Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
Als wir es endlich geschafft hatten, trat ich benommen ein Stück zurück und atmete tief durch.
Hätte dieser Kuss auch nur eine Sekunde länger angedauert, dann wäre ich über James hergefallen, wie ein wildes Tier. Er blickte in den Himmel und nun fiel auch mir auf, dass die Morgendämmerung bereits eingesetzt hatte, dann erkannte ich seinen bekümmerten Gesichtsausdruck.
»Was ist?«, wollte ich wissen und runzelte die Stirn. Meinem starken Highlander machte ganz offensichtlich etwas schwer zu schaffen und ich fragte mich, was das war. »Ist Robert oder Aiden etwas zugestoßen?« Mein Herz begann zu rasen bei der Vorstellung, dass einem der Brüder etwas Schlimmes passiert sein könnte. James schüttelte den Kopf und seufzte laut.
»Einer der Ubour ist entkommen«, erklärte er sichtlich bedrückt. Ich atmete erleichtert auf. Das war weiß Gott ärgerlich, aber kein Grund sich wie ein Häufchen Elend zu fühlen.
»Dann ist eben einer entwischt, was macht das schon? Hauptsache dir und den Anderen ist nichts zugestoßen«, entgegnete ich leichthin. James sah mich einen Augenblick lang an und sein Blick war so ernst, dass erneut ein ungutes Gefühl in mir aufkeimte.
»Er hat meinen Blutrubin«, sagte er so leise, dass ich es fast nicht gehört hätte. Ich stand wie angewurzelt da und sah ihn ungläubig an, dann schweifte mein Blick erneut zum Himmel. So schnell, wie ich mich zu Lebzeiten niemals bewegen konnte, zog ich meinen Blutrubin unter meinem Pullover hervor und streifte ihm James über.
Ich benötigte den Schutz dieses so außergewöhnlichen Steines nicht, aus welchen Gründen auch immer, aber James würde ohne einen Blutrubin im Tageslicht sterben.
»Danke«, flüsterte er und verstaute das Amulett unter seiner Kleidung.
»Wie war es dem Ubour möglich an dein Amulett zu kommen?«, wollte ich wissen und achtete darauf, dass meine Worte nicht vorwurfsvoll klangen.
»Sie waren zu dritt, und als einer mich zu Boden gerungen hatte, riss mir ein anderer das Amulett vom Hals und verschwand«, erklärte er geknickt. Ich nahm sein Gesicht in beide Hände und gab ihm einen raschen Kuss.
»Hauptsache du bist wohlauf. Wir werden den Stein zurückholen und diese Scheißkerle vernichten«, beteuerte ich. Gut, es war ärgerlich, dass wir einen der Blutrubine an die Ubour verloren hatten, aber solange sie nicht im Besitz aller fünf Steine waren, nutzte es ihnen nicht viel.
James schenkte mir ein schiefes Lächeln und sah dann erneut auf die Stelle, wo ich den Ubour gepfählt hatte.
»Dass du mir Mut zusprichst, ist ein ungewohntes Gefühl, aber keineswegs unangenehm«, gestand er. In diesem Moment spürte ich, dass auch James ab und zu eine Schulter brauchte, an die er sich anlehnen konnte. Er war immer derjenige, der mich aufbaute, mir Mut machte und mich tröstete, aber er selbst musste immer stark sein. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und sah ihm tief in die Augen.
»Hör auf dir Vorwürfe zu machen. Es war nicht deine Schuld und das weißt du ganz genau.« Er nickte kurz und vergrub dann sein Gesicht in meinem Haar. Über James Schulter sah ich Aiden und Robert auf uns zueilen, deren Kleidung nicht weniger ramponiert wirkte, als die von James.
»Wir sollten uns umgehend wieder auf den Weg machen«, entschied Aiden und Robert fügte hinzu:,
»Ich habe Rufus angerufen und ihm erzählt, was passiert ist. Sie haben genügend Geister als Wachen postiert und sind gegen einen möglichen Angriff gut gewappnet«, beruhigte er uns. Als wir zurück zum Auto gingen, hatte James den Arm um mich gelegt und ich fühlte mich wie immer in seiner Nähe, beschützt und geborgen.
Von nun an verlief unsere Reise ohne weitere Zwischenfälle und Punkt 9:00 Uhr, saßen wir endlich in unserer Chartermaschine.
Der Privatjet, der uns nach Calgary befördern sollte, war noch eine Nummer edler als der, den wir vor zwei Monaten gebucht hatten, als wir mit Balthasar zurück nach Schottland geflogen waren.
Es gab zwölf Plätze und eine Flugbegleiterin, die uns auf dem neunstündigen Flug mit allem versorgte, was wir benötigten. Es hätte eine angenehme und entspannte Reise werden können, wären da nicht die widrigen Wetterverhältnisse gewesen und die unzähligen Luftlöcher machten mir schwer zu schaffen. Auch wenn ich unsterblich war, so hieß das nicht, dass ich keinen empfindlichen Magen hatte. So machte ich gezwungenermaßen zweimal Bekanntschaft mit der Bordtoilette und trug ein fahles Dauergrün im
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