Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
kam mir zuvor und kreischte:
»Bist du von allen guten Geistern verlassen? Hast du eine Ahnung, was für Sorgen wir uns gemacht habe? Wo steckst du denn?«
»Ich bin in einem Hotel, aber ich werde heute noch nach Schottland fliegen«, begann ich zu erklären.
»Du wirst was? Ja bist du denn jetzt verrückt? Wieso willst du nach Schottland und wo ist James? Was ist los Claire, bist du in Schwierigkeiten? Du kannst doch nicht ...«
»Kim, hör mir jetzt bitte genau zu!«, unterbrach ich sie und am anderen Ende wurde es plötzlich still. Ich holte tief Luft und suchte nach den passenden Worten.
»Ich habe jetzt nicht die Zeit, um dir alles zu erklären, aber glaub mir, es ist alles in Ordnung. Ich werde bald zurück sein und du musst mir jetzt versprechen, dass du nicht allein das Haus verlässt und bitte lass dir irgendeine Ausrede einfallen, wenn unsere Eltern anrufen. Sag einfach, ich bin mit einer Freundin ein paar Tage weggefahren oder so etwas in der Art.« Für einige Sekunden war es ruhig und ich hatte fast die Befürchtung, unsere Verbindung sei getrennt worden, doch dann erklang wieder Kims besorgte Stimme.
»Claire ist wirklich alles ok? Warum soll ich nicht alleine das Haus verlassen? Was hat das denn alles zu bedeuten?«
»Ich habe jetzt keine Zeit, du musst mir einfach vertrauen«, erklärte ich ihr.
»Was willst du denn in Schottland und wo genau kann ich dich dort erreichen?«, wollte sie wissen.
»Ich weiß nur, dass es eine Burg ist, Castle Hope glaube ich, aber frag mich nicht, wo sie liegt. Kimberly, das hat alles mit dem Überfall zu tun und ist ziemlich kompliziert. Wenn ich in Schottland angekommen bin, melde ich mich bei dir, und wenn ich wieder zurück in New York bin, werde ich dir alles erklären, das verspreche ich. Du musst dir keine Sorgen machen, James passt auf mich auf.«
»Du fliegst mit James nach Schottland?«
»Ja, aber jetzt muss ich Schluss machen. Pass bitte auf dich auf und verlass wenn möglich nicht alleine die Wohnung. Bis bald Kim«, sagte ich und legte auf. Ich hörte noch, wie sie meinen Namen rief, doch als der Hörer auf die Gabel fiel, verstummte sie.
Leise fluchend kramte ich das viel zu große Holzfällerhemd sowie die Jeans aus der Tasche und zog mich an.
»Für die Unterwäsche hat er sich anscheinend genügend Zeit genommen im Gegensatz zur restlichen Kleidung«, murmelte ich erbost, während ich in die rote Spitzenunterwäsche schlüpfte. Als ich angezogen war, warf ich mir die Tasche über die Schulter und ließ meinen Blick noch ein letztes Mal prüfend durch das Zimmer wandern, dann machte ich mich auf den Weg nach unten.
Ich konnte nur hoffen, dass James die Hotelrechnung nicht zu genau unter Augenschein nahm und nichts von meinem Telefonat mit Kimberly erfuhr.
Wir saßen schweigend nebeneinander auf der Rückbank des Taxis und ich sah in den wolkenverhangenen Himmel. Es begann bereits zu dämmern und die Häuser warfen unheilvolle Schatten auf die Straße. Ich fasste an das Amulett, das James mir kurz zuvor gegeben hatte, und musste feststellen, dass ich mich durch den Blutrubin irgendwie sicherer fühlte.
James hatte darauf bestanden, dass ich es jetzt wieder trug, auch wenn sich Balthasar seit seinem letzten Besuch in meinem Kopf, nicht mehr gemeldet hatte. Während der Fahrt zum Flughafen sprachen wir kaum ein Wort und so konnte ich alles, was er mir in der gestrigen Nacht mitgeteilt hatte, noch einmal in Ruhe Revue passieren lassen.
Im Flughafen angekommen blieb er kurz stehen und orientierte sich an einem der Wegweiser, dann deutete er auf einen Flugschalter von British Airways.
»Könntest du dort bitte die Tickets abholen, die auf den Namen Graham hinterlegt sind«, bat er mich.
»Und was machst du?«
»Ich muss noch etwas besorgen«, rief er, während er schon davon lief und im Getümmel verschwand. Ich zuckte mit den Schultern und ging zum Schalter, wo eine große, hübsche Blondine mich mit einem strahlenden Lächeln begrüßte.
Kurze Zeit später tauchte James wie aus dem Nichts auf und hielt eine sehr edle Tüte mit der Aufschrift »Versace« in der Hand. Rings um ihn herum blieben einige Frauen stehen und sahen ihm verzückt nach, während er auf mich zusteuerte. Ich konnte diese Reaktion sehr gut verstehen, denn er sah wirklich zum Anbeißen gut aus. Als er wieder neben mir stand, warf ich einen argwöhnischen Blick auf die Tüte.
»Himmel, wie kannst du nur jetzt ans Einkaufen denken?«, bemerkte ich zynisch, doch James
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