Mit einem Beil und ohne dass ich etwas erreicht hätte. Ich bin nicht der Köder, nicht mehr – ich bin nur noch eine Jägerin. Ich stehe auf, und meine rote Kapuze gleitet mir aus dem Gesicht. Die Wölfe drehen sich zu mir um, neugierig. Ich mache ein paar Schritte aus den Büschen hinaus und trete ins Mondlicht.
    »Was haben wir denn da?«, faucht einer. Sein Blick springt von meinem roten Mantel zu meinem Gesicht, angezogen von der Farbe und zugleich abgestoßen von den Narben. Ihn dazu zu bringen, sich vor Lust zu verwandeln, wird nicht funktionieren – aber aus Wut.
    Ich stürme vorwärts, das Beil erhoben. Der Fenris, der meiner Schwester nachgestellt hat, kann seine Transformation nicht kontrollieren und schießt vorwärts, um mich abzufangen. Noch ehe er mir zu nahe kommt, schleudere ich ihm das Beil entgegen. Es wirbelt durch die Luft und dringt tief in seinen Arm, tief genug, um ihn zu Fall zu bringen. Er zuckt hin und her, menschliche Augen werden zu tierhaften, voller Dunkelheit, voller Hass. Die anderen drei Fenris scheinen aus ihrer Verwirrung zu erwachen und verwandeln sich in einer fließenden Bewegung.
    Sie werden mir nicht entkommen – diesmal nicht. Sie werden nicht mit der Nacht verschmelzen, weil ich nicht in der Lage bin, sie zu ködern. Der Geruch ihres Fells erfüllt die Luft, und ich stürze nach vorn, um nach meinem Beil zu greifen, das neben dem jüngsten Fenris liegt. Meine Schulter taucht in eine

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