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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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würde. Angst und Schrecken ergriffen ihn wieder. Würde er je bereit sein?
    »Es bedeutet auch, dass du, Stancie, ihn tagsüber in Ruhe lassen wirst«, setzte Dee in scharfem Ton hinzu.
    Estancia lächelte nur und nickte.
    Schwer atmend stand Stephan da und versuchte, die Erinnerung aus seinem Bewusstsein zu verbannen. Ein Sturm kam auf. Durch die Bäume sah er den Mond als Mittelpunkt eines schimmernden Ringes, der zum Teil von den sich zusammenballenden Wolken verdeckt wurde. Stephans Körper war noch wie elektrisiert von der Erinnerung und von einer Energie erfüllt, die sich in einem Pochen in seinen Lenden bemerkbar machte. Oder war es eine andere Erinnerung, die diese Reaktion erzeugte? Denn plötzlich konnte er nur noch an den Körper des jungen Mädchens unter seinen Händen denken, an ihre klaren grauen Augen, die ihn kannten und sich trotzdem nicht von ihm abwandten. » Tuatha, rendon, melifant, extonderant, denering«, flüsterte er, ohne nachzudenken. Langsam bezwang er das Gefühl, wurde seines Körpers wieder Herr und unterdrückte seine Erektion. Die Prüfung stand ihm kurz bevor. Er hatte nur eine einzige Chance, Erlösung und Zuflucht zu erlangen, und die durfte er durch nichts gefährden.
    Er blickte zu dem schwachen Licht hinunter, das aus dem Mansardenfenster nach draußen fiel und von der Lampe neben ihrem Bett herrührte. Es gab so viele Gründe, warum er besser nicht zu ihr hinunterging. Er konnte nicht verleugnen, dass er sich immer stärker zu ihr hingezogen fühlte. Sie reizte ihn nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Sexuelle Impulse waren gefährlich in seinem gegenwärtigen Zustand, es sei denn, sie wurden dazu benutzt, die Macht herbeizurufen. Nie wieder würde er sich zutrauen können, mit einer Frau zusammen zu sein. Niemals mehr würde er die körperliche Liebe erfahren. Nicht nach dem, was geschehen war ... Er riss sich von dem Gedanken los. Auch Ann van Helsing konnte keine körperliche Vereinigung riskieren. Sie waren eine Tragödie, sie beide, oder vielleicht auch eine Farce. Genau genommen waren sie sogar perfekt füreinander. Aber die emotionale Bindung, die er zu ihr entwickelt hatte, gefährdete seine Mission noch mehr als seine körperliche Hingezogenheit. Gefühle waren etwas, was er sich einfach nicht erlauben konnte.
    Er musste ja nicht zu ihr gehen. Mit seiner exzellenten Nachtsicht konnte er die Knoblauchzöpfe und die Eisenkrautgirlanden in Van Helsings Zimmer sehen. Diese lächerliche Kreatur hatte sich in ihrem Zimmer verbarrikadiert, oder zumindest glaubte dieser Schwachkopf das. Aus dieser Richtung bestand also keine Gefahr, entdeckt zu werden.
    Also gut. Stephan begriff, dass die Entscheidung schon gefallen und er machtlos war, dem Reiz zu widerstehen. Und so sammelte er seine Kräfte und rief die Macht in sich auf.
    Ann saß zusammengekauert auf dem Bett. Ängste bestürmten sie.
    Sie spürte Sincais Anwesenheit, noch bevor sie ihn sah. Zimtgeruch, mit einem Hauch von süßlicherem Ambra unterlegt, durchzog plötzlich das Zimmer. Erfreut hob sie den Kopf und entdeckte einen wabernden schwarzen Nebel, den sie seit jener ersten Nacht in der Höhle nie wieder gesehen hatte. Aber anders als damals ängstigte er sie nicht. Wie erwartet, trat Stephan Sincai aus der sich auflösenden Schwärze.
    Erleichterung und noch etwas anderes durchfluteten sie. Sie hätte gar nicht sagen können, wie sie sich fühlte.
    »Guten Abend«, begann er mit seiner angenehmen tiefen Stimme, die sie bis zu ihrem letzten Atemzug erkennen würde. »Störe ich Sie?«
    »Ist es nicht gefährlich für Sie, hier zu sein?«
    Er schnaubte nur verächtlich. »Sie glauben doch nicht, dass Van Helsing sich aus seinem Zimmer herauswagen würde?«
    »Sie haben recht.« Ann lächelte. »Ich bin froh, dass Sie gekommen sind.«
    Stephan Sincai wirkte, als wäre er sich gar nicht sicher, dass er das Gleiche auch von sich behaupten konnte. »Ich wollte mich dafür bedanken, dass Sie heute so mutig waren, zu mir zu kommen und mich zu warnen, so unnötig es vielleicht auch war.«
    »Ich dachte, Erich ... aber wie sich herausstellte, weiß er doch gar nicht viel über Sie.«
    »Ganz im Gegensatz zu Ihnen.«
    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, bis Ann die Stille nicht mehr zu ertragen glaubte. »Möchten Sie sich nicht setzen?« Was hatte sich geändert? Warum war sie nicht so entspannt wie sonst? Bisher hatte sie sich bei Stephan Sincai ungezwungener gefühlt als bei irgendjemand anderem in

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