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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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sprach er die scheinbar bedeutungslosen Worte, während sie ihn rieb, bog den Rücken durch und spannte jeden seiner Muskeln gegen die in ihm brodelnde Lava an.
    »Genug!«, sagte sie nach einer Zeit, die ihm wie Stunden vorkam. Wund und erschöpft ließ er sich auf die steinerne Bank zurücksinken. Stancie erhob sich und blickte schmollend und enttäuscht auf ihn herab. »Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Doch ich verzweifle nicht.«
    Schwer atmend, schwitzend und frustriert lag er da und dachte: Lass mich einfach nur in Ruhe! Verschwinde einfach!
    »Kein Wort zu den anderen, oder ich versichere dir, dass du bestraft wirst«, sagte sie noch über die Schulter zurück. Die Energie, die in ihm brannte, flaute nur sehr langsam ab. Er starrte auf den Fleck in der Ecke und fragte sich, ob es sein Schicksal war, ein zweiter Fleck auf den Steinen dieses Raumes zu werden.
    Und so ging es weiter. Des Nachts mit den dreien, tagsüber mit Stancie. Sie wollten wieder diese Aureole der Macht sehen, wusste er, aber er konnte sie nicht mehr erzeugen. Sie arbeiteten an seinem Stoizismus. Er versuchte, jede andere Emotion zu unterdrücken bis auf den Wunsch, das perfekte Werkzeug für Rubius zu sein. Stephan ignorierte die zunehmenden Schmerzen, die Wunden, die Perioden des Hungers oder des Schlafentzugs und die Übungen mit den Brandeisen und dem Eis. Er sang tagsüber seine Mantras für Stancie, während sie ihn bearbeitete. Ständig war er erregt und von drängendem Begehren erfüllt. In Momenten der Schwäche kümmerte es ihn nicht, das perfekte Werkzeug zu sein, dann wünschte er nur noch, in Flammen aufzugehen und es endlich hinter sich haben. Sollte das Feuer in ihm doch ausbrechen und sein Leid beenden!
    Weit entfernt davon zu schlafen, schlug Stephan in dem Zimmer über der Taverne schwitzend mit den Fäusten auf sein Kissen ein. Konnten diese Erinnerungen ihn nicht in Ruhe lassen? Was nützten sie ihm jetzt noch?
    Unten hörte er einen Tumult.
    »Bitte lassen Sie Mr. Sincai holen.«
    Diese Stimme würde er überall erkennen. Was machte das Mädchen hier? Er sprang vom Bett auf.
    »Auf keinen Fall, Miss van Helsing.« Mr. Watkins’ Ton verriet sein Missfallen über ein solch ungebührliches Verhalten.
    »Dann gehe ich selbst hinauf und durchsuche Ihre Zimmer, bis ich ihn gefunden habe.«
    Stephan zog seinen Rock über und griff nach den Stiefeln.
    »Miss van Helsing!« Watkins war empört.
    »Cousine, meinst du nicht ...« Das war Erich van Helsings Stimme. Stephan beeilte sich mit den Stiefeln. Was hatte der Kerl hier zu suchen?
    »Fass mich nicht an!« Panik schwang in ihrem Tonfall mit.
    Stephan riss die Tür auf, stürmte die Treppe hinunter und schaffte es, Unbekümmertheit zu heucheln, bevor er am unteren Treppenabsatz ankam. »Hat jemand nach mir gerufen?«, fragte er gedehnt.
    Erschrockene Gesichter, wohin er auch blickte. Van Helsing stand drohend vor seiner hübschen Cousine, die angewidert vor ihm zurückwich. Steadly, der Bow Street Runner, lehnte an einer Wand hinter Van Helsing. Stephan bemerkte die Ausbuchtung an seiner Hüfte – wahrscheinlich hatte er Handschellen dabei. Der Wirt hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt. Mehrere Gäste aus dem Schankraum umringten sie, um den Spaß nicht zu verpassen. Aber alle standen nun wie erstarrt da und blickten zu Stephan auf.
    Van Helsing war der Erste, der sich fasste. Er gab das Vorhaben auf, Miss Ann am Arm zu packen, und trat zurück. »Sie kommen genau richtig, Sincai. Das ist der Mann, Steadly.«
    »Ich kenne Mr. Sincai schon, Van Helsing.«
    »Dann wissen Sie ja, dass er die Morde begangen hat.«
    »Was ich weiß, ist, dass er nicht dort war, wo er sich laut eigener Aussage in der Nacht des Fünften aufgehalten hat.«
    »Dann lassen Sie mich Ihre Zweifel beseitigen«, warf Van Helsing höhnisch ein. »Ich habe ihn am Fünften in Winscombe gesehen, als ich dort Proviant besorgte.«
    Stephan stieg gelassen die restlichen Stufen hinunter. »Dann waren wir also beide an dem fraglichen Tag in Winscombe?«, erkundigte er sich höflich.
    » Ich habe ein Alibi für die Zeit der Morde«, entgegnete Van Helsing grinsend. »Ich bin nach Maitlands zurückgekehrt, wie die Dienstboten bestätigen können. Aber haben Sie ein Alibi, Sincai?« Er warf einen vielsagenden Blick auf seine Cousine. »Vielleicht waren Sie ja bei Ann?«
    »Ja«, sagte Miss van Helsing sofort, während Stephan im selben Moment mit gleichem Nachdruck widersprach:
    »Nein.«
    »Vielleicht sind

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