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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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ihrem Leben. Aber jetzt war ein neues Element hinzugekommen, das sie nicht ganz deuten konnte. All ihre erotischen Träume überfielen sie plötzlich wieder. Sie konnte buchstäblich seinen Körper unter seinen Kleidern spüren. Aber solche Träume konnte sie sich nicht leisten, denn so würde sie einen Mann niemals berühren können.
    »Was ist?«, fragte Sincai scharf.
    Ann schüttelte schnell den Kopf und lächelte. »Nichts.«
    Er zog sich den Ohrensessel heran. »Mich können Sie nicht belügen, das wissen Sie. Ich glaube, etwas habe ich auch von Ihnen aufgeschnappt, als Sie alles von mir erfuhren.«
    Sie zog die Knie an die Brust. Das war ihm also mittlerweile klar geworden. Gut. Einen Teil des Problems konnte sie ihm anvertrauen. »Erich hat eine Sondererlaubnis beantragt. Er will mich heiraten. Sie ... Sie wissen, dass das unmöglich für mich ist.«
    Ein finsterer Ausdruck erschien in seinen Augen, und seine Brauen zogen sich zusammen. Manch einer hätte ihn so als sehr beängstigend empfunden. »Sie sind volljährig.«
    »Und ohne Freunde. Wer würde es ihm untersagen?« Ann bemühte sich zu lächeln, doch es gelang ihr nicht. »Das Dorf will mich unter jemandes Kontrolle wissen ... oder in einer Anstalt eingesperrt. Selbst mein Onkel möchte mich versorgt sehen.«
    »Dann fahren Sie nach London, heute Nacht noch. Ich beschaffe Ihnen eine Gesellschafterin und miete Ihnen ein Haus. Und ich werde kommen und nach Ihnen sehen, sobald ich ...« Er brach ab. Beide wussten, dass er die Konfrontation mit Kilkenny vielleicht nicht überleben würde.
    »Wann kommt er?«, flüsterte sie.
    »Heute Nacht. Morgen Nacht.« Stephan zuckte die Schultern. »Es kann sein, dass er in Irland oder Frankreich war. Aber er wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.« Seine Stimme war düster, und er stützte die Ellbogen auf die Knie und ließ den Kopf hängen.
    »Danach vielleicht ...« Ann wusste, dass er niemals Abstand von der Aufgabe nehmen würde, die ihm Frieden erkaufen würde, gleichgültig, ob er dafür töten musste, gleichgültig, wie schwer er verwundet werden könnte oder ob er sogar dabei starb. Und sie würde es auch nie von ihm verlangen. Für die Zukunft seiner Spezies würde er jedes Opfer bringen, und er brauchte unbedingt die Zuflucht, die er sich damit erkaufen würde. Und dass er sich nach einer Zuflucht sehnte, verstand sie selbst nur zu gut.
    Er nickte kurz, und dann sah er sie prüfend an. »Da sitze ich hier und halte Sie von Ihrem Schlaf ab, statt mich zu dem Jagdhaus zu begeben, wo ich Kilkenny mit größter Wahrscheinlichkeit begegnen werde.«
    Ann nickte. Sie konnte nichts erwidern, weil ein Kloß in ihrer Kehle es ihr unmöglich machte.
    Da tat Sincai etwas Überraschendes. Er streckte eine Hand aus und legte sie auf die Steppdecke, dorthin, wo sich ihr Fuß unter dem Stoff abzeichnete, ließ sie einfach nur dort liegen, ganz still und ohne Ann zu berühren. Beide starrten diese Hand an. Sie war stark und eckig. Niemand außer ihr in Cheddar Gorge wusste, wie stark sie war.
    Nach einem langen Schweigen erhob er sich mit einer geschmeidigen Bewegung. »Sie bestimmen Ihr eigenes Schicksal, Miss van Helsing. Weisen Sie ihn zurück!« Seine Augen wurden rot, als sie mit einem halb verwunderten, halb bedauernden Ausdruck auf ihr ruhten. Dann hüllte ihn Schwärze ein, und als sie sich verzog, war auch er nicht mehr zu sehen.
    Die Enge in Anns Kehle verwandelte sich in ein Schluchzen. Tränen rollten über ihre Wangen. So nahe und doch so unmöglich ... Noch nie hatte die Zukunft derart düster ausgesehen. War Sincai klar, dass sie im Begriff stand, genau die Art von Zuflucht zu verlieren, die er mit solcher Zielstrebigkeit suchte? Aber dann ertappte sie sich dabei, dass sie nicht länger über ihre eigene Notlage nachdachte, sondern nur noch daran, dass Stephan Sincai gegangen war, vielleicht um zu sterben, und sie einander nie berühren würden.
    Stephans Brust war eng von allen möglichen Emotionen, als er vor Buckley Lodge, dem zu Maitlands Abbey gehörenden Jagdhaus, Gestalt annahm. Dreimal hatte er die Dunkelheit heranziehen müssen, um hierherzugelangen, und er hatte seinen Gefährten rücksichtslos bis an die Grenzen seiner Macht getrieben. Es hatte eigentlich keine Eile, hierherzugelangen, es war vielmehr das Bedürfnis gewesen, so schnell wie möglich von Maitlands und Miss van Helsing fortzukommen, was ihn angetrieben hatte. Das Problem war, dass er sich immer stärker zu ihr hingezogen

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