Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
der Wand und sagte nichts mehr.
»Ja, und?«, hakte ich nach. Er schrak hoch, so als habe ich ihn aus einem Tagtraum gerissen und murmelte eine kurze Entschuldigung, dann sah er mich an.
»Es geht um James«, verkündete er und musterte mich mit einem kritischen Blick. »Ich bin hier, weil ich Angst um dich habe.« Ich sah ihn verwirrt an.
»Angst, um mich?«, wiederholte ich verständnislos.
»Ich weiß, wie schwer das alles für dich ist, Claire. Aber ich denke, du hast keine Ahnung, was du heute Nacht angerichtet hast«, sagte er und der Vorwurf in seiner Stimme war nicht zu überhören.
»Was ich angerichtet habe? Ich hab mindestens ein Dutzend dieser Kreaturen vernichtet, darunter auch Kimberly. Wie kannst du da behaupten, ich hätte etwas angerichtet?«, protestierte ich entrüstet.
»Das ist richtig, aber du hast James von deinem Blut trinken lassen. Jetzt ist er weitaus gefährlicher als bisher und du bist in Gefahr«, informierte er mich.
»Was soll das denn heißen?«, erkundigte ich mich und zupfte mir einige Fussel von der Hose.
»Zum einen, weil er unvorstellbar viel Blut von dir getrunken hat und wahrscheinlich dadurch in der Lage ist, auch am Tag nach draußen zu gehen. Zum Anderen, weil er mit Sicherheit mehr davon will und mit allen Mitteln versuchen wird, dich zu finden.« Bei seinen Worten lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Entsprach das, was er sagte der Wahrheit? Würde James mich jagen, weil er mehr von meinem Blut wollte?
»Das klingt ja als wäre er jetzt abhängig von meinem Blut.« Balthasar rieb sich erschöpft die Stirn.
»Diese Kreaturen trinken so lange von ihren Opfern, bis diese ihren letzten Atemzug tun. Von dir jedoch hat er vorzeitig abgelassen, weil du das Licht gerufen hast. Er wird versuchen das zu Ende zu bringen, was er angefangen hat und da es ihm jetzt auch noch möglich ist am Tag zu jagen, bist du in großer Gefahr. Bei der Menge, die er von dir getrunken hat, wird diese Fähigkeit auch nicht so schnell verschwinden«, sagte er.
»Sind aus diesem Grund mehr Geister als sonst eingeteilt? Ich habe gesehen, dass überall Wachen postiert wurden.« Balthasar nickte.
»Ja, wir müssen von nun an zu jeder Tages- und Nachtzeit damit rechnen, dass er hier auftauchen wird und deshalb haben wir die Wachen verstärkt. Einige der Vampire ruhen jetzt, um die Geister später zu unterstützen.«
Ich erhob mich und ging vor dem Bett auf und ab, während ich händeringend nachdachte. Wenn James wirklich hierher kommen würde, könnte ich meinen Fehler vielleicht wieder gutmachen, indem ich ihm einen Pflock in sein Herz rammte.
Als ich mich wieder zu Balthasar wandte, sah ich, dass er mich beobachtet hatte. Ein seltsam warmes Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus, als wir uns in die Augen sahen.
»Du hast auch von meinem Blut getrunken, aber dir war es nur für kurze Zeit möglich, ins Tageslicht zu gehen. Wieso sollte das bei James anders sein?«, konterte ich und setzte mich wieder.
»In den Höhlen hat jeder von uns nur einige Schlucke deines Blutes getrunken. James hingegen hat dich fast völlig ausgesaugt. Er wird mit Sicherheit in der Lage sein, einige Wochen unbeschadet am Tag nach draußen zu gehen. Samuel vermutet sogar, dass sich so viel von deinem Blut mit seinem eigenen vermischt hat, dass er nun dauerhaft diese Fähigkeit besitzt.«
»Ist so etwas denn überhaupt möglich?« Balthasar fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und pustete sich anschließend eine Strähne zurück, die ihm über die Augen hing.
»Wir sind uns da ziemlich sicher. Auch was die Tatsache betrifft, dass er versuchen wird, dich zu finden. Da er dein Blut getrunken hat, bist du auf irgendeine Art und Weise mit ihm verbunden«, erwiderte er. Ich beugte mich nach vorn, stützte die Ellbogen auf die Knie und rieb mir die Augen.
»Himmel, warum muss nur alles so kompliziert sein? Kann nicht einmal ein Tag vergehen, der normal ist und an dem nicht irgendetwas passiert?« Balthasar lachte und ich sah auf. »Was ist daran so lustig?«, fragte ich leicht verärgert.
»Nun, du bist nicht nur ein Vampir. Du bist zur Hälfte ein Schattenwächter.«
»Und?«
»Claire, du bist alles andere als normal. Wie kannst du da erwarten, dass es dein Leben sein kann?«
Balthasar hatte recht, ich war nicht normal und würde es auch niemals sein. Mein Leben war ein einziges Chaos und ich bezweifelte, dass es irgendwann einmal anders sein würde. Ich hatte James, Robert und meinen Vater
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