Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
Augen und überlegte fieberhaft, wo James sein konnte, dann hörte ich ein Geräusch aus unserem Zimmer und lächelte.
Ich hatte kein Licht angeschaltet, und als ich aus dem Bad trat, sah ich seine Silhouette. Er stand neben dem Fenster an der Wand und schien mich zu beobachten.
»Kannst du nicht schlafen?«, wollte ich wissen und setzte mich wieder auf das Bett. Ich bekam keine Antwort und runzelte die Stirn. »James?« Als ich aufstand, um zu ihm zu gehen, spürte ich instinktiv, dass etwas nicht stimmte. Doch diese Erkenntnis kam leider zu spät.
Wir waren nur noch ein paar Schritte voneinander entfernt, als ich innehielt und mir auffiel, dass der Körper vor mir nicht zu James gehörte. Er war etwas kleiner, aber noch muskulöser und nun erkannte ich auch, dass diese Person kurze Haare hatte.
Sofort trat ich einen Schritt zurück und warf einen schnellen Blick auf die Kommode an der Wand, auf der mein Eisenpflock lag. Seltsamerweise machte ich mir in diesem Moment weniger Gedanken um mich, als um James. Wo war er und ging es ihm gut?
Als ich mit meinem Geist Kontakt zu ihm aufnehmen wollte, trat die Gestalt aus dem Schatten und das Licht der Hotel-Außenbeleuchtung fiel durchs Fenster auf sein Gesicht. Das Erste was ich erkannte waren seine schwarzen Augen und automatisch spannte ich jeden Muskel in meinem Körper an.
» James, egal wo du gerade bist, komm schnell ... «, war alles, was ich in Gedanken senden konnte. Ich hatte schon gesehen, wie schnell ein Ubour sein konnte, aber dieser hier übertraf alles bisher Dagewesene.
Mit einem einzigen Schritt war er bei mir und mit der ganzen Wucht seines Körpergewichtes prallte er gegen mich. Er warf mich zu Boden und seine dunklen Augen blitzen gefährlich. Er war stark, so verdammt stark und ich musste alle Kraft aufbringen, die ich hatte, um ihn mir halbwegs vom Leib zu halten. Zog ich diese Wesen magisch an, oder weshalb hatten sie es immer auf mich abgesehen?
»Wo ist dein Blutrubin?«, knurrte er. Seine Stimme klang kalt, irgendwie blechern und hatte rein gar nichts Menschliches an sich. Mit einer Hand hielt er mich am Boden, mit der anderen fummelte er an meinem T-Shirt herum, wahrscheinlich in der Annahme, ich würde den Blutrubin darunter tragen.
Doch das tat ich nicht. Bevor wir zu Bett gegangen waren, hatte James die Amulette in den Zimmersafe gesperrt, wofür ich ihm jetzt gerade sehr dankbar war.
»Das kannst du gleich wieder vergessen«, zischte ich und schaffte es meinen Ellbogen zu befreien und ihm damit einen harten Schlag gegen die Wange zu verpassen. Er taumelte kurz, hatte sich aber sofort wieder im Griff und schien nun noch wütender zu werden.
»Wo ist der Blutrubin?«, wiederholte er seine Frage und fletschte dabei die Zähne.
»Leck mich, du Arsch«, beschimpfte ich ihn. Er begann zu grinsen. Der Anblick seiner riesigen Fänge wirkte nun doch ein wenig einschüchternd auf mich.
»Mit den besten Grüßen von deiner Schwester«, knurrte er, und noch bevor ich verstand, was er damit meinte, schlug er seine Zähne in meinen Hals. Es ging alles so schnell, dass ich erst gar nicht begriff, was gerade geschah, doch als ich verstand, brach meine heile Welt in sich zusammen wie ein Kartenhaus.
Nein, das konnte nicht sein. Ich spürte das Brennen, das sich langsam durch meine Adern bewegte und mein ganzer Körper versteifte sich. Mit einem Mal wurde mir klar, was dieser Biss bedeutete und eine noch nie dagewesene Verzweiflung ergriff von mir Besitz.
Das war es also, ich würde mich in wenigen Minuten in einen Ubour verwandeln und niemand konnte daran etwas ändern. Dieser kurze Augenblick würde mein ganzes Leben verändern, sofern man die Existenz eines Ubours überhaupt als Leben bezeichnen konnte. Ich schloss die Augen und gab all meine Gegenwehr auf, denn es hatte sowieso keinen Sinn mehr, dass ich dagegen ankämpfte. Es war zu spät. Der Speichel des Ubours war mit meinem Blut in Berührung gekommen. Niemand konnte jetzt noch etwas gegen meine Verwandlung tun.
Die Tür flog auf und eine Sekunde später wurde der Ubour ruckartig von mir gezogen. Ein gurgelnder Aufschrei ertönte, dann fiel er neben mir zu Boden. Seine Augen waren weit aufgerissen und blickten mich ausdruckslos an. Aiden und James waren in unser Zimmer gestürmt, doch diese Tatsache änderte nichts daran, was in wenigen Minuten mit mir geschehen würde.
James zog mich an sich, und als ich in sein Gesicht blickte, wurde ich überwältigt von den Gefühlen, die sich
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