Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
Obhut eines guten Freundes gegeben, dem ich bedingungslos vertraue. Ich kann dir mein Amulett zwar während der Nacht geben, doch tagsüber benötige ich es selbst und somit bist du am Tag ungeschützt. Das würde bedeuten, dass Balthasar jederzeit in deinen Geist eindringen und dir seinen Willen aufzwingen könnte. Uns bleibt nichts anderes übrig, als meinen Freund Leam aufzusuchen und den Blutrubin zu holen, damit auch du in Sicherheit bist.«
»Nichts lieber als das«, stieß ich hervor, stand auf und lief zum Badezimmer um mich anzuziehen. Da ich nicht das Bedürfnis verspürte, Balthasars Stimme und die damit verbundenen Schmerzen noch einmal zu spüren, konnte ich es kaum erwarten, meinen eigenen Blutrubin zu bekommen, der mich davor bewahrte. Ich war James unendlich dankbar, dass er mir alles erklärte und mir so gut wie möglich half, diese neuen Tatsachen zu verarbeiten und zu verkraften. An der Tür hob ich mein Kleid vom Boden auf und fragte beiläufig.
»Fahren wir mit dem Taxi? Dein Freund wohnt doch hier in Manhattan, oder?« Als James mir nicht gleich antwortete, drehte ich mich zu ihm um und sah ihn fragend an.
»Nicht direkt«, entgegnete er leise.
»Queens, Jersey, Long Island?«, fragte ich, von einer seltsamen Unruhe befallen.
»Castle Hope, Schottland«, antwortete er. Fast gleichzeitig fielen mir das Kleid aus der Hand und die Kinnlade auf die Brust.
»Schottland?«, wiederholte ich fassungslos und starrte James mit weit aufgerissenen Augen an. »Warum denn ausgerechnet Schottland?«
»Dort bin ich aufgewachsen. Schottland ist meine Heimat und dort befindet sich auch das zweite Amulett.«
Kapitel 6
»Claire, ich bin wieder zurück und es ist Zeit aufzustehen.« James melodische Stimme holte mich sanft aus meinem Schlaf. Ich vergrub mein Gesicht noch tiefer in dem weichen Kissen und zog mir die Bettdecke über den Kopf. Als er mich erneut ansprach, brummte ich missmutig.
»Hau ab!« Ich wollte nicht aufwachen und wehrte mich mit aller Macht dagegen. James lachte leise und begann langsam, die Decke von meinem Bett zu ziehen.
»Lass mich in Ruhe«, schimpfte ich und schlug mit der Hand nach ihm.
»Du musst aufstehen!«, wiederholte er nun energischer und begann mich zu schütteln.
»Ich will aber nicht aufstehen«, fuhr ich ihn an und drückte mir das Kissen auf den Kopf.
»Unser Flieger geht in drei Stunden. Entweder du stehst jetzt freiwillig auf, oder ich trage dich ins Bad und stelle dich unter eine eiskalte Dusche.« Diese Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht und ich sah blinzelnd unter meinem Kopfkissen hervor.
»Du bist vielleicht gemein«, bemerkte ich mürrisch, stand auf und warf einen erstaunten Blick auf den Wecker. Es war bereits später Nachmittag und demzufolge, hatte ich fast zwölf Stunden geschlafen. Trotzdem fühlte es sich an, als hätte ich kaum geruht und ich fragte mich, ob dies vielleicht schon eine Begleiterscheinung meiner Verwandlung zu einem Vampir war.
Ich schlurfte ins Bad und warf ihm einen vernichtenden Blick zu, den er mit einem Lächeln quittierte.
Nachdem ich geduscht und mir die Zähne, mit einer vom Hotel gesponserten Zahnbürste, geputzt hatte, fühlte ich mich um einiges frischer, hätte mich aber trotzdem ohne Probleme sofort wieder hinlegen können.
»Hast du alles gefunden?«, fragte ich, als ich das Bad verließ, und erkannte sofort meine blaue Reisetasche, die mitten auf dem Bett stand.
»Natürlich«, versicherte er stolz »in der Tasche ist deine Kleidung und deinen Reisepass hab ich hier«, er wedelte mit dem Pass in seiner Hand.
Nachdem James mir in der letzten Nacht mitgeteilt hatte, dass wir nach Schottland reisen mussten, um den zweiten Blutrubin zu beschaffen, hatte mein Gehirn auf Sparmodus geschaltet und ich hatte mich geweigert, ihm weiter zuzuhören. Ich war regelrecht hysterisch geworden, hatte mir die Ohren zugehalten und abwechselnd geheult und gelacht. Erst eine sanfte Ohrfeige hatte mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Nach diesem kleinen Nervenzusammenbruch hatte James darauf bestanden, dass ich mich etwas schlafen legte, was ich ohne Gegenwehr sofort getan hatte.
Er selbst hatte sich auf den Weg zur Universität gemacht, um in meinem Studentenzimmer alles einzupacken, was ich zwingend für eine Reise nach Schottland benötigte. Zuerst hatte er vorgehabt, zu Kimberly zu fahren, doch als ich ihm mitteilte, dass sich mein Reisepass in meinem Studentenzimmer befand, hatte er
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