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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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Grund durch meine Finger, sondern nur, weil ich es
will.
Es fühlt sich an, als wäre ich mehr als zuvor, bevor ich in den Kurs besucht habe, mehr als nur eine Jägerin. Ich bin außerdem irgendwie verwirrt und lasse mich treiben, und es ist wundervoll, etwas zu tun, das nicht meine Aufgabe ist. Etwas, das ich aus freien Stücken tue. Irgendwie verliere ich mich beim Falten, jeder einzelne Knick schält ein Stück von der Verbitterung ab, die sich im Laufe der Jahre des Jagens aufgebaut hat, bis ich mich neu, nackt und wunderbar fühle.
     
    Als ich zurück ins Apartment schlüpfe, begegne ich fast sofort dem Blick von Silas, so als würden meine Augen von den seinen angezogen. Er lächelt mich leicht an, mehr mit den Augen als mit den Lippen.
    Scarlett schaut von einem Stapel Notizen und Bibliotheksbüchern auf. »Hallo, Rosie«, brummt sie. »Sieh mal, ich weiß, du wolltest einkaufen gehen, aber ich hatte Hunger, also haben wir halt was beim Chinesen bestellt.« Sie deutet mit einem Stift auf die Küchenanrichte, wo ein halbes Dutzend kleiner quadratischer Schachteln aufgereiht steht. »Aber es tut mir … Warte, warst du überhaupt einkaufen?«, fragt sie und deutet auf die fehlenden Einkaufstaschen in meinen Händen.
    »Ich« – denk schneller, Rosie –, »ich hab doch tatsächlich das Geld vergessen. Hab mich an der Kasse komplett zur Idiotin gemacht.«
    Scarlett verdreht die Augen, lächelt aber und zieht sich wieder in ihre Bücher zurück.
    Einkaufen?,
frage ich Silas nur mit Lippenbewegungen.
    Er zuckt mit den Schultern, dreht dann das Radio an und sucht, bis er einen Sender mit Popmusik findet. Ich ziehe eine Augenbraue hoch, und Scarlett kichert. Es ist kitschig, aber uns allen ist eine Atempause von den Nachrichtensendern recht, die uns immer nur von weiteren ermordeten Mädchen berichten und uns antreiben, uns zu beeilen, zu beeilen, zu beeilen.
    »Es war das Beste, was mir eingefallen ist«, flüstert er eine Spur lauter als die Musik, Scarlett den Rücken zugekehrt, als er sich Reis auf seinen Teller schaufelt.
    »Was sollte ich noch mal genau sagen, wenn ich ohne Einkäufe nach Hause komme?«, antworte ich, aber ich kann nicht wirklich böse werden. Ich glaube, mein Herz ist immer noch von gemusterter, papierener Freude erfüllt.
    »Du hast Chuzpe. Ich wusste, du würdest da rauskommen«, antwortet er mit einem strahlenden Lächeln. »Wie war es?«
    »Es war … toll.« Ich spähe zu Scarlett rüber, um sicherzugehen, dass sie nicht herblickt, und stecke Silas eine rosafarbene Origami-Rose in die Hemdtasche. Meine Hand verweilt auf seiner Brust, und ich fühle, wie sein Herz schlägt. Ich lächele und ziehe schließlich meine Hand weg.
    »Was ist das?«, murmelt er, nimmt die Rose heraus und betrachtet sie.
    »Ich habe einen Origamikurs gemacht.« Ich grinse und drehe mich um, um mir ein paar Stücke von dem süßsauren Hühnchen zu nehmen.
    Silas lacht leise. »Origami? Also gehst du wieder hin?«, flüstert er.
    »Nö.«
    Er hält inne und sieht mich stirnrunzelnd an.
    Ich werde ein bisschen rot. »Ich habe darüber nachgedacht, noch einen anderen Kurs zu besuchen. So könnte ich dann … weißt du … viele verschiedene Sachen ausprobieren.«
    Er stupst mich leicht an. »Siehst du? Nichts Falsches an ein bisschen Freiheit«, sagt er, zieht sich in Richtung Scarlett zurück und steckt die Papierblume wieder in seine Hemdtasche.
    Ich sehe ihm zu und denke noch einmal über den merkwürdigen Tag nach, der in einem gleißend strahlenden Sonnenuntergang vor unserem Apartmentfenster endet. Ich habe meine Schwester angelogen. Ich habe gelernt, eine Papierballerina zu falten. Und … ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, ich habe mich ganz offiziell in Silas Reynolds verliebt.

[home]
Kapitel 11
    Scarlett
    I rgendetwas ist anders an Rosie.
    Ein winziges Detail, etwas, von dem ich glaube, dass es niemand merken kann, außer der anderen Hälfte ihres Herzens. Sie greift sich mit einer ungewohnten Unbekümmertheit, die mir Angst macht, zu Essstäbchen und isst ihr chinesisches Essen. Wie kann es sein, dass mir irgendetwas an Rosie fremd vorkommt? Sie lässt sich auf den Boden plumpsen, nimmt sich ein Buch, blättert zwischen mehreren Bissen vom süß-sauren Hühnchen darin herum. Silas schaut aus dem Buch, dass er zum zweiten Mal durchsucht, zu ihr hinüber. Aber anscheinend bin ich die Einzige, die Fortschritte macht, zumindest gemessen an dem Stapel Notizen neben mir.
    Ich schüttele den Kopf

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