Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
Vom Netzwerk:
nicht mehr alles, und plötzlich wird mir klar, dass ich ihr wohl von dem Tanzkurs werde erzählen müssen. »Ich war bei diesem Tangokurs«, sage ich schnell, »und dort war ein Fenris.«
    »Warte, wo warst du?«, fragt Scarlett.
    »Bei … ähm … einem Tanzkurs«, sage ich kleinlaut.
    Silas verzieht das Gesicht.
    »Bei einem Tanzkurs? Seit wann nimmst du Tanzstunden?« Scarletts Stimme hebt sich.
    »Ich hab nur … Ich habe mich für drei Kurse im Kulturzentrum eingetragen, und heute habe ich einen Tangokurs besucht.«
    »Drei Kurse? Du … du meinst also, wir haben Zeit für so was wie Tanzstunden?« Scarlett wirkt erst schockiert, dann verletzt, dann wütend, und ihr Auge blickt mich sengend an.
    »Die gingen nicht lang, eine halbe bis eine Stunde jeweils …« Meine Worte verhallen, als sich Scarlett von mir weglehnt.
    »Ich hab … Ich habe die Jagd, gelebt,
geatmet.
Uns läuft die Zeit davon und …« Sie scheint keine Worte mehr zu finden und verschränkt die Arme vor der Brust. Sie will mich nicht einmal ansehen.
    »Scarlett, es tut mir leid. Ich wollte nur …«
    »Hast du davon gewusst?«, blafft sie Silas an. Er weicht ihrem Blick aus und nickt grimmig. Ihr fällt die Kinnlade herunter, und sie schüttelt den Kopf. »Vergiss es. Vergiss es einfach. Erklär mir das mit dem Geld.«
    Während ich die Geschichte schnell erzähle, mustert mich Silas mitfühlend und besorgt, Scarletts Auge dagegen ist kalt und ausdruckslos. »Sein Vater hat mir das Geld gegeben«, schließe ich. »Ich glaube, er hat Angst, dass es zu einer Klage kommen könnte. Lange wird es aber nicht dauern, bis sie ihn nicht mehr kontrollieren können. Er ist schon ein Monster …«
    »Du glaubst aber nicht, dass er der umgewandelte Welpe ist, oder?« Scarlett richtet ihre Frage eher an sich selbst als an Silas oder mich.
    »Nein.« Ich schüttele den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie das möglich sein soll. Er hatte zu viel Selbstbeherrschung.«
    Außerdem hat sein Vater gesagt, er sei nun schon seit ungefähr einem Jahr so. »Vermutlich wurde er letztes Jahr 28 und während seiner Phase gebissen, oder? Er war übrigens bei Münze, aber jetzt ist er beim Pfeil-Rudel …«
    Das Gesicht meiner Schwester verfinstert sich.
    »Hat er sonst noch irgendetwas gesagt? Etwas, das uns vielleicht einen Hinweis darauf gibt, wer der neue Welpe ist?«, fragt Silas sanft. Ich bin mir sicher, dass er versucht, uns beide bei Scarlett wieder in ein gutes Licht zu rücken.
    Traurig zucke ich mit den Schultern. »Nicht wirklich. Nur, dass er einen Haufen Brüder hat, genau wie sein …« Ich verstumme, und mein Blick sucht den Raum ab. Ich springe auf, ignoriere das brennende, benommene Gefühl in meinem Kopf und mache ein paar Schritte durch den Raum, um das Buch
Mythen! Legenden! Monster!
aufzuheben. Hastig blättere ich darin herum.
Komm schon, wo steht es?
So einfach kann es doch nicht sein? Schließlich finde ich die Seite, nach der ich gesucht habe. Ich schaue auf, um Silas’ und Scarletts neugierigem Blick zu begegnen, und halte das Buch triumphierend hoch.
    »Er ist der siebte Sohn eines siebten Sohnes.« Ich setze mich auf den Boden und ziehe die Beine an. Silas und Scarlett stehen auf und eilen zu mir.
    »Und? Ich bin der sechste Sohn und das neunte Kind in meiner Familie, du bist die zweite. Was macht …«, fängt Silas an, aber Scarlett schneidet ihm mit einem stählernen Blick das Wort ab.
    »Der siebte …« Sie verstummt und springt dann durch den Raum, um einen Stapel Papiere aufzuheben. Einige wirft sie auf den Boden, bevor sie den Ausdruck mit der Todesanzeige Joseph Woodliefs hochhält. »Genau wie Joseph. Der siebte Sohn eines siebten Sohnes.«
    »Der siebte Sohn eines siebten Sohnes, alle sieben Jahre«, murmelt Silas mit ein bisschen Stolz in der Stimme, der, glaube ich, mir gilt.
    Wir schauen einander an, und ich schlage langsam
Mythen! Legenden! Monster!
zu.
    »Meint ihr, das ist es schon? Das ist alles?«, flüstert Scarlett und lässt sich rückwärts auf die Couch fallen.
    »Selbst wenn es das nicht ist: Wie viele siebte Söhne von siebten Söhnen kann es hier in der Stadt geben?« Silas nimmt meine Hand, und obwohl Scarlett dabei ist, bringe ich es nicht fertig, sie wegzuziehen. »Wir … wir haben es. Wir müssen ihn nur noch finden.«
    Wir sprechen kein Wort. Ich drücke Silas’ Hand, und er lächelt mich an, als Scarlett aufsteht und in Gedanken vertieft im Raum auf und ab geht.
    »Gute Arbeit,

Weitere Kostenlose Bücher