Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
damit ein wenig frische Luft in den Raum strömen konnte und um etwas zu sehen, denn ich fand weder einen Lichtschalter noch eine Öllampe.
An den Wänden standen insgesamt sechs steinerne Särge, die in Form und Größe einem Holzsarg ähnelten, nur mit dem Unterschied, dass sie aus Granitblöcken geschlagen waren. Vorsichtig näherte ich mich dem Ersten und strich zaghaft den Staub beiseite, der sich im Lauf der Zeit auf die Ruhestätten gelegt hatte und begann die eingemeißelte zu Schrift lesen.
Hier ruht Gregory Graham 1676 – 1734, las ich und fragte mich, in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis der Tote wohl zu James stand? Ob es vielleicht sogar sein Vater war?
Ich besah mir auch die restlichen Ruhestätten, bis ich vor dem Sarg stand, auf dem kein Name eingraviert war und auf dem sich noch kein Staub angesammelt hatte. Darin musste Leam liegen, dachte ich, blieb einen Moment andächtig stehen und schloss die Augen. Ich war traurig, James besten Freund nicht kennengelernt zu haben und fragte mich kurz, was für ein Mensch – oder besser gesagt, Vampir - er wohl gewesen war? Dann untersuchte ich die Umgebung nach einer Nische oder Einbuchtung, in der ich mein Amulett verstecken konnte.
Plötzlich fiel mein Blick an den unteren Rand des Granitsarges und ich stellte fest, dass er nicht direkt auf der Erde stand, sondern auf vier steinernen Sockeln. Somit waren zwischen dem Sarg und dem Fußboden ca. fünf Zentimeter Hohlraum, das ideale Versteck für meinen Rubin.
Ich streifte mir das Amulett ab und ging auf die Knie, dann schob ich es zaghaft nach hinten, bis ich mit den Fingern an die Wand stieß. Ich hoffte inständig, dass nicht irgendein aggressives Nagetier dort seine Behausung hatte und meine Hand als willkommene Mahlzeit betrachtete.
Als ich den Blutrubin in der hintersten Ecke verstaut hatte, zog ich meinen Arm hastig wieder hervor und atmete erleichtert auf. Bevor ich nach draußen ging, warf ich noch einen letzten prüfenden Blick auf mein Versteck und nickte zufrieden, dann schloss ich die Tür. Ich sah hinauf zum Himmel, der sich bereits dunkel verfärbt hatte, und stellte fest, dass es höchste Zeit war, zu James zu gehen.
»Da bist du ja. Wo warst du denn ich habe mir bereits Sorgen gemacht.« James blickte vom Schreibtisch auf, wo er gerade mit einem Schleifstein über die Klinge seines großen Schwertes fuhr.
»Jetzt bin ich ja hier«, beruhigte ich ihn und beobachtete fasziniert seine flüssigen und sicheren Bewegungen.
»Bekomme ich auch so eines?«, ich blickte fasziniert auf das Schwert und deutete mit dem Finger darauf. Er zog beide Augenbrauen nach oben und sah mich an als habe ich nicht mehr alle Tassen im Schrank.
»Das war ein Scherz oder?«, bemerkte er und schüttelte amüsiert den Kopf. Ich legte die Stirn in Falten und sah ihn düster an.
»Keineswegs, das ist mein voller Ernst, denn ich würde mich gerne verteidigen können, wenn es notwendig werden sollte«, klärte ich ihn auf und ärgerte mich darüber, dass er in mir immer noch das hilflose Weibchen zu sehen schien. James legte seine Waffe beiseite, erhob sich und kam langsam auf mich zu.
»Du wirst mit Sicherheit nicht in die Situation kommen, dich verteidigen zu müssen, mein Schatz«, besänftigte er mich, nahm meine Hand und zog mich mit sich zu der Wand hinter seinem Schreibtisch.
»Und wieso bist du dir da so sicher?«, entgegnete ich.
»Deshalb.« Er deutete auf das Bücherregal direkt vor uns und schenkte mir ein breites Grinsen. Ich trat einen Schritt näher und besah mir die vielen Bücher, die fein säuberlich aneinandergereiht, im Regal vor mir standen, dann drehte ich mich mit fragendem Gesichtsausdruck wieder zu James.
»Soll ich die Vampire mit Büchern bewerfen oder sie mit Gedichten in die Flucht schlagen?«, fragte ich leicht ironisch und zeigte auf einen dicken Rilke-Band. James lachte und deutete auf das Regal vor uns.
»Nein, du gehst einfach hier rein, falls es gefährlich wird.« Ich sah ihn an, als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen.
»Ich soll in das Bücherregal? Sag mal hast du heute vielleicht vergessen deine Ration Blut zu trinken?« James prustete laut los.
»Du liebe Güte nein, wie kommst du nur immer auf solche absurden Ideen? Du wirst dich dahinter verstecken«, erklärte er, drückte eines der Bücher nach unten und sofort schwang das Regal auf. Staunend machte ich einige Schritte nach vorne und blickte in einen kleinen, versteckten Raum. James trat hinein und
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