Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
nach hinten, bis ich das Gefühl hatte, meine Kopfhaut würde sich vom Schädel lösen. Ich schrie laut auf vor Schmerz.
»Lass sie sofort los«, hörte ich jetzt eine andere Stimme. Sie klang tief und bedrohlich. Mein Herz machte einen Freudensprung, als ich begriff, dass es James war. Sofort lockerte sich der Griff des Ubours und ich sprang geistesgegenwärtig einige Schritte zur Seite. Dann hörte ich nur noch Gebrüll und überall um mich herum sah ich plötzlich nur noch schemenhafte Bewegungen. Meine Augen konnten nicht unterscheiden, wer Gut und wer Böse war.
Kurz entschlossen rannte ich zu einer der Mauer-Ruinen, vielleicht war es aber auch nur ein ordinärer Steinhaufen und versteckte mich dahinter. Auf allen Vieren kauerte ich am Boden und rutsche gerade soweit an den Rand, dass ich mit einem Auge erkennen konnte, was geschah. Für einen kurzen Moment glaubte ich, Balthasar zu erkennen, war mir dann aber nicht mehr sicher. Hektisch suchte ich nach James, doch es war alles so undeutlich, als würde ich mich unter Wasser befinden. Die Gestalten bewegten sich zu schnell für mein menschliches Auge.
Augenblicklich begann mein Herz zu rasen, als mir bewusst wurde, wie gefährlich die Situation für meine Vampire war. Ein einziger Biss eines Ubours genügte, um einen Vampir in ein solches Monster zu verwandeln. James war ein solches Ungeheuer gewesen, bis es mir gelungen war, ihn durch einen Handel zu befreien. Mir wurde ganz übel. Andererseits waren sie zu viert, denn mein Vater war bei ihnen, redete ich mir ein und er konnte weder sterben, noch verwandelt werden.
Ich riskierte einen erneuten Blick und wagte mich ein Stück weiter hervor, als ich plötzlich etwas Großes auf mich zufliegen sah. So schnell es mir möglich war, hechtete ich wieder hinter den Steinhaufen.
Im nächsten Moment krachte ein schwerer Körper über mir in die Überreste der Mauer. Ich reagierte nicht schnell genug, und noch bevor ich meinen Kopf mit den Armen schützen konnte, prallten faustgroße Steine von oben herab. Einer davon traf mich genau auf der Stirn. Ein stechender Schmerz durchfuhr mich und ich sah kleine silberne Punkte vor mir in der Luft tanzen.
Dann erkannte ich den Ubour, der sich gerade neben mir wieder aufrappelte. Es war der große, Schwarzhaarige. Als er mich sah, hielt er in der Bewegung inne und musterte mich. Anscheinend war er sich unschlüssig, was er tun sollte. Dann drehte er den Kopf ruckartig nach vorn, fletschte die Zähne und stürzte sich wieder in den Kampf. Keuchend und mit rasendem Herz kroch ich einige Meter weiter, in den Schutz einer weiteren Ruine. Schwer atmend lehnte ich mich gegen die harten Steine und schloss die Augen.
Ich spürte, wie etwas Warmes über mein rechtes Auge lief, und fuhr vorsichtig mit den Fingern zu meiner Stirn. Als ich genau die Platzwunde ertastete, zuckte ich kurz zusammen, dann betrachtete ich meine blutroten Fingerspitzen. Ich hatte in meiner kurzen Zeit mit James schon so viele Verletzungen davongetragen, dass eine Platzwunde mir wie ein kleiner Kratzer vorkam und ich ihr keine weitere Beachtung schenkte. Außerdem war mein Adrenalinspiegel so hoch, dass der richtige Schmerz erst einsetzen würde, wenn alles vorbei war und ich mich wieder beruhigt hatte.
Als ich mich wieder auf den Kampf hinter mir konzentrieren wollte, bemerkte ich, dass es mit einem Mal ganz still war und mein Herz setzte für einen Schlag aus. Ich war gerade dabei, mir etwas mehr Sicht zu verschaffen, indem ich seitlich aus meinem Versteck kroch, als plötzlich, wie aus dem Nichts, eine Gestalt vor mir kniete. Da mir jetzt Blut in beide Augen lief, erkannte ich nicht, um wen es sich handelte. Deshalb begann ich zu brüllten wie ein Fischhändler und verlangte meinen Stimmbändern dabei alles ab. Während ich wie eine Besessene schrie, schlug und trat ich nach allem, was mir in die Quere kam.
»Claire, hör auf«, beruhigte mich James und packte meine wild umherschlagenden Fäuste. Als ich seine Stimme erkannte, entspannte ich mich umgehend und sackte weinend in mich zusammen. James zog mich behutsam in seine Arme und strich mir sanft über das Haar, während er beruhigend auf mich einredete.
»Pssst, alles ist in Ordnung, mein Engel«, versicherte er mir. Kurz darauf waren auch die anderen bei uns und ich erkannte meinen Vater, der neben mir in die Hocke gegangen war und mich besorgt musterte.
»Das wird jetzt vielleicht etwas weh tun«, erklärte er und zog ein Taschentuch aus seiner
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