Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
Tropfen auszusaugen«, widersprach sie.
»Dein Boss wird nicht sehr erfreut sein, wenn du mich umbringst«, erklärte ich ihr so ruhig wie möglich.
»Warum sollte er denn etwas dagegen haben? Du bist ein unbedeutender Mensch, der uns nur im Weg steht. Es gibt keinen Grund dich nicht umzubringen und außerdem ist es mir ein ganz persönliches Bedürfnis, deinem Leben ein Ende zu bereiten.« Evelyn stand nur noch zwei Schritte von mir entfernt und ich wusste, dass ich in wenigen Sekunden sterben würde, wenn ich jetzt nichts unternahm.
»Wie ich schon sagte, es wäre ein Fehler mich zu töten, denn ich bin die Einzige, die weiß, wo sich der Blutrubin befindet. Wenn du mich umbringst, dann nehme ich dieses Geheimnis mit in mein Grab«, sprudelte es aus mir heraus.
Sie stockte, sah mich sehr lange an und schien angestrengt nachzudenken. Es sah tatsächlich so aus, als habe ich etwas Zeit gewonnen, denn Evelyn schien abzuwägen, ob sie mir glauben sollte, oder ob ich nur versuchte sie hinzuhalten. Dann ging sie in die Hocke und blickte mir direkt in die Augen.
»Nun, wenn das so ist, dann wirst du mir jetzt sagen, wo er sich befindet, bevor ich deinem Leben ein Ende bereite.«
»Erst wenn die Hölle zufriert«, antwortete ich, denn ich war mir sicher, dass der Blutrubin für sie wichtiger war, als alles andere. Keinesfalls würde sie mich umbringen und womöglich riskieren, das Amulett für immer zu verlieren.
»Wenn du dich kooperativ zeigst, verspreche ich dir, dass es schnell gehen wird, ganz ohne Schmerzen«, erklärte sie und presste ihren Finger fest auf die Wunde an meinem Bein. Ich schrie auf und verlor für den Bruchteil einer Sekunde das Bewusstsein, doch sie schlug mir einige Male mit der flachen Hand ins Gesicht und holte mich in die Realität zurück.
»Selbst wenn du mir alle Knochen brichst, werde ich es dir nicht sagen«, antwortete ich mit zusammengepressten Lippen. Als sie sich so nah zu mir beugte, dass ich ihren heißen Atem an meinem Ohr spüren konnte, wandte ich meinen Kopf ab und schloss die Augen.
»Das ist wirklich eine sehr gute Idee«, flüsterte sie leise und legte mir fast zärtlich ihre Hand auf meinen Oberarm. Als ich die Augen öffnete, verstärkte sich ihr Griff und dann hörte ich das widerliche Krachen, meiner eigenen Knochen.
Ich sackte wimmernd in mich zusammen und war nicht einmal mehr fähig zu schreien, so unbeschreiblich stark war der Schmerz, den ich fühlte. Dann wanderte ihre Hand ganz langsam zu meinem Unterschenkel und sie sah mich dabei fragend an.
»Soll ich weitermachen oder sagst du mir jetzt, wo der Blutrubin versteckt ist?« Ich atmete schwer und bezweifelte, dass ich weitere Schmerzen überstehen würde, ohne bewusstlos zu werden. Insgeheim sehnte ich mich nach der Dunkelheit einer Ohnmacht, die mir endlich meine Qualen nehmen würde, doch dann sah ich James in Gedanken vor mir und der Wille zu überleben war stärker, als der Wunsch nach einem raschen Ende.
Tastend fuhr ich mit der zittrigen Hand meines gesunden Armes am Boden entlang, bis ich den Griff des Messers unter meinen Fingern spürte. Ich wusste, dass Evelyn unsterblich war und ihre Wunden innerhalb kürzester Zeit wieder heilen würden, aber vielleicht konnte ich mir mit einem gezielten Stich etwas Zeit verschaffen und auf ein Wunder hoffen.
Sie drückte fester zu und ich hatte Mühe mich auf das Messer in meiner Hand zu konzentrieren. Mit all der mir verbliebenen Willenskraft stieß ich es nach vorne und rammte es tief in ihre Schulter.
Sie schrie auf und machte einen Satz nach hinten. Ihre Hand klammerte sich um den Schaft des Messers und sie versuchte, es herauszuziehen. Ich nutzte den Augenblick, in dem sie abgelenkt war und kroch zu dem Tisch, auf dem ich die Flasche mit Eisenkraut-Sud abgestellt hatte. Ich streckte mich und versuchte den Schmerz zu ignorieren, der dabei durch jede Faser meines Körpers schoss, dann bekam ich die Flasche endlich zu fassen und zog den Korken heraus.
In diesem Moment begriff sie, was ich vorhatte und kam mit gefletschten Zähnen auf mich zugestürzt. Ich hob den unversehrten Arm und schleuderte ihr den Inhalt der Flasche entgegen. Ein Schwall traf sie mitten ins Gesicht und sie heulte laut auf, während sie zusammensackte und sich am Boden liegend krümmte. Wie gelähmt kauerte ich mich an die Wand und beobachtete mit offenem Mund, wie sich ihr sonst so perfektes Antlitz veränderte. Evelyns rechte Gesichtshälfte war nach wenigen Sekunden nur noch
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