Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
den Geistern zu, die stumm nickten und eine Sekunde später in der Dunkelheit verschwunden waren.
Schweigend folgten wir Vasili und achteten auf jedes noch so kleine Geräusch um uns herum. Doch da war rein gar nichts zu hören. Als der Tunnel etwas enger wurde, so dass wir nur einzeln hindurchpassten, zwängte sich Balthasar hinter mich. Er bildete nun das Schlusslicht und ich war von allen Seiten geschützt.
Irgendwann verbreiterte sich der Gang wieder und sofort war James an meiner Seite. Mit erhobenem Schwert in der Hand, jederzeit bereit mich zu verteidigen.
Als die erste Abzweigung vor uns auftauchte, blieben wir stehen und nur Vasili trat einige Schritte nach vorne, um zu überprüfen, ob von dort Gefahr lauerte. Als er nichts ausmachen konnte, gab er uns ein Zeichen und wir marschierten weiter.
Während ich den Parallel-Gang passierte, warf ich einen Blick in die Dunkelheit und erschauderte, als ich meinte, etwas gesehen zu haben. Hatte sich dort gerade etwas bewegt? Ich kniff die Augen zusammen und konzentrierte mich, doch anscheinend hatte ich mich getäuscht.
»Was ist?«, hörte ich James fragen, der nun ebenfalls in die Finsternis starrte.
»Nichts, ich hab anscheinend schon Halluzinationen«, erklärte ich leise. Es war kein Wunder, denn jeder Nerv in meinem Körper war zum Zerreißen angespannt. Die Ubour könnten jeden Augenblick angreifen und dann hing alles von mir und diesem dämlichen Licht ab.
Bei den folgenden drei Abzweigungen lief es genauso wie zuvor. Wir blieben stehen und Vasili überzeugte sich davon, dass die Luft rein war. Kurze Zeit später sahen wir einen Lichtschein und dann lag der Höhleneingang direkt vor uns. Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Wir hatten es geschafft. Die Ubour hatten nicht angegriffen und wir befanden uns in Sicherheit.
Als ich hinaus in die Sonne trat, atmete ich tief die frische Morgenluft ein. Mit einem Mal bemerkte ich, dass nur Aiden und ich uns vor der Höhle befanden. Erschrocken drehte ich mich um und sah meine vier Begleiter am Höhleneingang stehen und zögern.
Anscheinend waren sie sich nicht ganz sicher, ob mein Blut in ihren Adern wirklich wirkte und ihnen Schutz bot. Aiden konnte, wie ich, unbeschadet am Tag nach draußen, aber die anderen waren auf den Schutz meines Blutes angewiesen, um zu überleben. Alle starrten auf den Boden vor sich, wo nur einen Meter entfernt, die Sonne ihre Strahlen auf den felsigen Untergrund warf.
»Einer muss ja wohl den Anfang machen«, brummte Vasili mit seinem bulgarischen Akzent und machte einige Schritte nach vorn, bis die Sonnenstrahlen, die untere Hälfte seines Körpers erreicht hatten, dann blieb er wie angewurzelt stehen und wartete ab. Sein Adamsapfel bewegte sich, als er laut schluckte, doch nachdem auch nach weiteren fünf Sekunden nichts Außergewöhnliches geschehen war, drehte er sich zu den anderen und grinste.
Dann wagte James sich in die Sonne und auch Balthasar trat nach vorn, der sich am ganzen Körper betastete und dann freudig kicherte, als er sich vergewissert hatte, dass jeder Zentimeter an ihm noch heil war.
»Kann ich bei dir eine tägliche Ration Blut bestellen?«, sagte er scherzhaft grinsend. Als er jedoch James düsteren Blick sah, verschwand sein Lächeln sofort wieder. »War nur Spaß«, murmelte er leise und sah sich aufmerksam um. »Anscheinend ist hier niemand oder was sagt ihr?«
Ich sah zu James, der mit zusammengekniffenen Augen auf den Höhleneingang starrte und kaum merklich den Kopf schüttelte.
»Irgendetwas ist hier faul. Das Ganze gefällt mir gar nicht.« Vasili zuckte kurz mit den Schultern und kräuselte seine Lippen.
»Lass uns nicht darüber nachdenken, sondern zusehen, dass wir die Anderen hier raus bringen, solange die Luft rein ist«, stellte er fest. Ohne ein weiteres Wort drehten wir uns um und rannten zurück in die Höhle.
»Los, beeilt euch«, wies Vasili die zurückgebliebenen Vampire an und schob den Ersten, den er zu fassen bekam, durch den engen Spalt hinaus in die Höhle.
Nach und nach lichteten sich die Reihen, bis nur noch James, Vasili, Aiden, Balthasar, Sille und ich übrig waren.
»Lasst uns schnell verschwinden«, verkündete Aiden und zwängte sich hinaus. Anschließend griff James meine Hand und zog mich hinter sich durch die Öffnung. Ich konnte kaum glauben, dass es so einfach war und wir in wenigen Augenblicken in Freiheit sein würden.
Die Ubour konnten uns nicht ins Tageslicht
Weitere Kostenlose Bücher