Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
Arm, denn ich würde es ganz sicher nicht mehr aus den Augen lassen. Außerdem wollte ich auch noch mit James über meinen Verdacht sprechen, denn das hatte ich immer noch nicht gemacht. Vielleicht hatte er ja schon einmal etwas von diesen mysteriösen Quellen gehört und konnte mir bei dem Eintrag weiterhelfen.
Kapitel 5
James saß neben mir auf dem Bett und blätterte konzentriert in dem Buch. Dabei bildete sich immer eine tiefe Falte auf seiner Stirn, die plötzlich wieder verschwand und dann erneut auftauchte. Den Teil, in dem die Quellen der Macht beschrieben waren, las er sehr aufmerksam. Anschließend hob er den Kopf und sah mich an.
»Ich habe noch niemals etwas von diesen Quellen gehört«, gestand er.
»Weißt du wenigstens, woher dieses Buch stammt?«, wollte ich wissen und deutete mit dem Finger auf den speckigen Einband. Er schüttelte bedauernd den Kopf.
»Keine Ahnung. Anscheinend befand es sich schon immer in der Bibliothek. Ich weiß leider auch nicht, wie es in den Besitz unserer Familie gekommen ist. Abgesehen davon wusste ich nicht einmal etwas von seiner Existenz. Du sagst es stand in einem der hinteren Regale?«, wollte er wissen. Ich nickte.
»Ja, und es hat Geräusche gemacht«, erklärte ich eifrig.
»Es hat Geräusche gemacht?« James zog die Augenbrauen nach oben.
»Ja, sonst wäre ich ja gar nicht erst darauf aufmerksam geworden. Es war eine Art Kratzen, so wie es klingt, wenn jemand ein Buch aus einem Regal zieht«, versicherte ich ihm. James sah mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Ich rollte mit den Augen und hob fuchtelnd die Hände in die Höhe.
»Wenn ich es dir doch sage. Als ich dem Geräusch gefolgt bin, habe ich es sofort gesehen, denn es war schon halb herausgezogen. Es schien als wollte jemand, dass ich dieses Buch finde.« Er rieb sich das Kinn und machte ein nachdenkliches Gesicht.
»Und du bist dir sicher, dass niemand sonst in der Bibliothek war?«, wollte er wissen.
»Ganz sicher. Ich war völlig allein«, antwortete ich.
»Vielleicht sollten wir jemanden suchen, der uns weiterhelfen kann«, grübelte er. Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, da wusste ich schon, wen er meinte.
» Baobhan Shin«, kam es über meine Lippen. Er nickte.
»Wenn jemand etwas über diese Quellen weiß ...«, er deutete auf das Buch auf seinem Schoß. »… dann ist es Baobhan Shin.«
James hatte recht. Baobhan Shin wusste mehr als jeder andere und das nicht zuletzt durch ihre Gabe als Seherin. Sie war außerdem einer der ältesten Vampire und es gab kaum eine Frage, die sie nicht beantworten konnte.
Einzig die Tatsache, dass sie für ihre Dienste einen Preis verlangte, der nichts mit Geld zu tun hatte, verursachte mir ein flaues Gefühl in der Magengegend. Andererseits, was wollte sie mir noch nehmen? Meine Unsterblichkeit und meine Gaben waren bereits verschwunden und etwas anderes hatte ich nicht zu bieten. Nur meine Liebe zu James. Gedankenversunken schüttelte ich den Kopf.
»Claire?« James sah mich besorgt an. Ich blinzelte und zwang mich zurück in die Realität.
»Hört das eigentlich niemals auf?«, fragte ich leise.
»Was meinst du?«
»Na, einfach alles. Diese ganze Unruhe in unserem Leben. Erst die Sache mit Kimberly in New York, dann die Ubour und jetzt sieht es ganz danach aus, als wäre schon wieder jemand hinter mir her. Manchmal glaube ich, ich ziehe das Unglück magisch an. Wird das immer so bleiben, oder werden auch wir irgendwann einmal zur Ruhe kommen und unser Leben genießen dürfen?« James antwortete nicht sofort, sondern zog mich in seine Arme. Er strich mir sanft über den Rücken und legte sein Kinn auf meinen Kopf.
»Du ziehst das Unglück nicht an, Claire. Es liegt nur daran, dass du etwas Besonderes bist. Und jeder will etwas Besonderes zu seinem Besitz zählen. Viele sind ihr ganzes Leben nur auf der Suche nach Macht und Ruhm und einige denken, dass sie dieses Ziel mit deiner Hilfe schneller erreichen. Du bist zwar jetzt wieder sterblich, aber das bedeutet nicht, dass du deswegen ein ganz normaler Mensch bist.« Ich löste mich aus seiner Umarmung und sah ihn an.
»Wie meinst du das?«
»Du hast deine Gaben und deine Unsterblichkeit gegeben um mich zu retten, aber dein Blut ist noch immer das eines Schattenwächters. Es ist dir zwar nicht mehr möglich das Licht zu rufen, aber in deinen Adern fließt immer noch diese geheimnisvolle Magie. Das wird dir auch keiner nehmen können«, antwortete er und
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