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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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bekämpfen kann.
    »Oder so«, sagt der Alpha. »Er wollte dir den Wagen zeigen, stimmt’s?« Rosie nickt. »Wieso kommst du nicht her und lässt mich dir das Schätzchen zeigen?«
    Rosie und ich bangen gemeinsam. Sie kann den Alpha nicht bekämpfen, sie schafft ihn nicht. Ich stolpere ein, zwei Schritte nach vorn, verzweifelt entschlossen, zu meiner Schwester zu rennen, obwohl ich höchstwahrscheinlich auch nicht mit ihm fertig werde. Ich bin auf keinen Fall in der Lage, mir einen Weg durch die Wölfe hindurch zu bahnen. Sie werden mich lange genug aufhalten, dass er sie verletzen kann. Lange genug, dass ich zusehen kann, wie er sie tötet …
    Atme, Scarlett, atme.
    Rosie bleibt einen Moment zurück und wirkt, als würde sie lieber bei dem kleineren Übel verweilen. Ich kann den Alpha mit meinem Beil treffen, mit einem gut gezielten Wurf. Aber Rosie steht genau daneben, und nun nimmt sie auch noch seine Hand. Ich könnte sie treffen. Ich …
    Der Alpha führt Rosie wie ein stolzer Vater zum Auto. Das Rudel wird unruhig, wartet auf einen Befehl, und der Stacheldraht-Fenris zieht sich zum Rest der Gruppe zurück.
    »Natürlich alles handbemalt. Hast du Lust auf eine Spritztour? Wir können ein bisschen durch die Stadt fahren, Herzchen. Ein paar Klamotten kaufen vielleicht? Was zu essen? Alkohol?« Der Alpha grinst bösartig und geht einen Schritt auf Rosie zu. Er ist so groß, dass meine Schwester praktisch senkrecht nach oben schauen muss, um ihm in die Augen zu blicken. Ich sehe, wie ihre Hände zittern. Und, noch schlimmer, ich muss zusehen, wie der Alpha ihre Angst genießt.
    »Oh, eigentlich kein Bedarf. Ich war erst heute Morgen bei Kroger einkaufen«, sagt Rosie. Es ist
ihre
Stimme, nicht die aufgesetzte, und sie versucht, nicht zu weinen. Durch das Rudel hindurch sucht sie meinen Blick, aber kurz bevor sie mich erreicht hätte, hebt der Alpha eine Hand und dreht ihren Kopf zu sich. Seine Nägel sind lang und gelblich, die Augen funkeln ockerfarben im Mondlicht.
    »Jetzt komm schon. Sei nicht unhöflich«, zischt er leise. Strähnen dünnen, zotteligen Haars sprießen in seinem Nacken.
    Eine Bewegung in der Nähe erregt meine Aufmerksamkeit. Ich sehe niemanden, aber irgendwie kam mir die Bewegung bekannt vor. Ja – Silas. Okay. Drei gegen … sechs. Immer noch.
    »Es ist nur so … ich mag nicht zu jemand Fremdem in den Wagen steigen«, stammelt Rosie.
    Der Alpha schließt die Augen, als wolle er genussvoll in ihrer Panik baden. Wut verdrängt die Sorge in meinem Herzen, pumpt Kraft durch meine Brust.
Komm schon, Rosie, du bist diejenige, die den Ton angibt.
Ich sehe, wie meine Schwester die Arme vor der Brust verschränkt, als wäre sie nervös.
    »Dann sollten wir uns einander vorstellen«, sagt der Fenris, und seine Stimme wird zu einem knurrenden Heulen. Ein knackendes Geräusch durchbricht die Stille der Nacht, als sein Rückgrat sich verlängert, seine Nase vorschießt und er das tropfende Maul zu einem weiteren wilden Heulen öffnet. Der Wolf schlägt nach Rosie, immer noch mit menschlichen Händen, die nach ihrem T-Shirt greifen.
    Aber meine Schwester ist schneller. Sie lässt ihr Messer aus der Scheide schnellen, peitscht es dem Alpha quer über den Unterleib und handhabt die Waffe so geschickt wie ein Künstler einen Pinsel. Der Alpha springt zurück, und die letzten menschlichen Züge an ihm verschwinden, als er erkennt, was sie angerichtet hat. Beim Anblick des Blutstroms, der in seinem Fell gerinnt, fletscht er die Zähne. Sein Blick schnellt zum Rest des Rudels hinüber, und sie fallen auf die Knie, mit knackenden Wirbelsäulen. Ich ziehe meine Waffen – die Wölfe scheinen immer noch nicht mitzubekommen, dass ich hinter ihnen bin.
    Rosie zieht ihr zweites Messer und zielt. Es wirbelt aus ihrer Hand wie ein Stern, direkt auf die Brust des Alphas zu, aber der Wolf schlägt es ohne Mühe beiseite. Dann hebt er eine krallenbewehrte Hand, und ich spüre den Schrei in meiner Kehle anschwellen, als ich die Bewegung von vor sieben Jahren wiedererkenne. Der Schlag wird meiner Schwester das Auge kosten. Ich stürme durch die sich immer noch verwandelnden Fenris und schwinge mein Beil, als würde ich auf Äste einhacken. Rosies Augen weiten sich vor Schreck, als die Klaue des Alphas sich zu senken beginnt. Ich beiße die Zähne zusammen und zwinge meinen Körper vorwärts, ignoriere nun die Wölfe, versuche verzweifelt, meine Schwester zu erreichen.
    Ein röhrender Schrei, ganz und gar menschlich,

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