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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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den Griff meines Beils gleiten.
    »Um zwei«, sagt Silas. »Komm schon, Lett, einige von uns schlafen. Und nebenbei: Wenn wir bis um zwei nichts gefunden haben, dann werden wir auch nichts mehr finden.«
    Ich starre ihn finster an, nicke aber. »Gut. Zwei. Es sei denn, man verfolgt jemanden, aber das ist ja klar. In diesem Fall gilt: dranbleiben. Rosie, wenn du eine Gruppe von ihnen triffst …« Rosie wirft mir einen frustrierten und verletzten Blick zu. Ich will es nicht sagen, denn ich weiß, es tut ihr weh, es zu hören, aber … »Pass auf dich auf, bitte.« Ich fühle mich ein bisschen besser, als Silas ihr einen Blick zuwirft, der dasselbe sagt.
    »Werde ich«, antwortet sie mit einem Seufzen und zieht ihren Messergürtel enger.
    »Also, ich gehe zurück in den Park, wo wir diese Meute gesehen haben«, erkläre ich und versuche den Eifer in meiner Stimme zu verbergen. Fünf … wenn ich doch nur die fünf von neulich noch mal sehen würde. Diesmal würde ich nicht warten, bis sie sich verwandeln. »Rosie, wieso gehst du nicht nach unten, an die Seventeenth Street?«
    »Da sind überall Geschäfte, dort wird um diese Uhrzeit niemand sein. Was soll das?«, blafft sie, nickt dann jedoch, als ich verzweifelt aufseufze.
    »Und Silas …«
    »Ich kümmere mich um das Nordende der Stadt. Höchstwahrscheinlich zu nobel zum Rumlungern für die meisten Fenris, aber dort sind sie vermutlich einfacher auf der Pirsch zu entdecken.« Er greift auf seinen Rücken, um den Sitz des Axtgriffs zu überprüfen und die Riemen seines Rucksacks festzuzurren.
    »Okay. Um zwei Uhr morgens, richtig?« Sie nicken mir zu. Wir zögern einen Moment, schauen einander in die Augen. Silas’ Blick verweilt auf Rosie. Macht er sich genauso viele Sorgen um sie wie ich?
    Dann trennen wir uns. Silas geht in die entgegengesetzte Richtung, und Rosie und ich berühren uns kurz mit den Fingerspitzen, ehe wir uns an der Einmündung der Andern Street trennen. Ich spüre, wie sich ihr Herzschlag beschleunigt, als sie davongeht. Ein Herz, das ich hoffte mit einer Jagd wieder zu verbinden. Aber nicht heute Nacht.
Sei nicht selbstsüchtig, Scarlett. Die Schmetterlinge brauchen dich.
    Ich schlendere in Richtung Park, den Kopf gesenkt, die Kapuze aufgesetzt. Irgendetwas am Park spornt mich an. Der Ort meines Versagens – es ist, als müsste ich ihm beweisen, dass ich erfolgreich jagen kann. Diesmal mache ich mich zum entgegengesetzten Ende auf, wo die Bäume zwischen kleinen Bungalows und Straßen enden. Ich folge dem Dröhnen der Musik, dem Summen der Gespräche, bis ich einen Club in einem kleinen Haus entdecke.
    Die eine Seite des »Dachgeschosses« ist mit Graffiti besprüht, und wann immer sich die Tür öffnet, branden Gitarren- und Schlagzeugklänge über die Straße und pflügen durch mich hindurch. Eine lange Schlange von Gästen wartet vor der Tür auf Einlass, und ihre Schatten liegen scharf gezeichnet auf der Ziegelmauer hinter ihnen. Sie glauben, das sei das echte Leben, dass die Welt nur aus Menschen mit schönem Haar, tollen Klamotten und vorbei rasenden Autos besteht. Sie haben das Sonnenlicht noch nicht gesehen.
    Merkwürdig, wie einsam man in der Dunkelheit werden kann, wenn man das Licht gesehen hat,
kommt es mir in den Sinn, während ich mich hinter einem unglaublich großen Jeep ducke. Das ist der perfekte Platz, um sie zu beobachten, um zu warten und zu sehen, wer den Mädchen folgt, wenn sie in kleinen Gruppen davonschlüpfen. Ich setze mich auf die Stoßstange und versuche gelangweilt auszusehen. Als würde ich auf jemanden warten, der meinen Arm nimmt und mich in den Club führt. Einige der Wartenden mustern mich, aber sie wenden den Blick schnell wieder ab.
    Beobachte. Beobachte einfach.
    Minuten vergehen, vielleicht auch Stunden. Die meisten Mädchen scheinen ihre Autos in der Nähe geparkt zu haben, und niemand schleicht ihnen nach. Vielleicht sind die Fenris nicht in der Nähe dieses Clubs – vielleicht sollte ich mich woanders postieren. Ich stehe auf, aber just in diesem Augenblick kommen drei Mädchen aus dem Club. Eine ist ganz eindeutig betrunken – sie stolpert die Treppen hinab, als wären ihre Beine aus Gummi. Die anderen lachen und stützen sie, obwohl sie selbst auch nicht viel besser aussehen. Die drei bleiben an der Ecke stehen und zeigen in verschiedene Straßen. Schließlich scheinen sie sich auf eine Richtung geeinigt zu haben und entfernen sich. Gerade will ich meine Aufmerksamkeit auf jemand anderen

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