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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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Druck zerplatzen. Wölfe hängen manchmal an Schulen herum. Einen Versuch ist es wert.
    Ich schleiche durch das Schultor, da fallen die ersten Regentropfen. Als ich am zerbröckelnden Gemäuer ankomme, ist es bereits ein ausgewachsener Sturm.
    Die Schule muss aus sein – der Parkplatz ist leer, bis auf einen heruntergekommenen braunen Kombi, der in der Nähe einer dichten Hecke steht. Ein älterer Mann mit Vollbart sitzt hinterm Steuer und winkt eine für mich unsichtbare Person zur Beifahrertür. Ich schleiche näher und spähe um die Ecke, neugierig, wen er zu sich winkt. Es ist ein Mädchen mit einem karierten Regenschirm, das seine Bücher nervös an die Brust drückt und dem Alter nach die Mittelschule besucht.
    »Ich will nur wissen, wo es langgeht!«, ruft der Mann, mit dem Anflug eines Kicherns. Das Mädchen schüttelt den Kopf, geht ein paar Schritte vom Wagen weg und bringt so mehrere Meter zwischen sich und den Mann.
Gutes Kind,
denke ich bei mir. Ich sprinte von der Gebäudeecke zur Hecke, ignoriere das Regenwasser in meinem Auge.
    Der Mann ruft die Kleine wieder zu sich.
    »Ich fahre kein Auto und ich kann Ihnen den Weg nicht gut beschreiben. Warten Sie, bis meine Mutter hier ist – die wird sich auskennen«, ruft das Mädchen zurück.
    Der Mann nickt, stellt den Wagen ab, steigt dann aus und geht mit langsamen, bedächtigen Schritten auf die Schülerin zu. Die erbleicht und versucht hastig die großen Doppelflügeltüren zur Schule zu öffnen, aber sie sind abgeschlossen. Der vertraute Adrenalinkick durchflutet mich: Ich liebe die Jagd, meine Bestimmung. Der Mann schlendert auf das Mädchen zu, die Hände in den Hosentaschen, ein dunkles Funkeln in den Augen.
    Mit einer schnellen Bewegung springe ich auf die beiden zu und nehme das Beil in die Hand. Ich rase hinter den Mann, halte ihm die Klinge an die Kehle und muss kichern, weil er überrascht ist. Ungeschickt dreht er sich zu mir um, um mich anzusehen.
Verwandele dich, Monster. Du kannst meine zweite erfolgreiche Jagd werden.
    »He, kleines Fräulein«, krächzt er und weicht einen Schritt zurück.
    Das Mädchen hinter ihm wirkt vor Überraschung und Verwirrung wie erstarrt.
    »He, Wolf«, flüstere ich zurück.
    Er mustert mich lange und bricht dann nach links aus. Ich bin schneller, schwinge das Beil herum und lasse es durch seinen Arm schneiden, wobei es eine blutrote Linie hinterlässt. Der Mann schreit und greift sich an den Arm, während er auf die Knie fällt.
    »Du Schlampe«, knurrt er mich an. Die Stimme wird von der Schulwand zurückgeworfen und echot durch den dichten Regen.
    Ich trete näher und hebe erneut das Beil.
Verwandele dich. Bekämpf mich.
    Der Mann erbleicht genauso wie sein Möchtegern-Opfer. Er hebt abwehrend die Hände. »Sieh mal, ich hatte nichts Böses vor. Tut mir leid. Ich tue ihr nichts«, bettelt er.
    Fenris betteln nicht. Ich lasse meinen Blick über seine altersfleckigen Arme und seine Handgelenke wandern.
    Sie sind nackt. Keine Tätowierungen, keine Rudelzeichen. Nur verstreute Flecken.
    Ich lege die Stirn in Falten und senke das Beil. Der Mann zittert, während ihm Blut aus der Wunde durch die Finger sickert. Ich schaue zurück, nach oben, auf das Mädchen, das mich mit einer Art anerkennenden Panik betrachtet.
    Ich hatte unrecht. Er ist nur ein Mann, ein böser Mann, ein Widerling, aber kein Wolf. Ich habe es nicht mehr drauf.
    »Geh«, flüstere ich und trete einen Schritt von ihm weg.
    Der Mann springt auf, rennt zu seinem Wagen und macht sich mit quietschenden Reifen auf nassem Asphalt vom Parkplatz.
    Ich stehe reglos da, lasse das Wasser über meine Kleidung und mein Beil rinnen. Ich hatte unrecht.
    Ich kann das nicht allein machen. Ich brauche meine Schwester. Ebenso wie meinen Partner. Ich habe ihn gerade erst zurückbekommen, ich kann ihn nicht wieder ziehen lassen.
    Und – ich seufze und schließe die Augen – ich brauche sie für mehr als nur die Jagd.
    Ich drehe mich um und betrachte das Mädchen, das sich immer noch an die große Schultür presst.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, frage ich.
    Sie nickt. »Wer bist du?« Ihre Stimme ist kleinlaut und über dem Sturm kaum zu vernehmen.
    Ich antworte nicht, sondern drehe mich um, trotte zurück durch die Büsche und um die Schule herum.
    Ich kann das nicht alleine schaffen – nicht ohne Rosie und Silas. Aber ich muss sie dazu bringen, sich zu konzentrieren. Ich muss verhindern, dass sie die Jagd aufgeben.
    Muss verhindern, dass

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