Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
wir auf der Burg eintrafen. Dort erwartete man uns schon sichtlich aufgeregt, denn alle hatten sich gefragt, wohin wir verschwunden waren.
Kaum hatte ich die Eingangshalle betreten, sah ich mich suchend um. Ich hatte gehofft, meine Geister ein letztes Mal zu sehen, doch sie waren nicht da. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie ganz in meiner Nähe waren, auch wenn ich sie nicht mehr sehen konnte. Bevor ich jedoch weiter darüber nachdenken konnte, redeten Sille und Vasili auf mich ein. Sie stellten mir unaufhörlich Fragen und ließen mich kaum zu Wort kommen.
Balthasar dagegen war still und sah mich aus zusammengekniffenen Augen an. Ob er etwas ahnte? Nein, das konnte nicht sein. Durch Baobhan Shins Trank konnte keiner der anwesenden Vampire riechen, dass ich wieder ein Mensch war. Jedenfalls noch nicht.
Nach ein paar Minuten ergriff Aiden das Wort und forderte Sille, Vasili und Balthasar auf, uns ins Arbeitszimmer zu folgen. Dort erzählten wir ihnen alles, was geschehen war.
»Du bist wirklich wieder menschlich?«, wollte Sille wissen und musterte mich ausgiebig. Ich nickte und sah zu Balthasar, der plötzlich ganz still geworden war. Anscheinend hatte er die Hoffnung nicht aufgegeben, dass ich mich doch irgendwann in ihn verlieben könnte. Jetzt aber schien er zu begreifen, dass dies niemals der Fall sein würde.
»Wir werden dich natürlich begleiten und auf dich aufpassen«, teilte Vasili mir mit.
»Danke«, sagte ich leise.
»Wann brechen wir auf?«, fragte Sille und sah erst zu Aiden, dann zu mir.
»Noch heute Nacht«, antwortete ich und spürte Aidens fragenden Blick auf mir.
»Das ist nicht dein Ernst, oder?«, wollte er wissen. Ich stand auf und setze mich auf die Schreibtischkante, dann verschränkte ich die Arme vor der Brust.
»Doch, es ist mein Ernst. Wenn Vasili, Sille und Balthasar uns begleiten, können wir es sowieso nur nachts machen. Also warum nicht gleich heute?«
»Wir sollten in Ruhe planen, wie wir vorgehen und nichts übereilen«, warf Aiden ein. Sille nickte zustimmend.
»Was gibt es da zu planen?«, wollte ich wissen. »Wir gehen in die Höhle, holen den Blutrubin und dann lassen wir uns überraschen, was dieser Hüter sagt. Ich habe jedenfalls keine Lust noch länger zu warten, außerdem hält die Wirkung des Trankes nicht ewig an. Und wenn die anderen erst merken, dass ich ein Mensch bin, können wir uns vor Fragen nicht mehr retten. Jetzt geh ich mich etwas frisch machen und ziehe mich um. Dann können wir los«, teilte ich ihnen mit und verließ das Arbeitszimmer.
Als das heiße Wasser über meinen Körper lief, schloss ich die Augen und reckte mein Gesicht dem Strahl entgegen. Ich war kein bisschen erschöpft oder müde, was wohl daran lag, dass ich viel zu aufgeregt war. Wenn alles so verlief, wie ich es mir vorstellte, würde ich James in Kürze wiedersehen und er wäre dann kein Ubour mehr. Bei dieser Vorstellung musste ich lächeln. Ich hatte es wirklich fast geschafft.
Gestern noch war ich verzweifelt gewesen und hatte nicht gewusst, wie meine Zukunft ohne ihn aussehen sollte und nun hatte sich alles binnen weniger Stunden geändert.
Als ich aus der Dusche stieg und kein Handtuch auf der kleinen Ablage auf mich wartete, musste ich wieder an meine Geister denken. Berta hatte immer dafür gesorgt, dass alles dort war, wo es hingehörte und dass es mir an nichts fehlte.
Es tat weh zu wissen, dass sie, Ian und die kleine Emma für immer weg waren, aber was hätte ich tun sollen? Ich hatte mich zwischen ihnen und James entscheiden müssen. Aber sie hätten sicher verstanden, dass ich James ihnen vorgezogen hatte.
Trotzdem fehlten sie mir alle. Auch Alister und die anderen Geisterwachen waren verschwunden.
Statt von Geistern wurde die Burg jetzt von Bruderschaftsmitgliedern bewacht. Das war jedoch nicht ganz so einfach, denn tagsüber konnten die Vampire nicht nach draußen und Blutrubine, die sie vor dem Tageslicht schützen würden, gab es auch nicht mehr.
Samuel hatte sich aber anscheinend schon um alles gekümmert, denn gleich am nächsten Tag würde eine Security Firma eintreffen, welche tagsüber die Bewachung des Geländes übernahm. Da kaum ein Schattenwesen im Tageslicht angreifen konnte, mussten sie lediglich neugierige Menschen fernhalten und das sollte kein Problem darstellen. Ich zog ein Handtuch aus dem Schrank und wickelte es mir um den Körper. Zurück in meinem Zimmer setzte ich mich aufs Bett und seufzte.
»Ich hoffe, ihr könnt mir
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