Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
Vom Netzwerk:
Brimborium, Van Helsing?« Steadly runzelte die Stirn über die Zöpfe Knoblauch und die Eisenhutgirlanden.
    »Entschuldigen Sie, Steadly.« Erich grinste. »Aber Sie haben das Jagdhaus nach den Morden gesehen und glauben doch wohl nicht, dass ein normaler Mensch dazu in der Lage wäre?«
    »Nein.« Dieses eine Wort besagte alles. In dem Getuschel in der Menge, die sich hinter ihm am Eingang drängte, war immer wieder das Wort »Vampir« zu hören. Ann drehte sich um und sah, dass mehrere Dorfbewohner sich bekreuzigten. Stephan würde jetzt ein Ausgestoßener sein. Er würde das Dorf sogar verlassen müssen, wenn er durch ein Wunder von den Morden freigesprochen würde. Die Menge an der Tür zerstreute sich wie Laub im Wind.
    »Komm, Cousine!«, sagte Erich und winkte sie mit übertriebener Ehrerbietung zur Tür.
    Ann warf Sincai einen Blick zu und fühlte sein beruhigendes kleines Lächeln mehr, als dass sie es sah. Sie vermochte es jedoch nicht zu erwidern, denn heute war wohl das letzte Mal, dass sie ihn sah.
    Als Ann und ihr Cousin nach Maitlands zurückkehrten, schleppten Polsham und Mrs. Simpson gerade Mengen von Knoblauch und Eisenhut die Treppe zum ersten Stock hinauf.
    »Ah, die Lieferung ist also gekommen, wie ich sehe«, bemerkte Erich, als er Hut und Handschuhe auf den Tisch in der Eingangshalle warf. »Beeilt euch! Es wird bald dunkel. Ich will, dass mein Zimmer bis dahin vollständig verkleidet ist.«
    »Wir sind mit Ihrem Zimmer fertig«, erwiderte Polsham in einem Ton, der kaum noch als höflich zu bezeichnen war. »Das hier ist für das Kinderzimmer.«
    »Dann werde ich in meinem Zimmer essen.« Erich hastete die breite Treppe hinauf. »Und bringen Sie mir auch eine Flasche Brandy hinauf.« Jetzt, da es dunkel wurde, schien er nicht mehr so selbstsicher zu sein. Was hatte er zu befürchten? Sincai war mittlerweile bestimmt schon lange fort.
    Die Heimfahrt mit Erich war schier unerträglich gewesen mit seiner Schadenfreude und der nicht enden wollenden Prahlerei darüber, was für ein Gesicht Sincai gemacht hatte, als ihm Handschellen angelegt worden waren. Ann hatte sich in eine Ecke der Kutsche gedrängt und geschwiegen. Ihr einziger Trost war, dass dieser Widerling nicht von der Heiratserlaubnis gesprochen hatte. Noch war sie nicht aus London eingetroffen? Anns Sorge war Verzweiflung gewichen.
    Jetzt war sie wirklich vollkommen erschöpft. Hinter Polsham und Mrs. Simpson wankte sie die Treppe hinauf und schaute bei ihrem Onkel herein, um zu sehen, wie es ihm ging. Sie wagte jedoch nicht, ihm von Van Helsings Drohung mit der Heiratslizenz zu erzählen, weil sie befürchtete, dass er der Heirat zustimmen würde. Und sie durfte ihn auch nicht wissen lassen, dass sich das gesamte Dorf vor Sincai fürchtete, denn sie wollte ihren Onkel nicht beunruhigen. Es schien ihm ein wenig besser zu gehen, obwohl gegen Ende des Tages auch seine Kräfte nachgelassen hatten und er ihr nur noch murmelnd dafür danken konnte, dass sie ihm Gesellschaft leistete.
    Als Ann ihren Onkel schließlich allein ließ, folgte Mrs. Simpson ihr, sichtlich bestürzt über die seltsame Neigung ihres Cousins zu Knoblauch und Eisenhut, die Treppe in den dritten Stock hinauf. Sie gab Ann das Kruzifix ihrer Mutter, damit sie es umlegte, und brachte ihr einen Teller Gerstensuppe. Doch schon bald darauf ging Mrs. Simpson mit dem leeren Suppenteller nervös klappernd davon, und eine schreckliche Leere breitete sich in Ann aus. Seufzend rollte sie sich in ihrem Bett zusammen. Die Erinnerungen an dunkle Augen, ungezähmtes Haar und das Gefühl der Kraft, das er ihr vermittelt hatte, verblassten bereits. Es schien keinen Ausweg zu geben. Sie konnte ihr Kinderzimmer nicht verlassen und ihren Onkel auch nicht. Aber wenn sie blieb, würde ihr Cousin seine Drohung vielleicht wahr machen. Wahrscheinlich wartete er nur bis zur Hochzeit, um sich das Wohlwollen der Bediensteten und der Dorfbewohner zu erhalten. Doch sowie sie verheiratet sein würden ... Widerliche Bilder des feuchten Mundes ihres Cousins auf ihrem, seiner schleimigen Zunge, seiner schlaffen Hände, die sie begrabschten, ließen sich wie Aasgeier hinter ihren Augen nieder und wollten nicht mehr von ihr weichen. Nicht zu vergessen die Irrenanstalt. Ann hatte das Gefühl, als lauerte sie schon ganz in der Nähe. Sie hatte ihre Mutter dort gesehen, wie sie sich in schmutzigem Stroh hin und her gewälzt und sich die Haut aufgekratzt hatte, bis sie blutig gewesen war.
    Es gab niemanden,

Weitere Kostenlose Bücher