Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
Gestalten, die mich teils interessiert und teils argwöhnisch musterten und aufgeregt miteinander tuschelten. Berta hob die Hand und ihr transparentes Gefolge verstummte augenblicklich.
»Die haben wir alle in der Burg gefunden und sie haben uns geholfen. Als sie hörten, dass du ein Geistwächter bist, haben sie beschlossen, sich uns anzuschließen«, erklärte Berta und deutete auf den wilden Haufen hinter ihr. Ein großer, korpulenter Geist, der mit einem historisch aussehenden Kilt bekleidet war, trat vor und verbeugte sich ehrfürchtig vor mir.
»Mein Name ist Alister McDonald und ich möchte euch bitten, auch uns zu materialisieren«, sagte er und verbeugte sich erneut, dann begannen plötzlich alle durcheinander zu schreien.
»Ja genau, ich will wieder einen Körper und dann werde ich Haggis essen, bis es mir zu den Ohren herauskommt«, rief ein kleiner gedrungener Mann.
»Haggis und Ale, bis ich umfalle«, grölte ein anderer, der sich Bruce nannte, und stieß jubelnd seine Fäuste nach oben.
»Haggis schmeckt mir nicht, ich will lieber Fish and Chips«, brummte ein hagerer, männlicher Geist mit Nickelbrille, der die für Engländer typische, übertrieben betonte Aussprache hatte.
»Das ist Charles, ein Geist aus London. Er wurde bei einem Ausflug im 15. Jahrhundert von Landstreichern umgebracht«, flüsterte Berta mir in mein Ohr.
»Noch ein Wort gegen Haggis und ich dreh dich auf Links«, schrie ihn Bruce an und baute sich bedrohlich vor Charles auf. Innerhalb von weniger Sekunden entbrannte eine lautstarke Diskussion, und bevor es zu einer Massenschlägerei kam, ließ ich einen gellenden Pfiff los. Sofort war es still und alle Geister sahen fragend zu mir.
»Wenn ihr nicht sofort damit aufhört, könnt ihr euch einen anderen Geistwächter suchen. Ihr haltet jetzt alle die Klappe, bis ich entschieden habe, wie es weitergeht, habt ihr mich verstanden?« Einstimmiges Gemurmel begann und einige der Geister sahen verlegen zu Boden. Ich wandte mich zu Berta, die neben mir stand und den Neuankömmlingen einen bösen Blick zuwarf.
»Was habt ihr herausgefunden? Geht es James gut?« Berta atmete tief ein und schenkte mir ein sehr gequältes Lächeln.
»Der gnädige Herr ist am Leben, aber ...«, sie machte eine Pause und mir blieb fast das Herz stehen.
»Was aber?«, hakte ich nach.
»Es geht ihm nicht gut«, entgegnete sie und senkte den Kopf. »Man hat ihn in einen der Kerker gebracht und ihm schlimme Wunden zugefügt.« Bei ihren Worten wurde mir leicht schwindelig und halt suchend klammerte ich mich an der Wagentür fest.
»Was haben sie mit ihm gemacht?«, flüsterte ich.
»Dasselbe was sie auch seinem Freund Leam angetan haben«, antwortete Berta. Ich schnappte laut nach Luft und sofort sah ich wieder die Bilder vor mir, wie Leam, an den Schreibtisch gefesselt, dagelegen hatte und verblutet war.
Ich hatte nicht mitbekommen, dass Berta sich mir genähert hatte, erst als sie sich materialisierte und ihren Arm um mich legte, bemerkte ich sie.
»Er ist zwar schwer verletzt, aber er wird nicht sterben«, beruhigte sie mich. »James ist viel zäher als so manch anderer Vampir und er hat wahrhaftig ein Kämpferherz. Ich glaube sie nehmen ihm nur so viel Blut, dass er keine Kraft mehr hat, sich zu wehren. Er wird es sicher überstehen, aber wir sollten uns dennoch nicht zu viel Zeit lassen. Die hier, können uns dabei helfen.«, sie deutete auf die Geister, welche uns aufmerksam zuhörten.
Zehn Minuten später stand unsere Vorgehensweise fest. Jedem war eine bestimmte Aufgabe zugeteilt und ich hatte meinen neuen Geistern befohlen, sich nach ihrem eigenen Ermessen zu materialisieren. Als Gegenleistung halfen sie uns bei unserem Befreiungsversuch.
Berta hatte alles versucht, um mich zu überzeugen, dass ich am Auto warten sollte, während sie James befreiten, doch ich hatte energisch abgelehnt. Sie war in Sorge, weil ich nicht mehr unsterblich war, doch ich versicherte ihr, dass ich mich nicht unnötig in Gefahr bringen würde. So zog ich mit der illustren Schar Geister und den Beuteln mit Spenderblut in Richtung Tuathach Castle.
Als wir an der Burg ankamen, war ich die Einzige, die sich im Schatten der Burgmauern fortbewegte, meine gespenstische Gefolgschaft konnte ja niemand außer mir sehen. Bruce ging als Erster durch das große Tor, um auszukundschaften, ob die Luft rein war. Kurze Zeit später tauchte er wieder auf und schrie so laut, dass ich erschrocken zusammenfuhr.
»Kein Blutsauger zu
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