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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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Helsing schlug in sichtlicher Bestürzung eine Hand vor ihren Mund.
    »Gehen Sie jetzt, Miss van Helsing! Ich komme schon zurecht.«
    Wieder schüttelte sie trotzig den Kopf. »Ich versichere Ihnen, dass es mir nichts ausmacht, Mr. Sincai. Ich weiß nicht, warum ich ohnmächtig geworden bin. Eine vorübergehende Schwäche, denke ich.«
    »Sollen wir?« Steadly zeigte auf die Tür. Stephan ging voran, dicht gefolgt von Ann van Helsing und Jennings, der sich beschützend an ihrer Seite hielt, und den Gästen der Taverne, die sich ihnen neugierig anschlossen.
    Der Tag näherte sich seinem Ende. Die Sonne warf rotgoldene Strahlen durch das Laub der Bäume, als sie hinter dem Rathaus unterging. Stephan kniff die Augen vor dem schwachen Licht zusammen und spürte, wie seine Wangen zu brennen begannen. Es war unangenehm, doch er war nicht nackt, und es war nicht Mittag. Er war alt genug, um heutzutage ein bisschen Sonne zu ertragen. Die kleine Gruppe ging am Rathaus vorbei zum hinteren Teil des Gebäudes und dann durch eine schmale, eisenbeschlagene Holztür. Drinnen flackerte und rauchte eine Lampe an der Wand, aber sie verbreitete nur wenig Licht. Es gab zwei Zellen mit nackten Steinmauern und rostigen Eisenriegeln, die offensichtlich nur selten benutzt wurden.
    Aber das Erstaunlichste war, dass eine Zelle mit Knoblauchzöpfen und Girlanden aus irgendwelchen dicht belaubten Zweigen mit kleinen weißen Blumen dekoriert war. Stephan unterdrückte ein Lächeln. Eisenhut .
    Ann starrte den Knoblauch und die Eisenhutgirlanden in der Zelle an. Was war das denn? Sie durchforstete ihr Gedächtnis. Diese Pflanzen würden Stephan weder Schaden zufügen noch ihn in der Zelle festhalten. Die Idee, dass Knoblauch oder Eisenhut Vampiren schadeten, war ein bloßer Mythos, der sich um diese Spezies rankte. Also wusste Erich doch nicht so viel über Vampire, wie er vorgab. Hatten seine »Geschäftspartner« ihn ganz bewusst nicht über den Unterschied zwischen Mythen und Fakten aufgeklärt? Vielleicht brachten sie ihm ja weniger Vertrauen entgegen, als er zu glauben schien. Sie warf ihrem selbstgefällig grinsenden Cousin einen raschen Blick zu. Er war davon überzeugt, Mr. Sincai in der Falle zu haben. Diesen Glauben durfte sie ihm auf gar keinen Fall nehmen. Ann holte tief Luft und ließ sie wieder entweichen. Sincai würde frei sein, sobald alle gegangen waren. Ein paar Stunden mit dem Gestank von Knoblauch in der Nase waren das Schlimmste, was er durchstehen würde.
    Sie warf ihm einen Blick zu und sah sein unterdrücktes Lächeln.
    Mr. Steadly öffnete die Zellentür, die grässlich in den Angeln quietschte, und bedeutete Mr. Sincai einzutreten. Seiner Größe wegen war er gezwungen, sich zu ducken, als er durch die Tür trat.
    »Bequem genug?«, fragte Erich.
    Sincai ließ sich auf der harten Holzbank nieder, streckte eines seiner langen Beine aus und verschränkte die Arme vor der breiten Brust. Steadly schlug die Tür zu und drehte einen großen Schlüssel in dem alten Schloss. Erich trat vor und band noch ein großes silbernes Kreuz, das an einem Lederband befestigt war, an die Gitterstäbe.
    Ann setzte eine ausdruckslose Miene auf. Ein weiterer Mythos. Stephan war einmal ein jesuitischer Mönch gewesen und hatte ein Dutzend Mal am Tag ein Kruzifix geküsst. Diese Maßnahme konnte ihm gewiss nicht schaden.
    »Das müsste ihn hier drinnen festhalten«, verkündete ihr Cousin und wandte sich stolz dem Runner zu.
    In dem Moment kam Squire Fladgate über den Hof gerannt wie eine Fregatte unter vollen Segeln. »Was geht hier vor? Van Helsing, Steadly? Warum wurde ich vorher nicht gefragt?«
    »Wir haben einen Runner aus der Bow Street hier, Fladgate«, sagte Erich mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Das müsste für Sie Autorität genug sein.«
    »Nicht in Cheddar Gorge, junger Mann«, plusterte sich der Friedensrichter auf. »Hier vertrete ich die Krone.«
    Erich lachte spöttisch. »Na, dann. Wir haben Ihren Mörder für Sie gefasst. Wollen Sie uns etwa sagen, wir sollten ihn wieder gehen lassen?« Mehrere in der Menge lachten brüllend.
    »Nein, nein. Natürlich nicht.« Der Richter merkte, dass er die Leute nicht unter Kontrolle hatte. Und darüber hinaus hatte er sich auch noch zum Gegenstand des Spotts gemacht. »Nur, dass wir es offiziell machen sollten. Ich werde am Dienstag den Prozess eröffnen.«
    »Tun Sie das«, sagte Erich, der die Situation sehr wohl unter Kontrolle zu haben schien, großzügig.
    »Wozu all dieses

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