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Blutrotes Wasser

Blutrotes Wasser

Titel: Blutrotes Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Torsten Krueger
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»Weil diese Tussi ihr Handy in der Hand hielt. Und gerade dabei war, einen Bullen von der Kripo anzurufen.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Weil«, zischte Janosch, »ich ihr das hier abgenommen habe.« Er hielt Lázlo ein Pappkärtchen hin. Der nahm es, machte ein paar Schritte zur nächsten Glühbirne hin und las den Namen: »Frenyczek. Hauptkommissar. Scheiße.«
    »Das kannst du laut sagen. Und jetzt …«
    »He, Janosch!« István kam ihnen entgegengestürzt.
    »Was ist denn?«
    »Das Mädchen randaliert. Ich glaub, die flippt total aus.«
    »Ich komme.« Er drehte sich zu Lázlo um. »Du kommst am besten mit und übersetzt für uns, Kumpel.«
    Lázlo trottete ihnen hinterher, die Zähne fest aufeinandergepresst. Wut und Angst spielten eine Partie Tischtennis und schmetterten die Bälle hin und her. Gott, wie er diesen kleinen Scheißer Janosch hasste! Lázlo folgte ihm gehorsam, so wie ein abgerichteter Hund, aber seine Finger hielten immer noch die Visitenkarte umklammert. Ganz beiläufig schob er sie sich hinten in die Hosentasche.

18
    Samstag, 20. August, Stephanstag
    2.14, Burgberg, Tunnelanlage
    Lena wachte auf, weil sie fror. Hier unten, in diesem scheiß Bunker, war es angenehm kühl – die ersten zwanzig Minuten, wenn man aus der Gluthitze des Sommers kam. Aber spätestens nach einer halben Stunde fing man an zu frösteln. Und sie war schon seit Stunden hier. Genau wusste sie es nicht, denn die Arschlöcher hatten ihr nicht nur das Handy, sondern auch ihre Taucheruhr weggenommen. Nachdem sie in ihrer Zelle ein bisschen rumgebrüllt hatte, bekam sie wenigstens eine Plastikflasche Mineralwasser. Lázlo stand bei ihnen, schaute sie mit unendlich traurigen Augen an, Augen, die ihm Lena am liebsten ausgekratzt hätte, aber sie tat so, als würde sie ihn ignorieren. Und auch er sagte kein Wort. Der kleine Dieb mit dem faltigen Lächeln fragte, was sie wollte. Auf Englisch und mit ein bisschen Pantomime machte sie klar, dass sie kein Kamel mit einem riesigen Wasserspeicher war. Sondern Durst hatte. Allerdings fragte sie sich jetzt, ob das eine gute Idee gewesen war. Das unheimliche Grinsen des Jungen hatte sich verstärkt, er war mit einer Wasserflasche wiedergekommen und hatte den Abgang gemacht. Kurz nachdem Lena einen Schluck getrunken hatte, war sie weggedämmert. Und jetzt pochte ihr Kopf wie nach hundert Sissi-Kaffees. Aber sie konnte keinen Kater haben. Oder doch?
    Drogen.
    War da nicht immer dieser desorientierte Blick in Lázlos Augen gewesen, diese Scheißegal-Müdigkeit?
    Mann, dröhnte ihr der Schädel!
    Wie spät es wohl war? Sie blickte sich in ihrem Gefängnis um. Eine Glühbirne baumelte von der Decke, eine Matratze lag auf dem Boden und darauf lag sie. Sonst gab es nichts hier, außer Staub und abgebröckeltem Beton von den Wänden. Grau und hässlich, einsam und kalt.
    Lena hatte Angst, aber die wurde von ihrer Wut noch ganz gut in Schach gehalten. Lázlo hatte sie verraten. Diese Bande kleiner Jungen spielte Krieg, war direkt aus den Büchern von Charles Dickens herausgehüpft. Wahnsinn!
    Sie lauschte, konnte aber keinen Laut ausmachen. Kein Geräusch. Mühsam stand sie auf, stockte, als ihr Kopf einen schwindeligen Tanz vollführte, stolperte auf die Tür zu, drückte die Klinke und nickte. Natürlich verschlossen. Zaghaft hämmerte sie gegen die Tür. »Aufmachen!« Sie wollte es schreien, aber nur ein klägliches Krächzen kam über ihre Lippen. Lena stöhnte. Sie taumelte zurück, ließ sich auf die Matratze sinken und wickelte sich so eng wie möglich in die kratzige Wolldecke. Ihr war kalt, ihr Herz klopfte ängstlich an die Rippen, als wollte es herausschauen, was denn da los war. Ihre Augen fielen zu. Schlafen.
    9.16 Uhr, Gellértberg, Eingang zur Molnár János
    Sándor Palotás schaute auf seine Armbanduhr und schnalzte missbilligend mit der Zunge. Die Bullen waren nicht pünktlich. Deren Obermacker, dieser Frenyczek, hatte Sándor noch gestern Abend angerufen und ihn hierherbestellt. Offenbar sollten Aufpasser rund um die Taucheingänge postiert werden. Na, ihm war’s egal. Sándor gähnte und streckte sich. Dabei sah er hinauf in den Himmel, der hellblau und klar zu ihm zurückschaute. Der Tag versprach perfekt zu werden: schön, aber nicht zu heiß. Ein guter Tag zur Feier des heiligen Stephan, des ersten Königs von Ungarn.
    Sándor machte ein paar Schritte, stutzte dann. Der Einstieg in das Höhlensystem war an dieser Stelle nicht mehr als eine große Luke. Öffnete

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