Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
eigenen Mantel, dann machten wir uns auf den Weg nach unten.
In der Eingangshalle hatten sich bereits die meisten Vampire eingefunden und vom Hof her konnte ich das Aufheulen mehrerer Motoren hören. Als ich zur Tür trat und nach draußen sah stutzte ich, denn um mich herum war es dunkel. Dann bemerkte ich den kleinen Anbau, der vorher nicht dagewesen war.
Man hatte eine ungefähr vier Meter lange Konstruktion aus Stangen aufgebaut, die direkt von der Eingangstür bis auf den Hof reichte. Dann hatte man alles mit einem schwarzen, blickdichten Stoff überzogen, womit eine Art Tunnel entstand. So konnte das Tageslicht den Vampiren nichts anhaben, wenn sie in ihre Fahrzeuge stiegen, die allesamt schwarz getönte Scheiben hatten.
Ich lief hindurch, bis ich schließlich mitten im Hof stand und die Geländewagen erkannte.
»So gehen wir kein Risiko ein, dass jemand sich durch das Tageslicht Verletzungen zuzieht«, erklärte James hinter mir, der im Schutz des Tunnels stand. Da er seinen Blutrubin nicht trug, war er genauso anfällig gegen das Licht, wie jeder andere Vampir auch, außer Aiden und mir.
»Ihr habt wirklich an alles gedacht«, lobte ich ihn, als ich mit ihm zurück in die Eingangshalle trat.
»Wir sind ja schließlich keine Grünschnäbel«, brummte er und nahm mich an der Hand.
»Wo willst du hin?« , wollte ich wissen.
»Wir sollten unsere Schwerter holen oder willst du dich nur auf deine Eisenpflöcke verlassen?« Ich blieb stehen und sah mich kurz unter den anwesenden Vampiren um, die in mehreren Gruppen zusammenstanden und sich angeregt unterhielten. Die meisten von ihnen hatten tatsächlich zu ihren Pflöcken auch noch ihr Schwert umgeschnallt und ich sah fragend zu James.
»Was nutzt uns ein Schwert, wenn wir die Ubour damit nicht töten können?« James zog mich weiter mit sich zum Arbeitszimmer, während er antwortete.
»Du kannst sie durch eine Enthauptung nicht töten, aber du kannst die Zeit, die der Kopf benötigt, bis er nachgewachsen ist, nutzen und sie pfählen. Glaub mir, der Moment wird kommen, wo du froh über dein Schwert sein wirst.
Um einen Ubour zu pfählen, musst du sehr nah an ihn heran, und wenn du mehrere Gegner hast, kann dir das schnell zum Verhängnis werden. In so einem Fall nutzt du dein Schwert«, erklärte er und schloss die Tür von innen. Dann trat er an seinen Schreibtisch, wo das Schwert lag, welches sonst hinter ihm an der Wand hing. Wie es schien, war es noch einmal geschliffen worden, die Klinge sah jedenfalls gefährlich scharf aus.
Mit einigen wenigen Handgriffen hatte er die Rücken-Halterung umgeschnallt, die über den Schultern und unter den Armen verlief und auf der Brust mit zwei Karabinern miteinander verbunden wurde. So konnte man dem Gurt schnell an- und ablegen, ohne viel Zeit zu verlieren.
James nahm das Schwert und ließ es zielsicher in die Schwertscheide an seinem Rücken gleiten. Kein Zweifel, dieser Mann wusste, wie man mit einer solchen Waffe umging. Ich sah mich suchend im Zimmer um und fragte mich, wo mein Schwert war. Hatte ich es etwa im Übungsraum vergessen oder wurde es von einem anderen Vampir benutzt?
James ging zu einem Schrank und öffnete die Tür, dann zog er ein Schwert heraus und legte es mir vorsichtig in die Hände. Das war eindeutig nicht die Waffe, mit der ich sonst immer trainierte, soviel war klar. Außerdem sah es völlig unbenutzt und neu aus. Es war auch um einiges kleiner als das riesige Ding, mit dem ich mich immer abmühen musste.
»Ich habe es für dich anfertigen lassen«, erklärte James, während ich den wundervoll verzierten Griff näher betrachtete.
Dort waren sagenhafte Ornamente eingraviert, und als ich genauer hinsah, erkannte ich eine verschnörkelte Schrift. Ich drehte das Schwert, um diese zu entziffern, und während ich las, sprach ich die Worte laut aus.
»Claire Graham.« Ich sah auf und James schenkte mir ein schiefes, leicht unsicheres Lächeln.
»Ich dachte, wenn das alles hier vorbei ist, sollten wir den nächsten Schritt wagen«, sagte er sanft. Ich starrte ihn mit offenem Mund an, sah erneut auf die Gravur und erst dann begriff ich, was er mir damit sagen wollte.
»Hast du, … war das … du willst ... «, stammelte ich unbeholfen. Er kam zu mir, strich mir eine lose Haarsträhne hinter das Ohr und sah mich eindringlich an.
»Ja, das war ein Heiratsantrag. Wir sind zwar bereits Gefährten, aber ich möchte gerne, dass du meinen Namen trägst. Jeder soll sofort wissen, dass du zu mir
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