Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
bitte?«, fragte James und sah mich verwirrt an.
»Abendessen«, erklärte ich knapp. Er stieß ein leises Lachen aus, das mir einen angenehmen Schauer über den Rücken laufen ließ.
»Sehr gerne«, bemerkte er und fuhr sich mit den Fingern durch sein fülliges Haar. Ich schenkte ihm ein Lächeln, von dem ich hoffte, dass es nicht völlig wahnsinnig wirkte, und nickte zufrieden.
Kurz darauf verabschiedete sich James mit einem vollkommenen Handkuss, der so gar nicht zu seiner jugendlichen Erscheinung passte. Er sah mir tief in die Augen und mein Herz rutschte ein Stockwerk tiefer.
»Dann hole ich dich um 19:00 Uhr ab?«, wollte er wissen und wartete auf meine Bestätigung.
»Ja, ist gut«, krächzte ich und konnte den Blick nicht von seinen bernsteinfarbenen Augen abwenden, die mich wie magisch in ihren Bann zogen. Erst Christophers tiefe Stimme holte mich in die Realität zurück.
»Ich danke dir, dass du Claire zu Hilfe gekommen bist. Wir stehen tief in deiner Schuld«, sagte er, als er James die Hand zum Abschied reichte.
»Du hast meine kleine Schwester gerettet und das werde ich dir niemals vergessen«, pflichtete Kimberly ihm bei, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte James einen Kuss auf die Wange. Ich räusperte mich laut, denn auch wenn Kimberlys Kuss nur eine freundschaftliche Geste war, störte sie mich doch ungemein. Die Einzige, die diesen gutaussehenden Typen küssen würde, war ich.
Als mich alle drei gleichzeitig mit hochgezogenen Brauen ansahen, war mir meine Reaktion plötzlich sehr peinlich und ich sah verlegen auf meine Hände. Was war denn nur los mit mir? Ich erkannte mich ja selbst kaum wieder. Irgendetwas hatte dieser James an sich, dass meinen Verstand zu blockieren schien.
»Ich glaube Claire sollte jetzt ins Bett gehen, denn es war doch alles ein bisschen viel für sie«, stelle Christopher väterlich fest und schob mich sanft in Richtung Gästezimmer, in dem ich seit meiner Ankunft, übernachtete.
»Ich freue mich auf morgen«, hörte ich James noch sagen, bevor er schließlich im Flur verschwand.
Kapitel 4
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich erstaunlich gut, doch an den Überfall konnte ich mich noch immer nicht erinnern, wie ich bedauernd feststellen musste.
Kimberly, die mich den ganzen Vormittag damit genervt hatte, unbedingt zur Polizei zu fahren und Anzeige zu erstatten, gab nach einigen Stunden resigniert auf.
»Mal ganz ehrlich Kim, das ist doch Zeitverschwendung. Ich hab diese Typen nicht gesehen und kann noch nicht einmal eine Personenbeschreibung machen, weil ich mich an rein gar nichts erinnern kann. Dann werde ich nur stundenlang auf der Wache sitzen, bis sich endlich ein Polizist dazu bequemt, seinen Donut beiseitezulegen und meine Anzeige aufzunehmen, die dann in irgendwelchen Aktenschränken versauert, weil man eh nicht weiß, nach wem man suchen soll. Nein Danke, darauf habe ich echt keinen Bock.«
Statt mich in Ruhe zu lassen, hatte sie sich dann in den Kopf gesetzt, mich etwas abzulenken und zwang mich, sie auf eine Shoppingtour zu begleiten, um auf andere Gedanken zu kommen.
Im Nachhinein war ich für diese Hartnäckigkeit sehr dankbar, denn so verging die Zeit wie im Flug und zu meiner Überraschung genoss ich den Einkaufsbummel mit meiner Schwester.
Zum krönenden Abschluss unserer Tour, bei der ich mir – völlig untypisch für mich – ein schwarzes Kleid für das bevorstehende Abendessen mit James gekauft hatte, lud sie mich in eines ihrer Lieblingscafés ein, das mit seiner verchromten, kalten Einrichtung mehr wie eine Bahnhofstoilette wirkte, als wie ein Szene-Lokal.
Während ich bereits an meinem zweiten Muffin knabberte und genüsslich von der heißen Schokolade trank, musterte mich meine Schwester mit gekräuselter Stirn.
»Wenn du so weiter futterst, wirst du bei meiner Hochzeit nicht mehr in dein Brautjungfernkleid passen«, stellte sie vorwurfsvoll fest. Ich grinste sie achselzuckend an und bestellte mir umgehend einen dritten Muffin. Plötzlich schlug sie mir freundschaftlich mit der Faust gegen den Oberarm und warf mir einen verschwörerischen Blick zu.
»Und?«, fragte sie neugierig. Ich sah sie verwirrt an.
»Und was?«
»Na du und James«, entgegnete sie grinsend.
»Was ist mit mir und James?«, fragte ich sichtlich genervt. Ich hasste es, wenn sie nicht in ganzen Sätzen sprach und ich ihr alles aus der Nase ziehen musste.
»Du stehst auf ihn, richtig?«, wollte sie wissen, doch es
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