Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
Wolken auszumachen und ich konnte nur hoffen, dass sich der Himmel noch ein wenig mehr zuzog, so dass wir uns im Schutz der Dunkelheit bewegen konnten.
Ganz am Ende des Sees, ca. 300 Meter von unserem derzeitigen Standort entfernt, konnten wir die Silhouette von Tuathach Castle erkennen. Die Burg war um einiges größer als Castle Hope und befand sich auf einer Anhöhe direkt über dem Ufer. Einige Fenster waren beleuchtet und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als ich an James dachte, der sich irgendwo dort in der Burg befand. Ob sie ihm Schmerzen zugefügt hatten? Ich rief mich zur Ordnung, denn ich musste einen klaren Kopf bewahren, wenn ich nicht wollte, dass unsere Befreiungsmission scheiterte.
»Wie sollen wir denn unbemerkt da rein kommen?«, grübelte ich laut, während ich auf die Burg sah.
»Einer von uns könnte sich zuerst hineinschleichen und auskundschaften, wo der junge Herr sich befindet«, schlug Berta vor. Ich drehte mich zu ihr und war innerlich dankbar, dass die Drei bei mir waren.
»Das ist eine gute Idee, doch dazu muss ich euch wieder unsichtbar machen, nicht wahr?«
»Du kannst uns auch die Anweisung geben dies ganz nach eigenem Ermessen zu tun«, antwortete sie.
»Es genügt also, wenn ich euch befehle euch unsichtbar zu machen, oder Materie anzunehmen, wann immer ihr das für richtig haltet? Könnt ihr dann hin und her switchen, wie ihr wollt?«
Zu meiner Verwunderung trat nun die kleine Emma nach vorne, die sonst kaum ein Wort sprach.
»Ja, wir können dann selbst entscheiden, wann wir Materie annehmen und wann wir uns unsichtbar machen.«
»Das ist ja fabelhaft«, rief ich und klatschte dabei in die Hände. »Muss ich euch anfassen oder genügt es, wenn ich es sage«, erkundigte ich mich.
»Du muscht unsch berühren und esch befehlen«, erklärte Ian.
»Nun gut, dann wollen wir mal. Ich streckte meinen Arm aus und sofort legten alle drei ihre Hände darauf, wodurch ich mit jedem Einzelnen von ihnen, verbunden war.
»Ich befehle euch nach eigenem Ermessen zu entscheiden, ob ihr Materie annehmen möchtet oder unsichtbar bleibt«, sagte ich und wartete, was geschah. Ian machte ein derart angestrengtes Gesicht, dass ich befürchtete er habe schon wieder mit Verdauungsproblemen zu kämpfen, doch dann verlor seine Erscheinung langsam an Intensität.
So wie am Abend unserer ersten Begegnung, flackerten nun alle drei Geister und ihre Körper waren durchscheinend, so dass ich einfach durch sie hindurchsehen konnte.
»Ich kann euch aber noch immer erkennen«, bemerkte ich ein wenig enttäuscht. Berta, die nun auch fast gänzlich vor mir verschwand, kicherte leise.
»Natürlich kannst du uns immer noch sehen, schließlich bist du unser Geistwächter. Wir können uns niemals vollständig vor dir verbergen. Du bist jedoch die Einzige, die uns noch wahrnehmen kann, für alle anderen sind wir nicht mehr sichtbar«, klärte sie mich auf.
»Wenn dem so ist, würde ich vorschlagen ihr drei macht euch auf den Weg in die Burg und findet heraus, wo sie James gefangen halten und wie es ihm geht. Achtet bitte genau darauf, ob und wo Wachen postiert sind, damit wir später nicht unangenehm überrascht werden. Ich werde hier am Fahrzeug auf euch warten.«
Meine durchsichtigen Gefährten nickten und im nächsten Moment waren sie in der Dunkelheit verschwunden.
Ich setzte mich in den Wagen, trommelte einige Minuten mit den Fingern auf dem Lenkrad herum und versuchte dann einen annehmbaren Sender im Radio zu finden. Auch wenn ich wusste, dass niemand die Drei sehen konnte, so machte ich mir doch Sorgen und spähte immer wieder unruhig zum Fenster hinaus.
Nach einer halben Ewigkeit warf ich einen Blick auf die Uhr und stellte besorgt fest, dass schon 30 Minuten vergangen waren. Ich beruhigte mich und redete mir ein, dass sie zwar Geister waren, sich jedoch nicht schneller als ich fortbewegen konnten und die Burg lag nun einmal ein ganzes Stück entfernt von hier.
Plötzlich stutzte ich und lauschte. Hörte ich da mehrere Stimmen oder bildete ich mir das ein? Ich schloss die Augen, um mich ganz auf meine Umgebung zu konzentrieren und jetzt hörte ich es ganz deutlich. Hastig stieg ich aus dem Wagen und sah mich aufgeregt um. Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf als ich Berta, Ian und Emma erkannte, die mir freudig winkend entgegenkamen, gefolgt von gut und gerne 20 weiteren Geistern.
»Was hat das zu bedeuten?«, erkundigte ich mich und deutete auf die leicht bläulich schimmernden
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