Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
lustig«, blaffte ich sie an, während ich mir die Schulter rieb, dann bückte ich mich und hob den Holzpflock auf, der mir bei meinem Aufprall aus der Hand gefallen war.
»Sollen wir eine kurze Pause machen?«, wollte James wissen und musterte mich besorgt.
»Auf keinen Fall, wir probieren es gleich noch einmal«, brummte ich und stellte mich wieder auf meine Startposition. James schüttelte den Kopf und nahm wieder seinen Platz an der Wand ein, von dem aus er mich beobachtete und meinen Angriff analysierte. Aiden stand mir gegenüber, nur einige Meter entfernt und machte sich bereit mich abzuwehren.
Ich konzentrierte mich und überdachte in Gedanken noch einmal meine Vorgehensweise, dann holte ich ein letztes Mal Luft und ... erstarrte.
»Claire?«, hörte ich Aiden fragen, doch ich reagierte nicht. Wie aus dem Nichts war direkt hinter ihm die Gestalt aufgetaucht, die ich schon zuvor gesehen hatte. Diesmal jedoch war der Mann nicht blass oder durchscheinend, sondern wirkte wie eine real existierende Person. Sein kupferrotes Haar leuchtete wie Feuer und seine grünen Augen musterten mich eindringlich.
Ich spürte James Hand auf meiner Schulter. Als Aiden auf mich zueilte und mir die Sicht nahm, trat ich einen Schritt zur Seite, um den Mann nicht aus den Augen zu verlieren. Dann durchfuhr mich ein schrecklicher Gedanke und mein Puls beschleunigte sich. Jedes Mal wenn er mir erschienen war, hatte er mich vor den Ubour gewarnt. War er deswegen aufgetaucht? Befanden sich diese Kreaturen vielleicht schon in der Burg?
»Greifen sie uns an?«, meine Stimme war nur ein Krächzen, doch er verstand, was ich meinte, und schüttelte den Kopf. Bei meinen Worten wusste James augenblicklich, was gerade geschah und er stellte sich dicht an meine Seite.
»Du siehst ihn wieder, nicht wahr?«, fragte er leise. Ich war nicht fähig etwas zu sagen und nickte hölzern.
»Sind wir in Gefahr? Sind sie in der Nähe?«, wollte James wissen und seine Stimme war so angespannt, wie ich es selten zuvor gehört hatte.
»Nein, anscheinend nicht«, antwortete ich und meine Anspannung löste sich ein wenig.
»Was will er dann?«, erkundigte sich Aiden, der wie gebannt in die Richtung starrte, wo der Fremde stand. Doch er schien nichts außer der Wand zu sehen.
»Warum bist du hier? Weshalb kann nur ich dich sehen und was willst du?« Der Mann lächelte. Dann wurde es um ihn herum heller, so als ob grelles Licht seinen Körper umfloss. Und dann verschwand der Lichtschein so plötzlich, wie er gekommen war.
»Heilige Scheiße«, rief Aiden und trat erschrocken einen Schritt zurück. Auch James zuckte kurz zusammen. Ich drehte den Kopf zu ihnen und blinzelte verdutzt.
»Könnt ihr ihn sehen?« Doch nicht James oder Aiden beantworteten mir diese Frage, sondern der schwarz gekleidete Mann.
»Ich dachte, es ist glaubhafter, wenn ich ihnen auch erlaube, mich wahrzunehmen. Schließlich will ich nicht der Grund dafür sein, dass man dich am Ende noch für verrückt hält«, erklärte er mit einer tiefen, samtigen Stimme. Ich benötigte einen Moment, um mich wieder zu sammeln und dann wurde ich wütend. Ich hatte genug von diesem Versteckspiel und das ließ ich den Fremden spüren.
»Das ist sehr nobel von dir, aber vielleicht erklärst du uns erst, wer du bist?«, erwiderte ich barsch.
»Mein Name ist Bright.« Er machte eine tiefe Verbeugung, ließ mich dabei aber nicht aus den Augen. Ich hatte diesen Namen schon einmal gehört, doch wo war das gewesen? Ich biss mir auf die Unterlippe, bis es schmerzte, und dachte angestrengt nach. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich tastete verzweifelt nach James Arm, denn meine Knie waren weich geworden.
»Der Schattenwächter?«, flüsterte ich ungläubig. Bright nickte zustimmend und trat nun einen Schritt auf mich zu. Sofort zog James mich hinter sich.
»Was willst du von Claire?«, fragte er mit einer gehörigen Portion Argwohn. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und spähte über James Schulter auf Bright, der stehen geblieben war.
»Ich will ihr helfen ihre Macht zu beherrschen.«
»Sie beherrscht ihre Fähigkeiten sehr gut und braucht keine Hilfe.« James' grimmige Gesichtszüge hätten jedem anderen Mann Angst eingeflößt, doch Bright lächelte nur sanftmütig. Es schien ihn zu amüsierten, dass James glaubte, mich beschützen zu können. Und dennoch war sein Lächeln auch wohlwollend, so als hätte er nichts anderes von James erwartet.
»Oh doch, sie braucht meine
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