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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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Streichinstrumenten unter, als Timothy die Musik lauter dreht. Aufstampfen, drehen, verbiegen, Kopf heben.
    Ich schreie auf und springe überrascht weg, als ich plötzlich seine Krallen in meiner Haut spüre. Schockiert schubse ich Robert zurück. Wir stehen vor so vielen Leuten. Ich spähe in die Spiegel, die an den Wänden des Raumes hängen, blicke an meiner Taille nach unten und entdecke vier Blutflecken auf dem Stoff meines Oberteils, die immer größer werden. Einige der anderen Tänzer schnappen nach Luft. Timothy hebt die Augenbrauen und rennt zur Anlage, um die Musik auszuschalten. Ich starre Robert erstaunt an.
    Und dann springt er mich an.
    Er verwandelt sich nicht, aber sein Blick hat nichts Menschliches mehr. Er rammt in mich hinein, wirft mich zurück. Mein Kopf prallt vom Holzboden ab wie ein Puppenkopf, und für einen Moment sehe ich nur Rot vor meinen Augen. Die anderen Tänzer schreien. Einige Männer schießen auf mich zu, doch ich handele selbst. Ich ziehe die Füße an und trete mit aller Macht zu. Der Wolf fliegt über meinen Kopf und kracht in einen der Spiegel, der sofort zerbricht. Ein Regen aus Glas, in dem sich die anderen Tänzer und ich millionenfach spiegeln, ehe er auf Roberts Körper niedergeht. Benommen versuche ich aufzustehen, schaffe es aber nicht. Er hat mich härter getroffen, als ich dachte. Vorsichtig reibe ich mir über den Hinterkopf.
    Er bewegt sich nicht. Mehr Schreie. Was tun? Ich muss aufstehen, gegen ihn kämpfen. Nein, er hat die Mauer als Mensch getroffen. Er war nicht stark genug, um den Schlag wegzustecken. Einige Leute helfen mir auf die Beine, während Timothy uns aus dem Raum drängt. Ich kann Robert nicht einfach dort liegen lassen, sollte mich zurückschleichen und ihn töten. Gesprächsfetzen wirbeln an mir vorbei, als einer der freiwilligen Helfer des Zentrums an mir vorbeigleitet und die Tür zum Tanzsaal abschließt. In meinem Kopf pocht es, als mich jemand auf den Empfangstresen hebt.
    »Das kriegen wir wieder hin.«
    »Der Rettungswagen ist auf dem Weg.«
    »Keine Sorge, meine Kleine, er ist da drinnen eingeschlossen.«
    »Ihre Seite blutet immer noch.«
    »Mir geht es
gut
«, sage ich schließlich und hebe mein Oberteil ein wenig an, um die Wunden zu betrachten. »Das muss nicht mal genäht werden.«
    »Schätzchen, woher willst du das wissen?«, fragt eine Frau und schüttelt den Kopf.
    Ich springe auf, als sie mir ein Kühlpack gegen den Kopf presst.
    »Vertrauen Sie mir. Ich bin schon oft genäht worden.« Ich schaue zurück auf die Saaltür. Ich kann da jetzt unmöglich rein. Einige Leute stehen davor, und um mich herum hat sich quasi eine Meute versammelt. Verdammt. Noch einer wird davonkommen. »Scarlett wird mich umbringen«, murmele ich.
    »Mach dir keine Sorgen wegen Scarlett, wer immer das ist, meine Kleine. Aber ich hatte recht, du bist ein zähes kleines Ding.« Timothys Stimme zittert ein wenig, genau wie seine Hände. »Oh, gut! Die Polizei ist da!«
    Draußen fahren ein Rettungswagen und zwei Streifenwagen vor. Die Sanitäter kommen hereingestürzt, und trotz der Proteste der anderen Helfer kann ich sie davon überzeugen, dass ich keine Behandlung brauche. Sie geben mir daher nur noch ein paar Kühlpacks und gehen weiter zum Tanzsaal. Ich bin bereit, zu springen, gegen den Fenris zu kämpfen, und rechne damit, dass er direkt auf der anderen Seite der Tür lauert. Aber nein. Als die Rettungssanitäter mit der Trage auftauchen, ist Robert darauf fixiert. Sein Gesicht ist blutüberströmt, und Glassplitter stecken in seiner Haut und seinen Haaren – Haar, das immer noch räudig und irgendwie fellartig ist, obwohl ich bezweifele, dass das irgendjemandem außer mir sonst auffällt. Seine Augen öffnen sich einen Spaltbreit, als er an mir vorbeigetragen wird. Timothy faucht ihn wie eine Katze an, und die Augen des Wolfs schließen sich wieder.
    Die Kursteilnehmer umringen die Polizisten, sind begierig zu erklären, was passiert ist. Ich versuche zu gehen, aber Timothy besteht darauf, dass ich bleibe und aussage. Gerade als ich dem Polizisten eine sehr einfache Version der Geschichte auftische – »Er hat mich einfach angegriffen; ich hab ihn getreten« –, fährt ein Lexus mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz. Ein Mann im Anzug springt heraus und rückt seinen Schlips zurecht, als er durch die Eingangstür des Kulturzentrums stürmt.
    »Entschuldigung! Ich bin Robert Culler Senior. Es gab einen Zwischenfall mit meinem Sohn?«, sagt er

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