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Blutrotes Wasser

Blutrotes Wasser

Titel: Blutrotes Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Torsten Krueger
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warme Hand berührte ihn. Lázlo drehte sich erschrocken um, aber da war niemand. Ein Inlineskater zischte vorbei und ein Hund ging mit seinem Herrchen Gassi. Trotzdem hätte er schwören können … Lena. Als hätte ihre Hand ihn berührt. Ganz sanft gestreichelt. Lena, mein Gott, etwas Besseres findest du überall, und weiß Gott, er hatte Lena gefunden. Das war nicht nur besser. Das war … ein Wunder.
    Und das wollte er wegschmeißen?
    Nein!
    18.14 Uhr, am Fuße des Burgbergs
    Mann, hatte sie einen Durst.
    Einmal mehr brannte die Sonne auf Budapest und auf Lena. Seit fast einer Stunde folgte sie Lázlo jetzt. Sie hatte noch nie jemanden verfolgt, wahrscheinlich stellte sie sich ziemlich dämlich an, aber bis jetzt hatte er sie zumindest noch nicht bemerkt. Und Lena wollte endlich wissen, was los war. Irgendetwas schien Lázlo ziemlich fertigzumachen, und wenn sie nicht alles täuschte, war dieses Etwas gefährlich. Halte dich morgen von den Höhlen und dem Gellértberg fern, hatte er gefleht. Da war also wirklich was im Busch. Lena fingerte an der Visitenkarte herum, auf der Kommissar Frenyczeks Nummer stand. Sollte sie jetzt schon anrufen? Oder Lázlo noch einmal eine Chance geben und erst beobachten? Im Geheimdienst ihrer Majestät – hatte sie nicht bei ihrer Ankunft in Budapest geglaubt, so was machte Spaß? O nein. Machte es überhaupt nicht.
    Lena huschte weiter, sie hatte Durst und ihre Füße waren bestimmt auf das Dreifache angeschwollen. Jetzt stapfte Lázlo auch noch auf die Treppen zu, die den Burgberg hinaufführten. Lena seufzte leise – ihr blieb auch nichts erspart! Vorhin war Lázlo auf der Brücke stehen geblieben und hatte in die Donau gestarrt. Da hatte ihr Herz so fest und hart geschlagen, dass ihre Rippen schmerzten. Da hatte sie hingehen wollen zu ihm, seine Hand in die ihre nehmen und einfach zusammen in die Donau schauen.
    Gott, war sie durstig!
    Sie folgte Lázlo. Es war nicht schwierig, unbemerkt zu bleiben – der Feiertag morgen hatte schon heute die Zahl der Besucher nochmals erhöht. Das Problem war eher, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Mit ein paar Metern Abstand und hängender Zunge erreichte sie den Gipfel des Burgbergs, aber Lázlo ließ sowohl Burgpalast wie Burgviertel hinter sich und marschierte einfach weiter geradeaus, als wollte er auf die andere Seite des Hügels.
    Wollte er auch.
    Hier war weniger los und Lena musste ihr Tempo drosseln. Bald ging es wieder abwärts, an der großen wuchtigen Burgmauer entlang. Bald waren sie so ziemlich alleine, sodass Lena sich weit zurückfallen lassen musste. Dann war Lázlo nur noch ein Punkt in rotem T-Shirt, der plötzlich mitten in der Mauer verschwand.
    Mist. Kleckert die Nase lang, häng dir Gewichte dran – wie ihre Mutter gern reimte. In der Abendsonne kam Lena langsam näher, entdeckte schließlich eine graue kleine Metalltür in der Mauer und rüttelte an der Klinke.
    Abgeschlossen.
    Natürlich.
    Für einen langen Moment überlegte Lena. Zehn Atemzüge oder vielleicht sogar zwanzig. Dann holte sie die Karte des Kommissars heraus und tippte seine Nummer ins Handy. Sie konnte nicht einfach warten. Wenn hier tatsächlich etwas Übles passierte, musste Lena Bescheid geben. Wenn alles nur ein bescheuerter Witz war und sie Lázlo dabei in Schwierigkeiten brachte – was soll’s, sein Problem. Sie lauschte dem Freizeichen und wartete. Hatte der Bulle schon Feierabend gemacht? Bestimmt. War ja immerhin schon bald sieben. Mist.
    Die Tür vor Lena ging auf.
    »Hello«, sagte ein Junge auf Englisch. Einer, den sie sofort wiedererkannte.
    Der Rucksack-Dieb.
    19.32 Uhr, Burgberg, Tunnelanlage
    »Ihr habt wen geschnappt?«
    »Deine heiße Freundin, die Ausländerin.«
    Lázlo stand Janosch zitternd gegenüber. »Was ist passiert?«, presste er hervor.
    »Sie tauchte kurz nach dir an der Pforte auf. Komisch, oder?« Janosch musterte ihn lauernd.
    »Sie … muss mir gefolgt sein.«
    »Und das hast du nicht gemerkt?«
    »Nein. Ich hatte anderes im Kopf, verdammt.« O ja, das stimmte. Er hatte so viele Gedanken im Kopf, dass da oben bald eindeutig kein Platz mehr war. »Was … machen wir mit ihr?«
    Janosch setzte sein fieses Grinsen auf. »Nichts natürlich. Sie bleibt hier eingesperrt, bis morgen alles gelaufen ist. Denn dann ist ohnehin alles egal.«
    »Warum habt ihr sie nicht einfach draußen stehen lassen? Hier kommt doch eh niemand rein und …«
    Janosch machte einen schnellen Schritt vor, packte Lázlo und schüttelte ihn.

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