Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
darüber, dass ich ihn nie wieder sehen würde, brach mir fast das Herz. Tränen rannen unter meinen geschlossenen Lidern hindurch und bahnten sich ihren Weg über meine Wangen.
Mein Gott, ich würde nie wieder seine Nähe spüren, nie wieder seine zärtlichen Küsse erwidern können oder in seine einzigartigen, bernsteinfarbenen Augen blicken. Ich runzelte die Stirn, denn ich fand es seltsam, dass es möglich war, im Himmel zu weinen. Man sagte doch dies wäre ein Platz der Freude und es gäbe hier keine Trauer und dennoch spürte ich ganz deutlich die Tränen in meinen Augen.
Dann durchfuhr mich ein schrecklicher Gedanke: Was, wenn ich gar nicht im Himmel war? Ich schärfte meine Sinne und versuchte herauszufinden, ob es unnatürlich heiß war oder ob ein Schwefelgeruch in der Luft lag.
»Liebling, ich bin hier«, hörte ich James Stimme und seufzte vor lauter Glückseligkeit. War es nicht schon genug, dass ich an ihn denken musste? Jetzt auch noch seine wundervolle Stimme zu hören war nicht gerade förderlich für meinen ohnehin desolaten Gemütszustand. »Claire, bitte sieh mich an«, sagt er leise und ich kam zu der Feststellung, dass hier etwas nicht stimmte.
Ich öffnete vorsichtig blinzelnd die Augen und sah zuerst alles nur verschwommen, doch nach und nach schärften sich die Konturen und ich erkannte James.
»Oh nein, du bist auch tot?«, stellte ich betroffen fest und über die Tatsache, dass er mir in den Tod gefolgt war, fing ich nun erst richtig an zu weinen. Das hatte ich nicht gewollt, auch wenn es mich glücklich machte, dass er an meiner Seite war. Er lachte leise, nahm meine Hand und küsste sie zärtlich.
»Nein, ich bin nicht tot und du bist auch noch am Leben«, versicherte er mir, als er in mein bestürztes Gesicht sah. Dann wurde sein Blick ernst und er fügte hinzu,
»Ich hatte keine andere Wahl, Claire. Bei dem Gedanken dich für immer zu verlieren wurde ich schier verrückt, denn ich kann und will nicht mehr ohne dich leben und deshalb, … deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als dich in einen Vampir zu verwandeln«, seine Stimme war nur noch ein Flüstern und er senkte schuldbewusst den Blick. Es dauerte einen Moment, bis seine Worte zu mir durchdrangen und mir deren Bedeutung wie ein donnernder Faustschlag bewusst wurde.
»Du hast was? Ich bin ein Vampir?«, rief ich fassungslos und hob hastig die Decke. Ich war nackt und dort wo mir Evelyn das Messer in den Brustkorb gestoßen hatte, war die Haut unversehrt.
»Ich konnte dich nicht gehen lassen und wusste mir nicht anders zu helfen. Du warst schon fast im Jenseits, und wenn ich nichts unternommen hätte, dann ...«, seine Stimme brach.
Ich wollte etwas sagen, doch ich war nicht fähig einen klaren Gedanken zu fassen, denn James hatte mir gerade mitgeteilt, dass ich jetzt ein Vampir war und diese Tatsache musste ich erst einmal verarbeiten. Gut, ich war wieder unsterblich, nur mit dem kleinen Nachteil, dass ich mich von nun an von Blut ernähren würde. Ich würgte und bei der Vorstellung wurde mir übel. James sah mich besorgt an.
»Hast du Durst?«, wollte er wissen. Ich schüttelte heftig den Kopf.
»Nein, ich kann das nicht, ich werde niemals Blut trinken«, antwortete ich, gefolgt von einem erneuten Würgen. Als ich ihn ansah, nahm ich seinen nachdenklichen Gesichtsausdruck wahr und runzelte die Stirn.
»Was hast du denn?«
»Es ist äußerst seltsam, dass du dich so dagegen wehrst. Frisch verwandelte Vampire vergehen fast vor Blutdurst, aber du ekelst dich davor. Ich habe zwar noch niemals zuvor jemanden verwandelt, aber ich war schon oft dabei wenn junge Vampire erwacht sind und dein Verhalten ist alles andere, als normal«, erklärte er mir.
»Was soll das denn bedeuten? Ich bin also nicht normal?«, stieß ich aufgebracht hervor und funkelte ihn böse an. James legte seine Hand auf meine Schulter und lächelte gequält.
»So meine ich das nicht, das weißt du genau. Es ist eben nur sehr ungewöhnlich, dass du keinen Durst hast.«
Einige Sekunden herrschte eine unheimliche Stille, während ich angestrengt über alles nachdachte, was er mir eben erzählt hatte, dann blickte ich auf.
»Was ist gestern Nacht geschehen?« James holte tief Luft und dann erzählte er mir alles.
Kurz, nachdem er mich in den geheimen Raum gebracht hatte, waren zwei der Vampire im Arbeitszimmer aufgetaucht. Als James die beiden endlich besiegt hatte, war er nach draußen in den Hof geeilt. Dort hatte unsere kleine Geisterarmee
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