Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
mich wieder zurück in meine sitzende Position auf den Boden drückte.
»Es ist besser, du bleibst, wo du bist. Der Blutverlust wird dich schwächen und wir wollen doch nicht, dass du uns umkippst«, erklärte er und ich tat, was er sagte. Dann schwieg er und trat peinlich berührt von einem Fuß auf den anderen, so als wäre ihm das, was er mir jetzt sagen wollte, sehr unangenehm.
»Was ist?«, wollte ich wissen. Er druckste etwas herum und presste die Lippen zusammen, dann holte er tief Luft.
»Sollen die anderen, … also möchtest du, dass sie an deinem Hals trinken?«, stammelte er.
»Ganz sicher nicht«, rief James aufgebracht. »Wir nehmen ihr Handgelenk«, entschied er mit resoluter Stimme. Rufus sah mich fragend an, doch ich nickte nur kurz.
Es war mir egal wo sie tranken, meinetwegen konnten sie auch an meinem großen Zeh nuckeln, Hauptsache es war schnell vorbei. Der Gedanke, dass ich wildfremde Vampire von mir trinken ließ, war irgendwie eigenartig und auch ein wenig widerlich.
Bisher hatte ich nur James von meinem Blut kosten lassen und es war für uns beide eine äußerst intime Angelegenheit. Dies nun mit Fremden zu teilen, behagte mir ganz und gar nicht, aber ich wusste, dass uns nichts anderes übrig blieb.
»Du zuerst«, bat ich James und hielt ihm mein Handgelenk direkt vor seinen Mund. Er nahm meine Hand und zog sie ganz sanft zu sich, wendete dabei den Blick jedoch keine Sekunde von meinen Augen ab.
Dann spürte ich einen kurzen stechenden Schmerz, der jedoch so schnell wieder verging, wie er angefangen hatte. Ein wohliges Gefühl durchzog meinen ganzen Körper, als James von meinem Blut trank und während ich ihn dabei beobachtete, schloss er die Augen.
In diesem Augenblick, der nur uns beiden zu gehören schien, vergaß ich alles um mich herum und die aufmerksamen Blicke der umherstehenden Vampire waren mir völlig egal. Doch der Moment währte viel zu kurz, denn schon nach einigen Sekunden lösten sich James Lippen von meiner Haut und er schenkte mir ein zaghaftes Lächeln.
Er schloss die Wunde nicht wie sonst, indem er mit seiner Zunge darüberfuhr, sondern drehte den Kopf und nickte Rufus stillschweigend zu.
Dieser gab Sille das Zeichen und sie setzte sich neben mich. Ich war froh, dass sie die Erste war, die nach James von meinem Blut trank und nicht irgendein fremder Vampir. Als sie ihre Lippen nicht auf mein Handgelenk presste, sondern sich mit offenem Mund darunter beugte, so dass mein Blut in ihre Kehle lief, ohne dass sie meine Haut berührte, war ich ihr sehr dankbar. Alle anderen, die nach ihr kamen, taten es ihr gleich. Sie respektierten mit dieser Geste meine Intimsphäre und ich selbst fühlte mich ihnen nicht hilflos ausgeliefert.
Ich spürte den Blutverlust und somit die beginnende Schwächung meines Körpers, als Balthasar an der Reihe war. Er presste seine Finger auf die Wunde, als er mein Handgelenk festhielt und unterbrach somit den Blutfluss, dann sah er mich eindringlich an.
»Ich weiß nicht, wie ich dir das jemals vergelten kann, was du für uns und mich tust, aber ich schwöre, dass ich ohne zu zögern mein Leben für das deine gebe, wenn ich dich damit retten kann.« Seine Stimme war leise und sanft und seine Worte berührten mein Herz, dann entfernte er seine Finger und trank.
Als nur noch Evan übrig war, der als Einziger noch kein Blut zu sich genommen hatte, hätte ich ihm an liebsten meinen Arm entzogen. Ich mochte den Vampir mit dem vogelartigen Gesicht nicht und empfand nur Abneigung und Abscheu für ihn. Ich vermutete immer noch, dass er uns irgendetwas verheimlichte.
Aber es war eben nur eine Vermutung und ich hatte keinerlei Beweise, deshalb ließ ich ihn gewähren, als er mein Handgelenk hob und der kleine Blutstrahl in seinen geöffneten Mund lief.
»Das ist mehr als genug«, hörte ich James sagen, der nach einiger Zeit meinen Arm griff und ihn von Evan wegzog.
Evan zuckte kurz mit den Schultern und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund, anschließend stand er auf und verschwand, ohne ein Wort des Dankes.
»Arrogantes Arschloch«, hörte ich James murmeln, der sanft mit seiner Zunge über die Wunde fuhr und sie somit schloss.
Erschöpft lehnte ich meinen Kopf gegen die kalte Felswand und schloss die Augen. Mir war schwindelig und alles um mich herum drehte sich. Wie viel Blut hatten sie mir genommen? Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich in James besorgtes Gesicht.
»Wie geht es dir, mein Engel«, wollte er wissen und
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