Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
krächzender Stimme und fasste an meinem Kopf, der sich anfühlte als wolle er jeden Moment in tausend Stücke zerspringen.
»Du wurdest überfallen. Was hast du dir nur dabei gedacht mitten in der Nacht durch die Straßen zu spazieren und wieso warst du überhaupt unterwegs?«, fragte sie vorwurfsvoll und stemmte jetzt die Fäuste in ihre Hüften.
Ich dachte kurz nach, konnte mich aber nicht erinnern, dass ich überhaupt die Wohnung verlassen hatte. Das Letzte, was ich noch wusste, war, dass Kim auf die Party gegangen und ich auf dem Sofa eingeschlafen war. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich mich zu konzentrieren, doch es war, als pralle ich gegen eine Barriere, die verhinderte, dass ich tiefer in meine Erinnerungen vordringen konnte.
»Ich weiß es nicht«, erklärte ich unsicher. Sofort wurden Kimberlys Gesichtszüge weicher. Sie setzte sich neben mich, griff nach einem Glas Wasser und reichte es mir.
»Zum Glück kam James dir zu Hilfe und konnte somit das Schlimmste verhindern. Claire, du musst unbedingt Anzeige erstatten, damit diese Verbrecher gefasst werden. Christopher hat sich schon um alles gekümmert, sobald es dir wieder etwas besser geht, werden wir dich auf die Polizeiwache begleiten«, plapperte sie hastig, bis ich die Hand hob, um ihr Einhalt zu gebieten.
»Wer zum Teufel ist James?«, fragte ich irritiert und nahm einen Schluck Wasser. Plötzlich trat eine große Gestalt hinter Christopher hervor und bei seinem Anblick hätte ich mich um ein Haar verschluckt.
Das Gesicht des Mannes, der vielleicht 20 Jahre alt war, wirkte wie gemeißelt. Die hohen Wangenknochen und das kantige Kinn gaben ihm ein derart männliches Aussehen, dass sich jedes Topmodel neben ihm unscheinbar vorkommen musste. Seine Augen leuchteten in einem Bernsteingold, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte und sein rostbraunes Haar fiel ihm locker bis auf die Schultern. Er sah aus wie ein vom Himmel gefallener Engel.
Doch als wäre dies nicht schon genug des Guten, öffneten sich nun auch noch seine sinnlich geschwungenen Lippen und seine samtige, melodische Stimme zog auch den letzten Rest von mir in seinen Bann.
»Hallo, ich bin James, James Graham. Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht.« Als er mir seine Hand zur Begrüßung entgegen hielt, glotzte ich ihn mit offenem Mund an und wusste nicht, was ich antworten sollte. Er kam mir irgendwie bekannt vor, so als hätte ich ihn zuvor schon einmal gesehen, aber ich wusste beim besten Willen nicht, wo das gewesen sein sollte. Ich ergriff seine Hand und bei dieser Berührung, durchfuhr ein angenehmes Kribbeln meinen ganzen Körper.
»Hallo, ich bin ...«, ich hielt inne und sah hilfesuchend zu Kimberly, die mir das Glas aus der anderen Hand nahm und es wieder auf den Tisch stellte.
»Claire«, flüsterte sie besorgt. »Dein Name ist Claire.« Ich verdrehte die Augen, was zur Folge hatte, dass erneut ein stechender Schmerz durch meinen Kopf schoss.
»Das weiß ich selbst«, schnaubte ich und versuchte meiner Stimme einen belustigten Klang zu geben, dann drehte ich mich wieder zu James. Ich hatte doch tatsächlich für einen Moment lang meinen eigenen Namen vergessen, aber das würde ich Kimberly sicher nicht auf die Nase binden, denn sie schien sich schon genug Sorgen zu machen. Das zumindest verriet mir ihr Gesichtsausdruck.
»Claire Mitchell«, stellte ich mich vor und hielt noch immer seine Hand fest umschlossen. Er lächelte mich an und offenbarte zwei Reihen, perfekt gewachsener, weißer Zähne. Dann ergriff Kimberly das Wort und deutete wild gestikulierend auf James.
»Er ist dir zu Hilfe gekommen, als diese Kriminellen dich überfallen haben, aber er konnte nicht verhindern, dass du bei dem Gemenge zu Boden gegangen bist«, erklärte sie mir und warf James einen bewundernden Blick zu.
Ich schloss die Augen und dachte angestrengt nach, denn etwas stimmte hier nicht. Immer wieder sah ich für den Bruchteil einer Sekunde den großen, ungepflegten Mann in meinen Gedanken, aber ich konnte mich nicht an ihn erinnern. Es war, als ob das Bild nur ganz kurz aus den Tiefen meines Unterbewusstseins auftauchte, jedoch genauso schnell wieder verschwand, wie es erschienen war.
»Der Arzt sagt, es ist gut möglich, dass deine Erinnerung in einigen Tagen wieder vollständig zurückkehrt«, teilte mir Christopher lächelnd mit, der meine Verzweiflung zu spüren schien.
»Arzt? Welcher Arzt?«, erkundigte ich mich panisch, denn auch an einen solchen konnte ich mich
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