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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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hinter meine Schwester tritt und vorsichtig seine Finger durch ihr Haar gleiten lässt, so sanft, als würde er ein unbezahlbares Juwel berühren. Rosie wird rot, als er sich an sie lehnt und ihr etwas ins Ohr flüstert. Ihre Lippen zaubern ein elegantes Lächeln hervor, und ich erkenne den Blick in Silas’ Augen wieder – Anbetung. Ich lege die Stirn in Falten und versuche das Gefühl abzuschütteln, mir hätte jemand ins Gesicht geschlagen.
    Ich muss mich irren. Ich sehe nicht, was ich zu sehen glaube.
    Noch schlimmer: Es überrascht mich nicht mal. Weil ich es irgendwie, irgendwo tief in mir drin
gewusst
habe.
    Ich drücke den Türknauf so fest, dass die geschliffene Oberfläche mir in die Handfläche schneidet. Er ist mein bester Freund, sie ist meine
kleine
Schwester. Nein. Das ist sie nicht. So sind wir nicht. Wir sind keine dummen Mädchen, die mit Jungs flirten, über ihre schrecklichen Witze lachen und sich berühren, wie Silas und Rosie es gerade tun, ihre Hände ineinander verschränkt, als sie sich zu ihm umdreht.
    Rosie lacht. Sie fasst ihn um den Hals – er sieht größer, älter aus als sonst – und wickelt sich eine Haarsträhne um den Finger. Seine Arme legen sich beschützend um ihre Taille, eine Hand halb versteckt unter ihrer Seidenbluse, wo sie auf ihrem kleinen, weichen Kreuz ruht. Alles an den beiden ist seidig und glänzend, weiche Haut, schimmerndes Haar, beruhigende Stimmen. Ich kann die Narben auf meinem Körper spüren, mehr als je zuvor – dicke Seile, die mich erdrosseln wollen, und schlucke schwer.
    Silas lehnt sich nach vorn. Meine Brust zieht sich zusammen, und ich bettele ihn an aufzuhören, aber niemand hört mich. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich meine Wünsche laut ausgesprochen habe. Rosie neigt den Kopf zurück, während er sie dichter heranzieht, ihre schlanke Statur umfasst.
Stopp! Alle beide! Wir sind Jäger, wir ziehen das hier gemeinsam durch, schon vergessen? Wir haben es einander versprochen, wir haben es einander vor Jahren versprochen. Wir sitzen in einem Boot.
Ihre Lippen finden sich.
    Ich bin einsamer als je zuvor in meinem Leben.
    Die Tür schwingt knarrend auf, hängt lose in den Angeln, und ich mache keinen Versuch, sie davon abzuhalten. Rosies und Silas’ Köpfe fahren herum, und als sie mich im Türrahmen stehen sehen, werden sie bleich. Klette rennt aus der Küche und taucht unter Rosies und meinem Bett ab, als spürte er meine Wut, den Sturm, der sich in mir zusammenbraut. Rosie schweigt, obschon ihr Mund sich immer wieder öffnet, als versuche sie, Worte zu formen. Sie windet sich aus Silas’ Armen, nimmt aber seine Hand. Ich bewege mich nicht. Ich glaube, ich kann mich nicht bewegen. Nicht, wenn ich immer noch die Stellen auf ihrem Nacken sehen kann, an denen Silas sie geküsst hat.
    »Lett«, sagt Silas schließlich mit heiserer Stimme.
    »Nein«, flüstere ich. »Nein, nein, nein …« Ich höre kaum die Worte über meinem,
unserem
hämmernden Herzen.
    »Lett, hör mir zu.« Silas tritt vor meine Schwester. Sie klammert sich an seine Hand, als könne er sie beschützen. »Das ist keine große Sache. Wir hatten Angst, du wärst sauer, das ist alles.«
    »Angst …« Ich gehe in den Raum und drehe mich, um die Tür hinter mir zu schließen. Atme ein, um mich zu sammeln, als ich sie ins Schloss drücke.
    Atme, Scarlett. Atme einfach.
    Langsam wende ich mich wieder zu ihnen, versuche meine Gefühle unter Kontrolle zu halten und mir nicht anmerken zu lassen, dass ich vor Sorge, Wut und Schmerz wanke.
    »Ihr habt mich angelogen. Ihr habt mich beide
angelogen.
«
    »Wir … wir haben es dir einfach nur nicht gesagt. Oh, Scarlett,
bitte …
« Rosie bettelt, lässt Silas’ Hand los und stürzt auf mich zu, mit Tränen in den Augen. Ich schlage sie mit aller Kraft zur Seite, als kämpfte ich gegen einen Fenris. Rosie stolpert, gewinnt jedoch das Gleichgewicht zurück und reibt sich den Arm an der Stelle, an der ich sie getroffen habe.
    »Du hast es mir nicht gesagt. Du hast es geheim gehalten, weil … weil ich …« Ich blicke hinunter auf meine Narben. »Weil ich eine Außenseiterin bin. Ein Freak. Weil ich jage. Weil ich tue, was
richtig
ist. Weil ich … ich kämpfe. Ich lasse niemanden sterben, während ihr beide hier … Tanzstunden nehmt … euch küsst und …« Ich verliere die Kontrolle.
    Schüttele den Kopf, hebe die Stimme, mehr, als ich will, und kämpfe die Tränen nieder. »Ihr seid beide selbstsüchtige Kinder. Ihr wisst,

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