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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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den anderen Mädchen gegenüber, den Mädchen die nichts von den Fenris wissen. Ich schiele auf die Tafel, auf der die Kurse aufgelistet sind. Es gibt von allem etwas. Blumengestecke arrangieren, Tanzen, Französisch, Origami, Feng Shui … ich fühle mich geradezu überwältigt und wäre beinahe rückwärts gestolpert angesichts des Angebots. Ich kann alles belegen, was ich will. Ein freudiges Gefühl beginnt sich in meiner Brust auszubreiten.
    Mach kein Ding daraus, Rosie. Denk daran, das hier soll kein Ersatz für die Jagd werden. Die Jagd ist deine Pflicht. Das hier ist nur zum Spaß – lass dich nicht mitreißen.
    »Alles klar, die Kurse beinhalten drei Stunden, jeder Kurs, den du willst. Die Kurse beginnen nächsten Dienstag und dauern vier Wochen. Eine Woche muss ausgelassen werden. Schülertarif bedeutet, dass du mir 28 Dollar schuldest«, sagt die gertenschlanke Rezeptionistin, tippt auf ihrer Tastatur herum und schiebt mir einen Plan in die Hand.
    Ich gebe ihr das Geld. Scarlett wird stinkwütend sein.
    »Das hier ist deine Kurskarte. Bring sie einfach mit.«
    Ich nicke und nehme die Karte. Die Frau wirft mir einen misstrauischen Blick zu, doch ich gehe einfach.
    »Wow«, sage ich, als ich das Gebäude verlasse.
    Silas grinst.
    »Ziemlich aufbauend, aus dem Waldarbeiter- … äh, Jägerrudel auszubrechen, oder?«
    Ja. Ja, das ist es. Aber dann überkommen mich Schuldgefühle. »Scarlett wird total sauer sein. Leute sterben, weißt du? Leute könnten von einem Fenris gefressen werden, während ich hier bin …«
    »Entspann dich, Rosie. Du verlässt sie nicht. Du machst nur einen Kurs«, sagt er und stupst mich sanft an, aber mit genug Hautkontakt, dass ein Schauder meine Wirbelsäule hinabläuft. Das Verlangen in mir, mich bei ihm einzuhaken, wird übermächtig. Ich kämpfe es nieder. Einmal mehr.

[home]
Kapitel 9
    Scarlett
    M
eine innere Stimme klingt wie die von Oma March, und sie macht mir Vorhaltungen. Ja. Es wird in Ordnung gehen. Erinnere dich daran, warum du hier bist: um die Fenris zu jagen, um die Flut der Tode zu beenden. Du bist nicht hier, um der Star zu sein. Rosie hat es verdient, auch mal eine Zeitlang in der ersten Reihe zu sitzen. Sie ist eine hervorragende Jägerin. Sie wird nicht vernarbt oder zerbrochen enden, nicht mit dir und Silas zu ihrem Schutz. Du kannst dicht bei ihr bleiben, sie beschützen.
    Ich traue meiner inneren Stimme nicht, um ehrlich zu sein.
    Wir durchschreiten das Geschäftsviertel, gehen vorbei an dunklen Wolkenkratzern mit einsamen Sicherheitsleuten, die in den Lobbys patrouillieren. Die Stadt schmeckt nach Rauch und Hitze, eine Erinnerung an den Tag. Mir dagegen ist kalt, trotz meines Mantels. Geräusche branden auf, Gelächter, Gespräche, und es ist fast so, als hätten wir plötzlich eine magische Grenze überschritten, hinter der das Nachtleben der Stadt beginnt. Taxen brausen an uns vorbei, Mädchen rufen nach ihren Freundinnen, Typen stolzieren großspurig gockelnd umher und verdrehen die Köpfe nach Frauen, die deswegen anmutig dahinschmelzen. In einigen mitgehörten Gesprächen brodeln Gerüchte: Mädchen erzählen von den letzten Morden und schmücken die Details genüsslich aus. Sie glauben nicht, dass ihnen etwas passieren könnte.
    Ich muss Rosie nicht sagen, was sie zu tun hat, ich habe es ihr schon vor langer Zeit beigebracht. Sie schert vor uns ein und lässt die Kapuze vom Kopf gleiten. Silas und ich laufen locker hinter einer Reihe bis zur Lächerlichkeit aufgemotzter Geländewagen, während meine Schwester an dem Rudel von Schmetterlingen vorbeiläuft, die Cocktails trinken und aufreizend auf der Veranda einer Bar tanzen. Einige Männer schauen Rosie nach. Die meisten ignorieren sie, aber einer scheint sich von ihr angezogen zu fühlen.
Weiter so, Rosie.
Der Mann – ein Fenris, ich kann es spüren – sagt irgendetwas zu der ungefähr 20-jährigen, mit der er gesprochen hat, und stellt seine Bierflasche auf den Tisch. Sie bevorzugen ihre Beute jung und frisch. Zum Glück für uns.
    Rosie weiß noch nicht, dass er da ist, und geht weiter, bis sie die Menge, die die Bar umgibt, verlassen hat. Silas und ich folgen ihr einen Moment, biegen dann scharf rechts ab und sprinten zum Park, in dem es sich besser jagen lässt. Dort angekommen, kauern wir uns hinter der Hinweistafel zusammen. Rosie folgt unseren Anweisungen und geht einen der gepflasterten Wege hinunter, die Kapuze wieder auf dem Kopf, damit der Fenris nichts weiter sieht als ein

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