Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
auf seine Züge ungläubiges Staunen.
»Sie zeigt keinerlei Anzeichen einer Verwandlung«, bemerkte Aiden und zog mit zwei Fingern meine Oberlippe zurück.
»Waf meinft du damif?«, versuchte ich zu fragen, doch ich bezweifelte, dass sie mich verstanden.
»Keine verlängerten Fangzähne«, stellte James fest, dann beugte er sich dicht über mein Gesicht und betrachtete meine Augen. »Auch an ihren Iriden ist nichts zu erkennen«, sagte er und plötzlich begann er, vor Freude laut zu lachen.
Ich verstand gar nichts mehr und sah abwechselnd zwischen den beiden Vampiren hin und her. Was war hier los? Robert hatte sich binnen zwei Minuten verwandelt und diese Zeit hatte ich längst überschritten. Zaghaft fuhr ich mit der Zunge über meine Schneidezähne und fühlte ... ich fühlte nichts. Nichts Außergewöhnliches, was mich hätte beunruhigen müssen. Ich war völlig verwirrt und meine Gedanken überschlugen sich, dann rappelte ich mich auf und ging zu einem Spiegel an der Wand.
»Keine schwarzen Augen«, murmelte ich. Sofort zog ich meine Lippe mit den Fingern nach oben, um einen Blick auf meine Zähne zu werfen. Nichts hatte sich verändert oder deutete darauf hin, dass ich mich verwandeln würde, aber wie war das möglich? Ich drehte mich langsam um und sah in zwei Augenpaare, die genauso ratlos dreinschauten wie ich.
»Wie kann das sein?«, flüsterte ich kaum hörbar. Aiden zuckte mit den Schultern und James kam zu mir und nahm mich in die Arme, ohne ein Wort zu sagen.
»Das würde ich auch gerne wissen«, grübelte Aiden laut und ließ mich dabei keine Sekunde aus den Augen. Sicher wollte er nur vorbereitet sein, falls eine Verwandlung doch noch einsetzen sollte.
»Vielleicht dauert es bei mir nur länger als bei den anderen«, mutmaßte ich, hoffte aber inständig, dass ich falsch lag. James schob mich etwas von sich, um mich besser betrachten zu können.
»Ich weiß nicht, warum du dich nicht verwandelst, aber es ist mir auch egal. Hauptsache ich verliere dich nicht.« Fast im selben Moment erstarrte er und ich befürchtete das Schlimmste.
Verwandelte ich mich jetzt doch?
»Was?«, rief ich hysterisch und warf einen Blick über meine Schulter in den Spiegel. Ich konnte nichts Ungewöhnliches erkennen und wandte mich wieder zu James. Er sah mich an, so traurig und niedergeschlagen, dass mir das Herz in der Brust schmerzte, dann drehte er sich von mir ab.
»James?« Meine Stimme war leise und unsicher, denn ich konnte mir nicht erklären, warum er plötzlich so bedrückt war. Er ließ sich in einen Sessel fallen und schlug die Hände vor sein Gesicht.
»Ich hätte dir um ein Haar den Pflock ins Herz gerammt, hätte Aiden mich nicht im letzten Moment aufgehalten.« Sofort war ich bei ihm und legte eine Hand auf seine Schulter.
»Du hast es aber nicht getan und außerdem hätte es mich nicht umgebracht«, beruhigte ich ihn und strich ihm über sein dunkles, samtiges Haar. Er hob den Kopf und sah mich an.
»Vielleicht doch«, widersprach er.
»Was?«, fragte ich irritiert.
»Du benötigst kein Blut, du kannst ohne Schutz ins Tageslicht und nun bist du auch noch gegen einen Ubour-Biss immun. Vielleicht stirbst du, wenn man dir einen Eisenpflock ins Herz schlägt. Vielleicht ist das der einzige Weg um dich zu töten, wer weiß das schon und ich hätte es um ein Haar getan«, flüsterte er und sackte wieder in sich zusammen.
»Du hast es aber nicht getan und solltest dir jetzt deshalb keine Vorwürfe machen. Wir dachten beide, dass ich mich verwandeln würde und du hattest gar keine andere Wahl. Denk nicht darüber nach, was hätte geschehen können. Ich bin hier bei dir und das ist alles, was zählt«, versicherte ich ihm.
Er sah auf und in seinem Blick erkannte ich all die Liebe, die er für mich empfand. Wir fielen uns in die Arme und keiner von uns wollte den anderen mehr freigeben, aus Angst, wir könnten uns doch noch verlieren.
James und Aiden blieben beide die nächsten Stunden bei mir, denn wir waren ja nicht sicher, ob nicht vielleicht doch noch eine Verwandlung einsetzte. Dies war mit Abstand die schlimmste Nacht in meinem Leben und ich konnte mich nicht erinnern, jemals zuvor, soviel Angst verspürt zu haben.
Laufend ging ich zum Spiegel und überprüfte meine Augen, dann setzte ich mich wieder aufs Bett und fasste ein paar Sekunden später an meine Schneidezähne. Diese Nacht zehrte an meinen Nerven, und als es schließlich hell wurde, hatten wir Gewissheit. Ich war immun.
Es
Weitere Kostenlose Bücher