Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
ich ein kratzendes Geräusch aus einem der hintersten Winkel hörte. Ich sah von meiner Lektüre auf.
Es klang, als schiebe jemand etwas über einen rauen Untergrund. Die Laute kamen eindeutig vom Regal, das sich im entlegensten Teil der Bibliothek befand. Ich schob den Stuhl zurück und stand vorsichtig auf. Langsam und weiterhin aufmerksam lauschend bewegte ich mich auf das Geräusch zu.
Mein Blick schweifte über das letzte Regal, welches die Wand der Bibliothek zierte und verharrte auf der obersten Reihe. Hier standen sehr alte Bücher, die teilweise in einer mir unbekannten Sprache verfasst worden waren. Daher hatte ich noch keines dieser Werke genauer untersucht und meine Aufmerksamkeit stattdessen den Lektüren im vorderen Bereich gewidmet, die nicht ganz so alt und gut lesbar waren.
Alle Bücher standen fein aneinandergereiht, so als hätte man sie mit Hilfe eines Lineals zusammengestellt. Die Vorderkante der Buchreihe bildete eine perfekte Linie.
Bis auf ein Buch, das einige Zentimeter herausragte. Irgendjemand hatte anscheinend in diesem Buch gelesen und es nicht korrekt ins Regal zurückgestellt.
Stirnrunzelnd kniff ich die Augen zusammen und konzentrierte meinen Blick auf den Buchrücken, um den Titel in Erfahrung zu bringen, doch da stand nichts. Ich war kurz davor, es einfach nur fein säuberlich in die Reihe zurückschieben und mich dann wieder meiner eigenen Lektüre zu widmen, doch meine innere Stimme sagte mir, dass dieses Buch wichtig war.
Ich zog einen kleinen Fußschemel heran und stieg zwei Stufen hinauf. Weit genug, damit ich es mit meiner Hand erreichen konnte. Dann griff ich danach und zog es vorsichtig heraus.
Ich stieg wieder nach unten und ging zurück zu meinem Lesetisch. Dort angekommen untersuchte ich den Einband genauer, aber nirgendwo war etwas über den Titel, oder den Autor zu lesen. Der dunkelbraune Ledereinband glänzte speckig und war durch die häufige Benutzung bereits sichtlich abgegriffen. Das Einzige, was ihn zierte, war ein Symbol auf der Vorderseite.
Dabei handelte es sich um einen vergoldeten Kreis, der wie mir schien aus keltischen Symbolen bestand. In der Mitte des Kreises befand sich ein tiefroter Tropfen. Bei genauerem Hinsehen jedoch erkannte ich, dass der Tropfen aus vielen kleinen Facetten bestand, die ihm das Aussehen eines Edelsteines verliehen.
Erschrocken ließ ich das Buch vor mich auf den Tisch fallen und starrte auf den Einband. War es möglich, dass dieser Tropfen einen Blutrubin symbolisieren sollte? Plötzlich war mein Mund staubtrocken und meine Kehle fühlte sich an, als hätte ich Sand geschluckt. Alles in mir weigerte sich, weiter über diese Vermutung nachzudenken. Das Beste wäre, wenn ich das Buch einfach wieder an seinen Platz stellen und es so schnell wie möglich vergessen würde.
Doch das konnte ich nicht. Das Bild auf dem Einband zog mich magisch in seinen Bann. Irgendwo hatte ich es schon einmal gesehen, doch mir wollte beim besten Willen nicht einfallen, wo das gewesen war. Die Blutrubine, mit denen ich bisher Bekanntschaft gemacht hatte, waren allesamt wie runde Brillanten geschliffen gewesen und sahen dem auf dem Buch in keiner Weise ähnlich.
Allein die bloße Vermutung, der Inhalt des Buches könnte etwas mit einem Blutrubin zu tun haben, ließ mich erschaudern. Alle Blutrubine, mit denen ich es bisher zu tun gehabt hatte, hatten nichts als Ärger und Verlust gebracht. Sicher, dank einem von ihnen war es mir möglich gewesen, James zu retten, aber vorher hatten wir Robert und viele andere Freunde verloren. Außerdem waren sie alle vernichtet worden. Ich hatte mit dem Kapitel abgeschlossen und wollte nichts mehr damit zu tun haben.
Ich zögerte kurz, dann holte ich tief Luft und schlug das Buch mit zitternden Händen auf. Gleich auf der ersten Seite fiel mir ein handschriftlicher Eintrag auf, der aus verschiedenen Buchstaben und Zahlen bestand, die für mich jedoch überhaupt keinen Sinn ergaben. Darüber stand: " Codex Hostimentum " .
Eine ganze Weile starrte ich auf die Zeilen und versuchte zu verstehen, was der Verfasser damit hatte zum Ausdruck bringen wollen. Doch je länger meine Augen auf dem Wirrwarr verweilten, umso ratloser wurde ich. Egal wie ich die Buchstaben auch drehte, sie ergaben keinerlei Sinn.
Nach einiger Zeit sah ich alles nur noch verschwommen und mein Hirn schaltete endgültig ab. Ich war noch nie ein Genie gewesen, was Rätsel betraf, ganz zu schweigen von irgendwelchen
Weitere Kostenlose Bücher