Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
kurzerhand umdisponiert.
Zum Glück hatte ich immer meinen Schlüssel in der Tasche, obwohl ich mir sicher war, dass eine verschlossene Tür ihn nicht wirklich aufhalten würde. Viel interessanter fand ich, wie er es bewerkstelligt hatte, unbemerkt von meiner Zimmergenossin, meine Tasche zu packen. Doch auch dafür hatte er mit Sicherheit eine Lösung gefunden. Nachdem James sich auf den Weg gemacht hatte, war ich eingeschlafen.
Jetzt wühlte ich in der Tasche, die James für mich gepackt hatte, und schnaubte empört auf.
»Stimmt was nicht?«, fragte er und zog eine Augenbraue nach oben.
Ich zog ein großes, kariertes Herrenhemd heraus und hielt es ihm vor die Nase.
»Sieht das etwa aus, als wäre es von mir?«, entgegnete ich und wedelte mit dem Hemd vor seinem Gesicht herum.
»Es war in dem Korb mit frisch gewaschener Wäsche«, verteidigte er sich.
»Dieses Hemd gehört dem Freund meiner Zimmergenossin Lana«, schimpfte ich. Rasch untersuchte ich die restlichen Kleidungsstücke, die James in meine Reisetasche gestopft hatte, und hätte am liebsten laut geschrien.
Es war ihm doch tatsächlich gelungen, nur Kleidung einzupacken, die entweder Lana gehörte, die um einiges zierlicher war als ich, oder ihrem Freund Steve, für den Lana einmal in der Woche die Wäsche machte. Außer einer Jeans und einigen Teilen Unterwäsche gehörte nichts davon mir. Seufzend hielt ich das viel zu große Holzfällerhemd in die Höhe und besah es mir genauer.
»Ich werde aussehen wie eine Lesbe aus Alaska«, fuhr ich ihn an. »Das sind alles Klamotten von Lana, oder von ihrem Freund Steve«, fauchte ich ihn vorwurfsvoll an.
»Das tut mir aufrichtig leid, aber ich war in Eile und da habe ich einfach das Erstbeste eingepackt, was mir zwischen die Finger gekommen ist«, entschuldigte er sich fast ein wenig geknickt, »Aber du siehst immer bezaubernd aus, egal was du trägst.«
Ich wurde mit einem Mal knallrot und sah verlegen zur Seite. Sein Kompliment hatte mir den Wind aus den Segeln genommen und ich konnte ihm einfach nicht mehr böse sein.
»Naja, wird schon irgendwie gehen, dann hab ich eben nichts Schickes zum Anziehen«, seufzte ich und stopfte das Hemd wieder zurück in die Tasche. Vielleicht ergab sich ja die Möglichkeit, in Schottland etwas zu kaufen.
»Ich muss Kimberly Bescheid geben, dass es mir gut geht und dass ich für ein paar Tage wegfahre«, erklärte ich, während ich den Telefonhörer in die Hand nahm und ihre Nummer wählte. James war umgehend bei mir und riss mir den Hörer aus der Hand.
»Hey, was soll das?«, protestierte ich lautstark.
»Es ist besser sie weiß nicht, wo du bist«, sagte er ernst.
»Aber ich muss mich doch bei ihr melden und ihr sagen, dass alles in Ordnung ist. Wenn ich das nicht tue, wird Kim nicht lange warten, bis sie eine Vermisstenanzeige aufgibt. Außerdem muss sie meinen Eltern eine Ausrede auftischen, falls die anrufen und mich sprechen möchten«, verteidigte ich mich.
»Wenn Balthasar irgendwie herausbekommt, dass du bei Kimberly wohnst, wird er alles daran setzen, um von ihr zu erfahren, wo du bist und das können wir nicht riskieren.« Ich sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
»Du meinst er wird Kimberly finden und ihr etwas antun? Aber woher sollte er erfahren, dass ich bei ihr wohne, wer sollte ihm das verraten?« Die plötzlich aufwallende Angst um meine Schwester schnürte mir fast die Kehle zu.
»Glaub mir Claire, Balthasar hat Mittel und Wege, um an solche Informationen zu gelangen, auch wenn du das jetzt noch nicht verstehst.« Ich wollte widersprechen, schwieg aber, als ich seine ernste Miene sah.
Ich spürte, dass es keinen Sinn hatte, weiter auf ihn einzureden, aber ich würde einen Weg finden, um Kimberly mitzuteilen, dass es mir gut ging und ich würde sie warnen, schließlich war sie meine Schwester. Sie starb wahrscheinlich schon vor Sorge und ein kurzer Anruf würde mich sicher nicht in Gefahr bringen.
»Ich gehe zur Rezeption und checke aus«, teilte James mir mit und öffnete die Tür. »Mach dich bitte fertig und komm dann runter, ich werde unten auf dich warten.« Als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, lauschte ich noch einige Sekunden, dann sprang ich zum Telefon, hob den Hörer ab und wählte Kims Nummer.
»Hallo?«, ertönte es am anderen Ende der Leitung und mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich die mir so vertraute Stimme vernahm.
»Ich bin es, Claire«, meldete ich mich und setzte zu einem neuen Satz an, doch Kimberly
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