Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
die Luft. Als sie mir das Papier reichte, sah ich sie fragend an.
»Eine Werbebroschüre der Weight Watchers?« Sie rollte mit den Augen, nahm mir den Prospekt aus der Hand und faltete ihn auf. Danach reichte sie ihn mir wieder.
Erstaunt sah ich auf den nun geöffneten Mittelteil, auf dem eine Art Landkarte zu sehen war. Ich erkannte den Ben Hope, den Berg, der sich nur unweit von unserer Burg in den Himmel erhob. Genau dort war ein rotes Kreuz gezeichnet.
»Ist der Blutrubin auf dem Berg?«, wollte ich wissen und hoffte inständig, sie würde die Frage mit einem Nein beantworten.
»Nicht auf, sondern im Berg«, entgegnete sie. »Ihr müsst ungefähr bis zur Hälfte aufsteigen. Dort findet ihr eine Höhle. Der Eingang hat die Form einer Niere. Diese Höhle führt bis in die Mitte des Berges und genau dort werdet ihr den sechsten Blutrubin finden.« Ich nickte, als wäre ich voll im Bilde.
»Wenn ich ihn gefunden habe, wie komme ich anschließend zur Trinität?«, fragte ich. Baobhan Shin lächelte. Sobald du im Besitz des Rubins bist, wird der Hüter dir weitere Anweisungen geben.«
»Welcher Hüter?«, fragte Aiden.
»Du glaubst doch nicht wirklich, dass der Blutrubin einfach so ungeschützt in der Höhle liegt? Selbstverständlich wird er dort bewacht und diese Wache wird euch den Weg zur Trinität weisen.«
Als ich mich erhob, um mich zu verabschieden, legte sie ihre Hand auf meine Schulter und sah mich eindringlich an.
»Bitte denk daran, dass du von nun an wieder sterblich bist, Claire. Ich habe meinen Teil des Handels erfüllt und was von nun an geschieht, liegt nicht in meiner Hand. Begebe dich nicht unnötig in Gefahr. Du solltest jedes Risiko vermeiden, bis James wieder bei dir ist.«
Danach reichte sie mir noch eine kleine Phiole. Die silberne Flüssigkeit darin schwappte in schwerfälligen Wellen von einer Seite zur anderen. Ich wusste sofort, um was es sich handelte, schließlich hatte ich den gleichen Trank schon bei meinem ersten Handel mit ihr getrunken. Der Inhalt verhinderte für einige Zeit, dass andere Vampire meinen menschlichen Geruch wahrnehmen konnten.
»Wozu brauche ich das?«, fragte ich zögernd.
»Eine reine Vorsichtsmaßnahme«, sagte sie und forderte mich mit einem Kopfnicken auf, zu trinken. Ich zuckte mit den Schultern und leerte die Phiole in einem Zug.
Die Seherin wandte sich nun an ihren Sohn. »Gib auf Claire Acht und lass sie keine Sekunde aus den Augen, denn bis sie James wiedersieht, ist sie in großer Gefahr.«
Aiden nickte, während ich misstrauisch die Stirn runzelte. Was sollte das nun schon wieder bedeuten? Hatte sie in der Zukunft etwas gesehen, was mich betraf? Mir lag die Frage auf der Zunge, doch ich stellte sie nicht.
Ich würde vorsichtig sein und jede Hilfe annehmen, die ich bekommen konnte. Außerdem würde Aiden auf mich aufpassen. Völlig unerwartet zog Baobhan Shin mich zum Abschied in ihre Arme. Es war als wüsste sie, dass wir uns nie mehr wiedersehen würden und das beunruhigte mich nun doch.
Danach verließen wir die Hütte. Als wir den Rand der Lichtung erreicht hatten und ich zurücksah, war sie bereits wieder verschwunden.
Im Auto schwiegen wir lange und jeder von uns hing seinen eigenen Gedanken nach. Ich war wieder sterblich, doch ich spürte kaum einen Unterschied. Vielleicht hatte es ja nicht geklappt, weil ich zum Teil das Blut eines Schattenwächters in mir hatte?
Ich öffnete das Handschuhfach und wühlte darin herum.
»Was suchst du denn?«, wollte Aiden wissen und sah immer wieder zu mir.
»Hab es schon gefunden«, sagte ich lächelnd und hielt ein Einwegfeuerzeug in die Höhe. Bevor er mich fragen konnte, was ich damit vorhatte, hatte ich es entzündet und hielt es mir unter die Handfläche. Vor lauter Anspannung hielt ich die Luft an. Dann schrie ich auf und das Feuerzeug flog im hohen Bogen in den Fußraum.
Als ich auf meine Hand blickte, erkannte ich, wie sich kleine Brandblasen bildeten und es schmerzte höllisch.
»Verdammt«, fluchte ich, als ich begriff, dass ich jetzt wirklich wieder ein Mensch war. Aiden trat auf die Bremse und lenkte den Jeep an den Straßenrand.
»Was soll das denn werden, wenn es fertig ist?«, wollte er wissen und sah mich mit finsterem Blick an.
»Ich wollte nur sichergehen, dass ich wirklich wieder sterblich bin«, murmelte ich mit schmerzverzerrtem Gesicht.
»Dazu musst du dich doch nicht selbst in Brand stecken«, sagte er und trat wieder aufs Gas.
Kapitel 21
Es dämmerte, als
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