Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
seine Jacke vom Stuhl und fasste in die Innentasche. Er zog ein kleines, schmales Glasröhrchen mit einer grünlich schimmernden Flüssigkeit heraus und hielt es mir vor die Nase.
»Dies hier ist das Gegenmittel für das Gift eines Vampirs. Wenn es frühzeitig nach dem Biss und dem Blutaustausch verabreicht wird, kann eine Verwandlung unter Umständen verhindert werden.« Ich horchte auf sah interessiert auf die grüne Flüssigkeit.
»Und das hast du mir gegeben?«, fragte ich hoffnungsvoll. Er nickte, doch dann seufzte er und dieser Seufzer kam aus tiefster Seele.
»Es kann bis zu 48 Stunden dauern, bis die Verwandlung einsetzt«, erklärte er mir und ließ sich neben mich auf das Bett sinken. Die Angst, die sich in meinem Körper manifestiert hatte, verwandelte sich jetzt in Panik und schnürte mir derart die Kehle zu, dass ich das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen. Ich rieb mir die Stirn und schüttelte verzweifelt den Kopf.
»Dann bleibt mir also nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis die 48 Stunden vorüber sind?«, stellte ich entmutigt fest »Also entweder bleibe ich die gute, alte Claire, oder ich verwandle mich in einen Vampir, sehe ich das richtig?«
»Nicht unbedingt. Es ist durchaus möglich, dass du nur einige Eigenschaften und Fähigkeiten eines Vampirs annimmst und dich nicht vollständig verwandelst«, versuchte er mich zu beruhigen. Ich sah ihn überrascht an, denn erneut loderte ein kleiner Funken Hoffnung in mir auf.
»Was für Fähigkeiten?«
»Vampire haben ganz unterschiedliche Eigenschaften. Ich zum Beispiel kann Erinnerungen löschen und manipulieren«, sagte er, »auch wenn es nicht immer klappt, wie man an dir sehen kann«, fügte er seufzend hinzu. »Und dann gibt es noch die Fähigkeiten, die so ziemlich jeder Vampir besitzt. Wir hören, riechen und sehen extrem gut. Außerdem sind wir sehr schnell und verfügen über immense Kräfte.«
Ich saß wie versteinert auf dem Bett und lauschte seinen Worten. In meinem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander und ich hatte Mühe einen klaren Gedanken zu fassen. Das waren eindeutig zu viele Informationen auf einmal und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis mein Gehirn den Dienst verweigern würde.
Ich sah mich schon als blutsaugendes Monster, das des Nachts durch die Straßen schlich, auf der Suche nach einem passenden Opfer und bei dem Gedanken wurde mir regelrecht schlecht. Ich musste schon würgen, wenn ich mein eigenes Blut schmeckte, wie sollte ich es dann fertigbringen, das Blut eines anderen Menschen zu trinken?
Würde ich weibliche oder männliche Opfer als Nahrungsquelle bevorzugen und schmeckten Obdachlose anders als Politiker? Immer mehr unsinnige Fragen schwirrten durch meinen Kopf. Sollte ich mich wirklich in eine solche Kreatur verwandeln, dann würde ich hundertprozentig verhungern, da war ich mir absolut sicher.
Gegen extreme Stärke und Schnelligkeit hätte ich nichts einzuwenden, aber bei dem Gedanken mich jeden Tag von Blut zu ernähren, stellten sich mir die Nackenhaare auf. Ich kramte in meinen Erinnerungen, was ich über Vampire wusste, dann wandte ich mich wieder zu James.
»Ich habe einen Roman gelesen, indem sich der Vampir von Tierblut ernährt hat«, warf ich ein, doch bevor ich noch nähere Angaben machen konnte, schüttelte James lächelnd den Kopf.
»Das ist nur eine erfundene Geschichte. Tierblut ist für einen Vampir nicht nahrhaft, genauso wenig wie menschliche Nahrung. Wir können sie zwar zu uns nehmen, aber sie kann uns nicht stärken.« Ich nickte und biss mir nachdenklich auf die Unterlippe. »Wie oft brauchst du Blut, ich meine … beißt du täglich jemanden? Und fällt es dir gerade schwer, nicht über mich herzufallen?«, fragte ich zögernd und erschauderte bei der Vorstellung, dass James mich aussaugen könnte.
»Nein, ich habe mir schon vor Ewigkeiten abgewöhnt, von Menschen zu trinken. Du musst dir also keine Sorgen machen. Ich ernähre mich von totem Blut, wie wir es nennen.«
»Totes Blut?«, wiederholte ich irritiert.
»Spenderblut«, erklärte er knapp.
»Ach so, naja es geht doch nichts über einen gut gekühlten Beutel Null positiv«, scherzte ich, auch wenn mir nicht wirklich danach zumute war.
James ließ den Kopf kreisen und sein Wirbel knackte so laut das ich unweigerlich zusammenfuhr. Dann sah er mich an und ich erkannte, dass er mindestens genauso erschöpft war wie ich, was mich zu meiner nächsten Frage brachte, die ich ihm stellen musste.
»Schläfst
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