Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
rohes, blutiges Fleisch.
Ihr Schrei ging langsam in ein gefährliches Knurren über und dann sah sie mich mit ihren hasserfüllten Augen an. Mir war klar, dass ich jetzt sterben würde, aber überraschenderweise hatte ich keine Angst, obwohl ich wusste, dass es ein sehr langsamer und schmerzvoller Tod werden würde.
Ich glaubte nicht an eine Rettung und schloss die Augen, als plötzlich aus dem Arbeitszimmer aufgeregte Stimmen zu uns herüber drangen. Auch Evelyn drehte sich in die Richtung und verharrte für einen Augenblick in der Bewegung. Dann hörte ich James, der einige lautstarke Anweisungen rief und ein Fünkchen Hoffnung flackerte in mir auf. Evelyns Blick huschte aufgeregt zwischen mir und der Wand hin und her, anscheinend war sie unentschlossen, was sie nun tun sollte.
»James, hilf mir«, schrie ich so laut ich konnte und den Bruchteil einer Sekunde später, spürte ich eiskaltes Metall, das sich in meinen Oberkörper bohrte. Ungläubig und völlig entgeistert sah ich erst auf das Messer in meinem Brustkorb, dann auf Evelyn, die eilig zur Tür hastete und im dunklen Gang dahinter verschwand.
Ein lautes, kratzendes Geräusch verriet mir, dass die Geheimtür geöffnet wurde. Einen Moment später konnte ich James erkennen, der mit einem blutigen Schwert in der Hand in der Öffnung auftauchte. Als er mich entdeckte, waren seine Augen derart von Grauen erfüllt, dass es mir in der Seele schmerzte.
»Claire?« Ich hatte seine Stimme noch nie so verzweifelt gehört und streckte hilfesuchend die Hand nach ihm aus. Sein Schwert fiel scheppernd zu Boden und mit einem einzigen Satz war er bei mir. James kniete sich neben mich und fuhr mir zärtlich über die kalte Stirn. Ich sah ihn nur an, wollte mir sein Gesicht für die Ewigkeit einprägen, denn ich wusste, dass mir nicht mehr viel Zeit blieb.
Immer und immer wieder rief er meinen Namen, doch in meinen Ohren klang es leise und schwach, wie aus weiter Ferne. Mit aller Macht versuchte ich, nicht in die Dunkelheit abzutauchen und bei ihm zu bleiben. Ich konzentrierte mich auf James, doch meine Augenlider wurden schwer und mir fehlte die Kraft, mich bei Bewusstsein zu halten.
»Claire, bitte nicht! Bleib bei mir mein Engel«, schrie er völlig verzweifelt. Träge blinzelnd öffnete ich die Augen einen Spalt und sah sein wundervolles Gesicht wie durch einen dichten Nebel. Ich wollte ihm sagen, dass es mir leid tat, weil ich nicht auf ihn gehört hatte und dass ich ihn liebte, doch mehr als ein gurgelndes Röcheln kam nicht aus meiner Kehle. Mir wurde kalt und ich zitterte, doch ich riss mich ein letztes Mal zusammen.
»Das Amulett, ... es ist ... unter Leams Grab. James, ich ... verzeih mir, ich liebe dich«, stöhnte ich leise und dann wurde mir furchtbar kalt, so als ob sich all mein Blut in Eiswasser verwandelt hätte.
»Nein, ich lasse dich nicht gehen Liebling«, flüsterte er mit tränenerstickter Stimme, zog das Messer aus meiner Brust und presste mich an sich. Ich spürte, wie das Leben meinen Körper verließ und ich mit jeder Sekunde schwächer wurde. Die Welt um mich herum begann sich zu verdunkeln.
»Verzeih mir bitte«, hauchte James in mein Ohr, dann küsste er meinen Hals und biss zu.
Es war, als ob ich ein stiller Beobachter der Szene war, die sich direkt unter mir abspielte. Ich sah mich selbst, wie ich in James Armen lag und erkannte, dass er seine Lippen auf meine Kehle gepresst hatte. Ein kleines Rinnsal Blut lief an meinen Hals herunter, als er kurz darauf von mir abließ. Dann biss er sich selbst in sein Handgelenk und presste mir die offene Wunde auf meinen Mund.
Ich sah zu, wie sein Blut meine Lippen benetzte und wie ich mit meiner Zunge darüberfuhr. Dann öffnete ich zaghaft den Mund und trank.
Gerade als ich angewidert begriff was ich da tat, wurde ich wie von einem Magneten wieder in den Körper unter mir gezogen und dann war da nur noch Finsternis.
Kapitel 17
Ganz langsam kam ich zu mir. Die Augen noch immer geschlossen überprüfte ich mit verschiedenen Bewegungen die Muskeln meines Körpers und stellte zu meinem Erstaunen fest, dass ich keine Schmerzen mehr hatte.
Ich war also wirklich gestorben. Ich wagte nicht die Augen zu öffnen, aus Angst was ich sehen würde. Schon solange ich denken konnte, hatte ich immer fest daran geglaubt, nach meinem Tod all die geliebten Menschen, die vor mir gestorben waren, wiederzusehen, aber was, wenn dem nicht so war?
Dann wanderten meine Gedanken zu James und die Trauer
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