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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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über ein Leben ohne die Jagd machen kann.
    Ich bin so selbstsüchtig, so was von armselig und selbstsüchtig. Plötzlich donnert es, so laut, dass die schäbigen Fensterscheiben klirren. Ich kann in der Entfernung schon Blitze erkennen, sie mischen sich unter die perfekten Lichtkegel der Wolkenkratzer in der Innenstadt. Es wird jetzt nicht mehr lange dauern bis zum Sturm.
    Ich fahre herum, um Silas erneut anzuschnauzen, wie er überhaupt dazu kommt, mich zu fragen, warum ich alles aufgebe, um mit Scarlett zu jagen. Aber bevor ich noch irgendetwas sagen kann, sehe ich einen Blitz aus grauem Fell durch die Tür schlüpfen. Ich lasse das Besteck fallen, das ich in der Hand halte, und schreie auf.
    »Die Tür war offen!«
    Ich schieße an Silas vorbei, reiße im Vorbeilaufen meinen Mantel vom Stuhl, springe in einem gewaltigen Satz zurück und schnappe mir einen der geflochtenen Wäschekörbe vom Küchentresen. Klette kann nicht gefangen werden, er muss in eine
Falle
gelockt werden. Ich werfe mir den blutroten Mantel über die Schultern, nehme zwei Stufen auf einmal und drücke die Eingangstür auf. Dabei schreie ich Klettes Namen wie eine Verrückte. Wieso hat jedes einzelne Ding in dieser Stadt dieselbe blassgraue Farbe wie Klettes Fell? Dumme Katze, dumme, dumme Katze.
    »Er kann nicht weit gekommen sein.« Silas kommt hinter mir angelaufen, mit betroffenem Blick.
    Ich antworte nicht, denn ich habe Angst, dass meine Stimme wie ein erbärmliches Quieken klingen könnte. So viel Bewegung um mich herum, und keine kommt mir bekannt vor: Alles ist scharf, sich abgehackt bewegende Ellbogen, Ecken und Wagen, die quietschend vor einem Stoppschild zum Stehen kommen. Nichts entspricht den langsamen, trägen Bewegungen meiner Katze. Meine Augen rasen über die Straße zum leeren Grundstück. Dort, eine graue Bewegung hinter einem Maschendrahtzaun.
    »Da!«, schreie ich so laut, dass ein Fahrradkurier beinahe an einen Hydranten geprallt wäre.
    Ich ignoriere ihn und stürme mit wehendem Mantel über die Straße. Ich weiß, ich habe Klette gesehen, also renne ich am Zaun entlang, bis ich ein beschädigtes Segment finde. Silas taucht neben mir auf und nimmt mir den Korb aus den Händen, dann hält er den Zaun für mich hoch, damit ich hindurchschlüpfen kann. Er wirft mir den Korb hinterher und klettert dann selbst hindurch.
    Der Maschendraht rasselt nach unten, als Silas aufsteht. Irgendwie ist es stiller hier drinnen, als ob das dichte Gestrüpp und die Schrottkisten, die am Zaun stehen, die Geräusche der Straße dahinter dämpften. Die Gebäude auf beiden Seiten sehen so gut wie verlassen aus. Ihre alten, hölzernen Balkone schielen nach uns, lückenhafte Zahnreihen auf der zerfallenden Ziegelsteinmauer, dazwischen ein paar vergessene Wäschestücke und Laken, die im stürmischen Wind flattern. Ein oder zwei dicke Regentropfen rinnen mir durch das Haar. Ich falle auf die Knie, spähe unter die verrosteten Autos, springe vor Schreck auf und erstarre, als ein Hund mit gelblichen Augen mich von der anderen Seite des Zaunes her wütend anbellt.
    »Bist du dir sicher, dass du ihn gesehen hast?«, ruft Silas, der sich durch hohes Gestrüpp wühlt, von weiter weg.
    Ich nicke, und mein Hals schmerzt, als eine grauenhafte Angst wie eine schwarze Masse unter mein Gaumendach kriecht. Wieder rufe ich Klettes Namen.
    Und dann weine ich nur noch schreiend.
    Seinen Namen, Scarletts Namen, Silas’ Namen, in einem verzweifelten, nicht trennbaren Strom von Worten. Ich will jemanden, der alles in Ordnung bringt, ich will jemanden, der mir das Gefühl gibt, nicht ständig von meinem Herzen und meinem Kopf hin- und hergerissen zu werden. Aber am meisten will ich jemanden, der mir sagt, was ich tun soll, um meine Katze im Regen wiederzufinden und wenigstens den
Anschein
von Normalität in mein Leben zurückzubringen. Silas steht auf und schaut mich an, der Wind bläst ihm das Haar ins Gesicht, und sein T-Shirt ist schlammverschmiert.
    »Hör auf«, sagt er bestimmt.
    Ich schüttele den Kopf – ich kann nicht aufhören.
    »Komm schon, Rosie. Du hast hier alles unter Kontrolle, du musst nicht gerettet werden«, sagt er und errät meine Gedanken. »Komm schon.«
    Ich nicke unter Tränen, und ohne aufeinander zuzugehen, drehen wir uns wieder um. Ich atme schwer, höre jedoch auf zu weinen. Dann bahne ich mir weiter meinen Weg durch den Dreck, spähe in mit Spinnweben verhangene alte Volkswagen und rüttele noch einmal am

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