Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
normaler Mensch. Du wirst wieder verletzbar sein und du wirst altern. Es wird auch keine Möglichkeit geben, dich jemals wieder in einen Vampir zu verwandeln.«
Neben mir keuchte Aiden entrüstet auf und auch mir blieb für einen Moment die Luft weg. Ich hatte damit gerechnet, dass es um meine Unsterblichkeit ging, aber insgeheim hatte ich mir ausgemalt, dass James mich erneut in einen Vampir verwandeln würde. Diese Forderung war ein Schock, den ich erst einmal verdauen musste.
»Das ist doch wohl ein Scherz«, sagte Aiden. Seine Mutter schüttelte den Kopf und zum ersten Mal sah ich so etwas wie Mitgefühl in ihrem Blick.
»Es tut mir leid«, sagte sie leise. »Ich habe keine andere Wahl, denn dies ist der Preis, der gefordert wird. Ich wünschte es wäre nicht so, aber ich muss mich an die Regeln halten.«
»Aber warum ausgerechnet meine Unsterblichkeit und meine Gaben?« Sie seufzte.
»Ich habe genaue Anweisungen. Ich muss das verlangen, was der Person, die den Blutrubin fordert, das größte Opfer abverlangt, auch wenn sie ihr Ziel dadurch erreicht. In deinem Fall ist das deine Unsterblichkeit, deine Gaben und die Tatsache, dass du nicht wieder verwandelt werden kannst. Das ist das Opfer, welches dich am meisten schmerzt.«
Ich starrte auf meine Hände und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Nun wusste ich auch, warum mein Vater mir nichts von dem Blutrubin erzählt hatte. Plötzlich wurde mir das ganze Ausmaß von Baobhan Shins Worten bewusst.
Um James zu retten, musste ich wieder ein Mensch werden. Ich würde meine Geister verlieren und alles, was ich sonst noch an Fähigkeiten besaß. Das Schlimmste aber war, dass ich durch die wiedergewonnene Menschlichkeit auch altern würde und das wiederum bedeutete, dass mir nur eine begrenzte Zeit blieb, die ich mit James verbringen konnte. Andererseits war es besser als nichts.
Ich war jetzt 19 Jahre alt. Mit etwas Glück würde ich auch noch mit 40 recht passabel aussehen. Sicher, irgendwann wäre unsere Beziehung zum Scheitern verurteilt. Spätestens dann, wenn ich alt und runzelig wurde. Aber bis dahin würden uns ein paar schöne Jahre bleiben, die wir zusammen sein konnten.
Wenn ich den Preis nicht zahlen würde, hätten wir keine gemeinsame Zukunft. Ich würde es tun. Selbst wenn wir nur einen einzigen Tag zur Verfügung hätten, würde ich den geforderten Preis zahlen.
Bei dem Gedanken an meine drei Geister wurde mir ganz schwer ums Herz. Durch meine Entscheidung würden sie wieder in ihre Zwischenwelt zurückkehren müssen und ich sah sie nie wieder. Doch ich war mir sicher, dass sie verstanden, warum ich es tun musste. Wären sie jetzt hier, würden sie mich sicher dazu ermutigen und ihre eigenen Wünsche hinten anstellen.
Ich bemerkte nicht, dass ich weinte. Erst als Aiden mir ein Taschentuch reichte, spürte ich heiße Tränen über meine Wangen laufen. Keiner sagte etwas und das Schweigen machte alles nur noch schlimmer.
Dann sah ich im Geiste James vor mir. Ich erinnerte mich an sein Lächeln und seine unglaublich schönen Augen, die mich immer so liebevoll angesehen hatten. In diesem Moment war meine Entscheidung gefallen.
»Ich zahle den Preis«, sagte ich mit entschlossener Stimme. Aiden sprang auf und sah mich entsetzt an.
»Das kannst du nicht machen, Claire. James würde das nicht wollen«, schrie er. Ich hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen und schloss die Augen.
»Ich habe meine Entscheidung getroffen. Ohne James ist ein ewiges Leben für mich sowieso nur eine Qual. Wenn ich die Chance habe, nur einige Jahre mit ihm glücklich zu sein, ergreife ich sie«, sagte ich und war selbst erstaunt, wie ruhig meine Stimme klang. Dann blickte ich zu Baobhan Shin, die mich die ganze Zeit aufmerksam beobachtet hatte. »Wie geht es jetzt weiter?« Sie streckte mir die Hand entgegen.
»Du besiegelst den Handel mit einem Handschlag. Anschließend bist du wieder ein ganz gewöhnlicher Mensch und dann werde ich meinen Teil der Abmachung erfüllen.«
Als ich einschlug, zuckte Aiden kurz neben mir, als wollte er die Besiegelung des Geschäftes verhindern. Doch er hielt sich zurück und sah mich stattdessen aus traurigen Augen an.
»James wird stinksauer sein«, murmelte er leise.
»Damit kann ich leben«, antwortete ich und lächelte. Baobhan Shin war inzwischen aufgestanden und zu einer kleinen Kommode gegangen. Sie zog das oberste Schubfach auf und fing an wild darin herumzuwühlen.
»Hab es«, rief sie und hob eine bunte Broschüre in
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