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Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)

Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)

Titel: Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Röder
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darin spiegelten. Wut, Verzweiflung, Sorge und Kummer waren nur einige davon. Heiße Tränen füllten meine Augen, als ich ihn ansah und erkannte, wie sehr er litt.
    Ich dachte nicht mehr daran, was mit mir geschehen würde, sondern machte mir plötzlich nur noch Sorgen um ihn. Da begriff ich, dass dies die reinste Form der Liebe war, die es gab. Das eigene Leben hinten anzustellen und in einem solchen Moment nicht an sich selbst zu denken, sondern an den Menschen, den man mehr als alles andere auf der Welt liebt, war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich war dankbar für die wenigen Monate, die James und ich miteinander verbringen durften und die Liebe, die ich für ihn empfand.
    »Du musst es tun, jetzt!«, schluchzte ich, doch er schüttelte nur den Kopf. Unweigerlich musste ich an Aiden denken, der nur wenige Stunden zuvor in derselben Situation gewesen war und eine Entscheidung hatte treffen müssen.
    »Nein, wir werden einen Weg finden, wie wir dich retten können«, widersprach er mit zittriger Stimme, doch seine Augen sagten etwas ganz anderes. Auch James wusste, dass es keinen Weg gab, mich zu retten und dass nur eine Möglichkeit blieb, mich vor einem Dasein als Ubour zu bewahren.
    »Du weißt genau, dass es keine Rettung gibt«, flüsterte ich weinend. Er nahm mein Gesicht in seine Hände, betrachtete mich einen Moment und küsste mich dann. Dieser Kuss war pure Liebe und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als mir klar wurde, dass dies unser letzter Kuss war, bevor ich mich verwandelte oder starb. Nie wieder würde ich seine Lippen auf meinen spüren oder mich an seinen warmen, muskulösen Körper schmiegen können. Mit einem Mal sah ich unzählige Bilder vor meinem geistigen Auge, wie wir zusammen lachten, uns liebten oder miteinander stritten und nun brach alles aus mir heraus. Die Tränen liefen wie kleine Sturzbäche meine Wangen herab und zu allem Überfluss bekam ich nun auch noch einen Schluckauf.
    Ich wollte nicht sterben, aber wer wollte das schon? Zu gerne hätte ich mich an einen noch so dünnen Hoffnungsschimmer geklammert, doch es gab keine Aussicht auf Rettung, das wusste ich und mit jeder weiteren Sekunde, die verstrich, näherte ich mich unaufhörlich meinem Ende.
    Wenn James zuließ, dass ich mich in einen Ubour verwandelte, dann hätte ich keine Gefühle mehr und würde nur meiner Blutgier folgen. Meine Augen weiteten sich vor Angst, als ich daran dachte.
    »Bitte«, flehte ich und schaute zu Aiden, der mich traurig anblickte. Wie schlimm musste diese Szene für ihn sein? Innerhalb weniger Stunden erlebte er zum zweiten Mal die gleiche Situation und verlor dabei Menschen, die er liebte. Aiden und Robert waren wie Brüder für mich geworden und nun auch noch seinen gequälten Gesichtsausdruck zu sehen, gab mir den Rest.
    »Wenn du mich liebst, dann tu es jetzt«, keuchte ich mit tränenerstickter Stimme und sah durch James Augen, mitten in sein Herz.
    Für einen Augenblick erwiderte er meinen Blick, dann stand er auf, ging zu der Kommode und nahm den Eisenpflock. Als er sich neben mich kniete, liefen dicke Tränen über seine Wangen und wir brauchten keine Worte, um uns unsere Gefühle mitzuteilen. Ob er auch sterben musste, wusste ich nicht. Vielleicht würde genau das eintreten, was er mir erzählt hatte? Womöglich war meine Verwandlung schon so weit fortgeschritten, dass wir keine Gefährten mehr waren, wenn er mich gleich töten würde. Dann könnte wenigstens James weiterleben.
    »Ich werde dich immer lieben«, versicherte er mir und strich mir ein letztes Mal mit der Hand über die Wange. Die Berührung war so zärtlich, dass ich noch heftiger zu weinen begann. Ich schmiegte mein Gesicht für einen kurzen Augenblick gegen seine warme Hand, dann nickte ich ihm zu, um ihm zu zeigen, dass er es jetzt tun sollte.
    »Und ich liebe dich«, sagte ich. James holte tief Luft, dann hob er die Hand mit dem Pflock, um ihn mir in mein Herz zu rammen. Ich versuchte mir sein Gesicht ein letztes Mal einzuprägen, dann schloss ich die Augen und wartete auf den Tod.
    »Nein«, schrie Aiden so laut, dass ich erschrocken die Augen öffnete. Er packte James Handgelenk, genau in dem Moment, in dem sein Arm nach unten schoss. Wir beide sahen ihn verwirrt an und keiner von uns verstand, warum er das getan hatte. Aiden kniete nun auch neben mir und musterte mein Gesicht. Einige tiefe Falten bildeten sich auf seiner Stirn, als er mir fest in die Augen sah.
    James folgte Aidens Blick, dann legte sich auch

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