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Blutrote Schwestern

Blutrote Schwestern

Titel: Blutrote Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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hin, ringt nach Atem und rollt sich von mir weg. Ich setze ihm nach, trete ihm in die Rippen und schieße vor, als er versucht, sich in Sicherheit zu bringen. Am Fuße des Hügels bleiben wir schließlich liegen. Ich presse beide Knie auf Silas’ Brust und halte ihn unten, während ich keuchend einatme und eine Faust hebe. Ich will auf ihn einschlagen, wieder und wieder, bis ich alles aus ihm herausgeprügelt habe, das an mir zehrt, das mich bei lebendigem Leib auffrisst. Gott, ich will auf ihn einschlagen.
    »Lett,
ich … ich liebe sie
«, stammelt er, kaum hörbar wegen des Blutes, das ihm aus der Nase strömt. Ich hebe die Faust höher, schließe kurz das Auge, suche nach einem Sinn. Silas bleibt ganz ruhig, sein Blick flehentlich wie der eines Tieres.
    Nein.
    Mit aller Macht beiße ich die Zähne zusammen, rolle von ihm herunter und trete ihn weg. Dann begrabe ich mein Gesicht im Gras, reiße die Hälme Händeweise aus. Silas hustet, und als ich wieder zu ihm hinsehe, wischt er sich mit der Hand das Blut von der Oberlippe. Lange rote Streifen bleiben zurück.
    »Natürlich«, sage ich und zwinge mich aufzustehen. »Natürlich liebst du sie.« Mein Blick ruht auf den Narben auf meinen Armen. »Sie ist meine
Schwester.
Ich habe mich für sie mit einem
Fenris
angelegt. Und du, du und dein Vater habt mir beigebracht zu jagen. Ich dachte, Rosie und du, ihr würdet sicherlich 
… verstehen.
Ihr könntet
verstehen,
was es bedeutet, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.«
    »Das tun wir, Lett. Aber wir wollen mehr als die Jagd. Das ist alles. Du kannst auch mehr haben, weißt du.«
    »Komm schon, Silas«, sage ich schlicht, während ich auf ein Tulpenbeet starre, um seinem Blick auszuweichen. »Kannst du dir mich als verheiratete Frau vorstellen? Als Mutter?« Meine Enttäuschung wird ohne mein Zutun zu einer verzweifelten Bitte. Wie sehr ich mir wünschte, Silas hätte eine Antwort auf meine Fragen.
    Stattdessen sieht er überrascht aus. »Lett, du nimmst mich hoch, oder?«
    Ich lache humorlos und schüttele den Kopf. »Nein, Silas. Ich bin eine Jägerin. Ich dachte, ich wäre nicht allein. Klar, ich hab angenommen, du wärst auf Nimmerwiedersehen weg, als du nach San Francisco gegangen bist, aber Rosie … ich habe gehofft, ich könnte Rosie bei mir behalten. Ich habe mein Auge, meine Unschuld, meine schmetterlingssüße Ahnungslosigkeit verloren, aber ich dachte, dass Rosie …« Ich schaue weg. »Aber natürlich. Du liebst sie.«
    »Scarlett.« Silas betont jede Silbe übergenau. »Du dumme, dumme Frau.«
    Ich drehe mich zu ihm, das Auge vor Schreck geweitet.
    Er schüttelt den Kopf und kommt auf mich zu. »Scarlett,
du
warst es. Lange vor Rosie wollte ich dich.«
    Ich will lachen, weil ich mir sicher bin, dass er scherzt, stattdessen fühle ich mich dumm und bin verlegen. »Wieso sagst du das? Um mich zu verletzen?«, flüstere ich.
    »Nein.« Silas kommt näher und wischt sich wieder über die blutende Nase. »Ich war in dich verknallt, unsere gesamte Kindheit lang.«
    »Aber vor dem Angriff …«
    »Nein, danach. Davor, danach. Die ganze Zeit. Herrgott noch mal, warum war ich wohl die ganze Zeit bei euch zu Hause? Wieso habe ich es freiwillig übernommen, euch nach Oma Marchs Tod alles in unserem Haushalt zu erklären? Ich wollte bei
dir
sein, Lett.«
    Ich starre ihn ungläubig an. Kann er wirklich so dreist sein und mich bei so einem Thema belügen? Verängstigt weiche ich einen Schritt zurück. »Wieso hast du dann … du hast es niemals gesagt. Warum sollte ich dir glauben …«
    »Ich hatte Angst. Dann wurde mir klar, dass du meine Liebe nie erwidern würdest. Ich bin dein bester Freund, sicher, aber … du liebst die Jagd. Schon immer.«
    Mein Auge zieht sich zusammen. »Ich jage, weil ich es
tun muss.
«
    »Was auch immer.« Er winkt mit einer Hand ab. »Die Jagd treibt dich an. Sie inspiriert dich, macht dich vollständig, Lett. Du beginnst zu leben, wenn du kämpfst. Damit hätte ich niemals konkurrieren können.« Er tritt näher zu mir, und seine Augen flimmern im Mondlicht.
    Ich schüttele den Kopf. »Nein. Lüg mich nicht an, damit ich mich besser fühle. Mach nicht …«
    Urplötzlich bewegt sich Silas mit animalischer Schnelligkeit nach vorn und schließt die Lücke zwischen uns. Bevor ich reagieren kann, bevor mir klar wird, was er tut, sind seine Lippen auf den meinen. Ich erstarre. Mein Verstand setzt aus, ich spüre nichts als seinen warmen Kuss, den Geruch seiner Haut, dicht an

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